Kripo-Überfall auf Mitglied der Roma-Union-Frankfurt


An die Presse in Frankfurt am Main
An das Präsidium der Kripo Ffm.

Am 7.3.94, vormittags, klingelten zwei Kriminalbeamte in Zivil an der Wohnung von Herrn Hans-Georg Böttcher, einem Mitglied der Roma-Union Frankfurt.

Ohne Vorzeigen eines Durchsuchungsbeschlusses drangen die Beamten in die Wohnung ein. Auf Fragen von Herrn Böttcher, was das soll, wurde keine Antwort gegeben. Nachdem alle Zimmer durchsucht wurden, wurde Herr Böttcher und seine Frau aufgefordert, ihre Personalausweise zu zeigen. Herr Böttcher tat dies, wies erneut auf die Unrechtmäßigkeit der Vorgehensweise hin und verlangte eine Erklärung. Ein Kriminalbeamter des Einsatzkommandos, gemäß Dienstausweis der Beamte Reiß vom Revier K 53, forderte Herr Böttcher daraufhin auf, den Ausweis aus der Klarsichthülle zu nehmen. Als dies mit dem Hinweis, daß das Ausweispapier doch kenntlich sei, verweigert wurde, griff der Beamte Reiß Herrn Böttcher an, würgte ihn und stieß ihn mit aller Gewalt gegen den Türpfosten. Herr Böttcher wurde bewußtlos. Als er wieder zu sich kam, versuchte er vergeblich die Vorgesetzten des Beamten telefonisch zu erreichen, um sich über die Vorgehensweise zu beschweren.
Nachdem die Beamten nichts gefunden hatten verließen sie die Wohnung. Der Beamte Reiß reagierte hierbei auf den Protest des Sohnes von Herrn Böttcher, der sich über den Einsatz und die Verletzung seines Vaters erneut beschwerte, mit den Worten "leck mich am Arsch".

Die Verletzungen von Herrn Böttcher wurden gleichentags noch ärztlich attestiert und die Vorgehensweise der Kripo, insbesondere die vom Beamten Reiß, wird von Zeugen bestätigt. 
Herr Böttcher hat unmittelbar nach den Ereignissen neben dem Arzt auch seinen Rechtsanwalt konsultiert und wird Strafanzeige erstatten.

Die Roma Union Frankfurt am Main protestiert mit aller Schärfe gegen die unmenschliche Behandlung von Herrn Böttcher, die den Vergleich mit Gestapo-Methoden zuläßt und verlangt nachdrücklich, daß die Vorgänge rückhaltlos offengelegt werden und der Beamte Reiß zur Verantwortung gezogen wird.


i. A. Harald Heller (Vorsitzender)

Frankfurt am Main, den 7.3.1994