Presseerklärung:
Einstellung der  Filmreihe "In memoriam Leni Riefenstahl" (08.01.2004)


 

Am 02.01.04 bis zum 10.01.04 veranstaltet das Deutsche Filmmuseum die Veranstaltungsreihe „In memoriam Leni Riefenstahl“, die folgendermaßen angekündigt wird:

„Über Deutschlands meistgehasste, meistbewunderte und meistkopierte Regisseurin scheint alles gesagt zu sein. Wir zeigen im Januar u.a. eines der zwei Hauptwerke Riefenstahls sowie einen Dokumentarfilm über ihr Leben und Werk.“ Der Dokumentarfilm von 1993 sei „vor allem als Selbstzeugnis Riefenstahls, welche hier ausführlich über sich und ihre Arbeit berichtet, von hohem Wert.“

Mit dieser Veranstaltung reiht sich das Deutsche Filmmuseum in die Gruppe derjenigen ein, die seit einigen Jahren, wie auch Leni Riefenstahl selber, versuchen, ihre enge Verbindung zum Nazi-Regime zu leugnen oder zu verharmlosen.

Leni Riefenstahl nutzte unter anderem ihre Verbindungen für den Film „Tiefland“ (1942). Für diesen forderte die Riefenstahl-Film GmbH aus den NS-Lagern Max Glahn bei Salzburg und Marzahn Sinti und Roma an. Sie wurden als Statisten und Komparsen ohne Entlohnung für den Film eingesetzt. Nach ihrem Rücktransport in die Lager, wurden diese Menschen wenige Monate nach Ende der Dreharbeiten in Konzentrationslager, vor allem Auschwitz, deportiert, aus denen nur wenige zurückkehrten.

Noch im Jahr 2002 behauptete Riefenstahl in einem Interview mit der FR:

„Wir haben alle Zigeuner, die in Tiefland mitgewirkt haben, nach Kriegsende wieder gesehen. Keinem einzigen ist etwas passiert.“

Gegen diese Behauptung, wider besseren Wissens aufgestellt, klagte eine überlebende Sintezza und zwang Riefenstahl anhand dokumentierter Nachweise zu einer Unterlassungsverpflichtungserklärung.

Riefenstahl unterscheidet sich von den vielen Opportunisten, die sich aus Karrieregründen dem Nazi-Regime andienten. Sie bediente sich direkt des NS-Lagersystems. Das eine zeugt von schlechtem Charakter. Das andere zeugt von krimineller Energie. Um dies zu vertuschen, scheute Leni Riefenstahl sich nicht, die Zwangsarbeit und die spätere Ermordung ihrer „Zigeuner-Statisten“ zu verharmlosen und zu leugnen. Sie wollte den Menschen, die nicht mal ein Grab haben, auch noch den Ort in der Erinnerung nehmen.

Der Förderverein Roma e.V. fordert die Verantwortlichen für die Veranstaltung „In memoriam Leni Riefenstahl“ auf, entweder die Filmreihe einzustellen oder ihre bisher unkritische und unreflektierte Darstellung des Lebens und Arbeit von Riefenstahl zu berichtigen und das geschehene Unrecht zu benennen.

 
Förderverein Roma e.V.,
Frankfurt am Main, 08.01.2004