Max Schneider fühlte sich bemüßigt, eine Rollstuhlfahrerin
acht Stunden lang zu verfolgen und zu fotografieren, um in seinem Report
vom 03.09.04 auf Seite 3 der BILD-Zeitung von einem Bettel-Betrug einer
Bettler-Bande zu schreiben.
Die Frau, die derart verunglimpft und verleumdet wurde, ist den
Mitarbeitern des Förderverein Roma e.V. seit Jahren bekannt.
Die Frau leidet seit ihrer Jugend unter einer starken
Epilepsie-Erkrankung, so dass sie auf ihren Rollstuhl angewiesen ist. Dies
schließt nicht aus, dass sie, wenn es keine andere Möglichkeit gibt,
mittels einer Gehhilfe oder durch Unterstützung für kurze Zeit laufen kann
bzw. an einem Geländer eine Treppe hoch- und runtersteigt. Max Schneider
dürfte es bei seiner perfiden Verfolgungsjagd nicht entgangen sein, wie
schwer dies der Frau gefallen ist.
Nichts desto trotz unterstellt er ihr, dass sie mit ihrem Rollstuhl
Vortäuschung falscher Tatsachen betreibt: „Am Eisernen Steg springt (bei
einer Epilepsie-Erkrankung ist eine hektische Bewegung durchaus üblich, d.
Verf.) die „Gelähmte“ aus dem Rollstuhl, steigt die Stufen hinab“.
Aufgrund ihrer Erkrankung ist die Betroffene auf Medikamente und
regelmäßige Arztbesuche angewiesen. Da sie bei ihrer Krankenkasse noch
nicht von Zuzahlungen befreit ist, wird ihr monatliches Einkommen, das sie
vom Sozialamt erhält, über die Maßen belastet. Sie benötigt ihre
Betteleinnahmen, die mit Sicherheit nicht „täglich Hunderte Euro“
betragen, zur Finanzierung der Zuzahlungen.
Des weiteren ist es eine schlichte Fehlbehauptung, dass es sich beim
Betteln der Betroffenen um einen organisierten Bettel-Betrug einer
Bettler-Bande handelt. Die beiden Männer, die Max Schneider beobachtete,
sind Freunde der Betroffenen.
Max Schneider interessiert die soziale Situation dieses Menschen nicht.
Ihm ist es wichtig, eine reißerische Geschichte an seine Leserschaft
heranzutragen, wobei er auf subtile Weise ein alt bekanntes und tief
verwurzeltes Klischee bedient:
„ ´Geld` nuschelt sie mit südosteuropäischem Akzent und streckt die Tasse
aus... Nach BILD-Informationen Mitglied einer Großfamilie“. Im
Zusammenhang mit dem behaupteten Bettler-Betrug einer Bande, wird hier das
alte Stereotyp der bettelnden und betrügenden Zigeunerin in den Köpfen der
Leserschaft heraufbeschworen.
Der Förderverein Roma e.V. wendet sich hiermit entschieden gegen diese
Verunglimpfung eines Menschen, die zusätzlich den Rassismus gegenüber Roma
und Sinti befördert und wird Strafanzeige gegen den Verfasser des Artikels
erstatten.
Förderverein Roma e.V.,
Frankfurt am Main, 03.09.2004 |