Mißhandlung zweier jugendlichen Roma
durch Polizei und Bedienstete der FVV


An das Präsidium der Kripo Ffm.

An die Geschäftsleitung der FVV
An die Presse in Frankfurt am Main

Mit Empörung hat die Roma-Union Frankfurt am Main e. V., Verband für Hessen, von der Mißhandlung zweier Jugendlicher Roma durch die Polizei und einem völlig ungerechtfertigten, überzogenen Kontrollverhalten von FVV-Bediensteten erfahren (FR vom 19.5.94).

Offensichtlich reicht es heutzutage nicht mehr alleine aus, einen gültigen Fahrschein zu besitzen, sondern die richtige Hautfarbe und das passende Aussehen ist ebenso notwendig.
Wenn einer von solchen Kriterien geprägten Kontrolle dann noch das Anlegen von Handschellen durch die Polizei und die Inhaftierung in Einzelzellen bis zum Abend auf den Fuß folgt, wohlgemerkt, ohne daß ein Delikt vorlag, so bedarf der Vorgang keiner weiteren Erklärung. Daß die Lehrerinnen der beiden Schüler, die sich über die beschriebenen Verhaltensweisen auf dem zuständigen 6. Revier beschwerten, auf Ignoranz und Abweisung stießen, vervollständigt das Bild.

Die Roma-Union erinnert in dem Zusammenhang u. a. an die Untätigkeit und Billigung gegenüber neonazistischen Gewalttätern durch die Polizei in Magdeburg, an die Mißhandlung des Vorsitzenden unseres Vereins, Herrn Böttcher, durch einen Kripo-Beamten aus Frankfurt am Main und den Überfall auf die Familie des Vorsitzenden der Roma und Cinti Union in Hamburg durch ein Sondereinsatzkommando. In den beiden letzten Fällen ist neben der Klage der betroffenen Organisationen RUF und RCU auch mittlerweile ein Untersuchungsverfahren durch amnesty international hinsichtlich polizeilicher Übergriffe gegenüber MigrantInnen in der BRD anhängig. 

Mehr denn je wird deutlicher, daß sich Ordnung hierzulande wohl vor allem, soweit Nicht-Deutsche und nicht zuletzt Roma betroffen sind, dadurch kennzeichnet, Opfer zu Tätern zu machen und Täter zu schützen. 

Die Roma-Union fordert dienstrechtliche Konsequenzen für die betroffenen Polizisten und die Angestellten der FVV sowie die rückhaltlose Offenlegung aller Vorgänge. 


i. A. Joachim Brenner
Frankfurt am Main, den 26.5.94