Jahresbericht 2000
Bericht über das Jahr 2001


Im Jahr 2001 wurde die neue Jugendhilfe-, Beratungs- und Geschäftsstelle des Förderverein Roma in der Stoltzestraße 17 bezogen. Nach einjähriger Suche und viel handwerklichem Aufwand stehen nunmehr drei Räume, ein kleines Archiv und eine kleine Küche für die Arbeit zur Verfügung. Die unmittelbare Nähe zur Kindertagesstätte Schaworalle, die im Februar 2002 ihr neues Domizil in der Stoltzestraße 14-16 bezog, unterstützt vor allem die orts- und zeitnahe Beratung der Eltern, deren Kinder unsere Einrichtung besuchen. Mit der Eröffnung der neuen Kita wird geplant, die Anzahl der Kinder von 40 auf 50 zu erhöhen. Somit wird auch dem erhöhten Betreuungsbedarf, den Schaworalle bereits seit längerer Zeit feststellt, Rechnung getragen.
 

Bis Ende 2001 wurden in der Beratung etwa 70 Familien mit Kindern betreut. Das Spektrum umfasst sowohl Roma aus Rumänien, Polen, dem ehemaligen Jugoslawien, Tschechien und Deutschland. Die Beratung wird vor allem von Roma aus Rumänien wahrgenommen, die die größte Gruppe der in Frankfurt lebenden Roma darstellt. Zentrale Themen der Beratung sind der Aufenthalt, dessen gesetzliche Grundlage sich für rumänische Roma erheblich verschlechtert hat – ungeachtet der Tatsache, dass diese Familien teilweise seit über zehn Jahren in Deutschland bzw. Ffm. leben - , es sind daneben Fragen der Existenzsicherung, der Ausbildung, Schule und Probleme bei Straffälligkeit. Zur besseren Bewältigung des Beratungsaufwandes wurde im Mai 2001 eine zusätzliche ABM geschaffen. Es zeigte sich, dass die Einarbeitung in die Beratungsarbeit mit Roma-Flüchtlingen einen enormen Zeitaufwand erfordert. Die ABM soll auch in 2002 verlängert werden.
 

Der Förderverein bemühte sich in 2001 in Kooperation mit Initiativen aus Aachen, Oldenburg und Berlin im Rahmen des EU-Projektes Equal um den Aufbau von geeigneten Beschäftigungs- und Qualifikationsmöglichkeiten für junge Roma. Bisher blieb der Versuch aufgrund der ausbleibenden Zusammenarbeit mit der Stadt Frankfurt am Main und dem Arbeitsamt erfolglos. Ebenso wurden Initiativen des Vereins, im Rahmen des EU-Projektes Xenos Beschäftigungsmöglichkeiten zu eröffnen, seitens der Kommission negativ beschieden. Der Verein kooperiert gegenwärtig mit der Jugendgerichtshilfe, die einen Computerkurs für Roma-Jugendliche konzipiert hat.
 

Der Bereich der Jugendhilfe, genauer der sozialpädagogischen Lern- und Familienhilfe, als eigenständiges und ergänzendes Angebot zur pädagogischen Arbeit der Kindertagesstätte Schaworalle ist in 2001 erheblich ausgebaut worden. Die MitarbeiterInnenzahl stieg von zwei Ende 2000 auf sieben Kräfte Ende 2001. In drei Familien findet Familienhilfe, in fünf Familien Lernhilfe statt. Insgesamt werden 13 Kinder betreut.
 

Die Nachfrage seitens der Sozialen Dienste der Sozialrathäuser bezüglich der Jugendhilfe übersteigen derzeit die personellen Kapazitäten des Vereins. Es ist zudem äußerst schwierig, geeignete Kräfte für die pädagogische Arbeit mit Roma zu finden. Der Verein wird mit aller Energie versuchen, in 2002 die Lern- und Familienhilfe auszubauen. Die Hilfeform hat sich in ihrem speziellen Inhalt und Zugang als erfolgreich erwiesen. Die Zusammenarbeit mit den Familien entwickelte sich gut. Im Jahr 2002 soll die Arbeit innerhalb der Jugendhilfe durch die Stelle eines Praktikanten im Anerkennungsjahr unterstützt werden.
 

Das Personal der Kindertagesstätte konnte zusätzlich um die Tätigkeit einer pädagogischen Hilfskraft – eine junge Romnie – sowie um einen Zivildienstleistenden erweitert werden. Die Finanzierung der Romnie hängt im wesentlichen von Zuwendungen seitens des Landes Hessen - Integrationsprogramm - ab. Mit der Aufstockung der Kinderzahl in Schaworalle besteht die Möglichkeit, diese Stelle in eine reguläre Planstelle umzuwandeln.
 

Vor dem Hintergrund des weiteren Ausbaus des Förderverein Roma, der Ende 2001 17 Personen ohne Honorarkräfte und ÜbungsleiterInnen beschäftigte, ist der Verwaltungs-Aufwand erheblich gestiegen. Das mittlerweile zu bewältigende Volumen an Geschäfts-, Vereins- und Lohnbuchführung, an genereller Organisation, Antragstellungen und Abrechnungen soll in 2002 erstmals vollständig an eine externe Firma vergeben werden, um mehr Zeit für die inhaltlichen Belange von Konzeption und Geschäftsführung zu schaffen.
 

Jenseits der unmittelbaren persönlichen Beratung hat in 2001 die Nachfrage nach Information in Form von Vorträgen, Gesprächen oder Hilfen bei städtischen und nicht-städtischen Institutionen zugenommen. Hier ist insbesondere die Kooperation mit dem Philharmonischen Verein der Roma und Sinti zu nennen. Auch die telefonischen Anfragen aus der gesamten Republik nehmen einen immer größer werdenden Anteil ein. Dies ist nicht zuletzt auf die in 2001 erstmals aufgebaute, gut sortierte und ständig aktualisierte Homepage des Förderverein Roma zurückzuführen. Gegenwärtig finden monatlich etwa 300 bis 400 Zugriffe auf die Seite statt.
 

Der in 2000 begonnene Austausch wurde in 2001 fortgeführt. Zwei Mitarbeiterinnen von Schaworalle besuchten im Sommer 2001 eine Initiative in Thessaloniki, die ebenfalls eine Kindertagesstätte innerhalb eines Container-Dorfes mit 1400 Roma aufbauen will. Im Februar 2001 fand ein letztes Treffen im Rahmen der EU Projektes Rom-Europe statt. Das Folgeprojekt wurde nicht finanziert. Bei einem Treffen mit einer Roma-Initiative in Oberhausen wurde bezüglich der pädagogischen Arbeit ein intensiverer Austausch geplant.
 

Ausblick für 2002:

-         verstärktes Engagement bezüglich der aufenthaltsrechtlichen Absicherung der Roma-Familien in Frankfurt am Main

-         Aufbau und Ausbau der neuen Kindertagesstätte in der Stoltzestraße 14-16

-         Austausch mit einem tschechischen Künstler, einer Mitarbeiterin von Rromani Criss in Bukarest, einer Mitarbeiterin von Roma Women in Bukarest, mit der Roma-Initiative aus Thessaloniki, einer Roma-Initiative in Oberhausen

-         Ausbau des Archivs und der Homepage

-         Ausbau der Kooperation mit dem Philharmonischen Verein der Roma und Sinti

-         Buchprojekt zum Thema Flucht und Migration von Roma

-         Erweiterung der Lern- und Familienhilfe, Aufbau der intensiven sozialpädagogischen Einzelbetreuung

-         Schaffung einer Stelle für einen Anerkennungspraktikanten im Bereich Jugendhilfe, Information und Beratung

 

Joachim Brenner, Förderverein Roma

Frankfurt am Main, Februar 2002

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