European Roma Information Office:

EU-Botschafter schlägt
Zwangstrennung von Romakindern von ihren Eltern vor
(Mai 2004)


Bisher keine angemessene Reaktion der EU-Kommission auf rassistische Äusserungen des EU-Botschafters in der Slowakei
 

Unterstützen Sie/unterstützt unseren Appell für die Entlassung von Herrn van der Linden von seinem Botschafterposten, indem Ihr/Sie entweder unsere Unterschriftenliste direkt unterzeichnet (www.erionet.org/petrosani.html) oder uns diese Nachricht mit Ihrem/Eurem Namen, Adresse und eventuell Position oder Organisation, die Ihr/Sie vertretet, unterschrieben zurück schickt.



Am Tag der EU-Osterweiterung, als Europa die Wiedervereinigung des Kontinents und seiner BürgerInnen feierte, übertrug das holländische Fernsehen Äußerungen eines EU- Botschafters, die sämtliche Versprechen der EU gleicher Rechte und des Schutzes vor Diskriminierung wie eine leere Hülle erscheinen lassen.


Herr van der Linden, Leiter der EU Delegation in der Slowakei, schlug vor, Romakinder von ihren Eltern zu trennen, um das "Romaproblem" zu lösen. Romakinder sollten in Internate erzogen werden, wo sie dem "Wertesystem, das in unserer Gesellschaft vorherrschend ist" kontinuierlich unterworfen würden. Um den möglichen Widerstand der Eltern zu brechen, schlug Herr van der Linden vor, finanzielle Anreize zu setzen. Am Ende würde eine neue Generation von Roma heranwachsen, die "besser in die Mehrheitsgesellschaft hineinpassen; sie werden wirklich in der Lage sein, zum wirtschaftlichen Wachstum der Mehrheitsgesellschaft beizutragen.", so der EU Botschafter.

Diese Aussagen sind nicht hinnehmbar: Sie verstoßen nicht nur gegen grundlegende Menschenrechtskonventionen wie die UN-Konvention über die Rechte des Kindes und die Prinzipien der EU selbst. Sie sind auch deshalb nicht hinnehmbar, weil sie den Wunsch ausdrücken, die Identität und Kultur der Roma durch Gehirnwäsche ihrer Kinder und deren Entfremdung von ihren Eltern und ihrer Gemeinschaft zu zerstören.

Die Europäische Union und die Kommission als die europäische Exekutive haben die Kandidatenländer Mittel- und Osteuropa stets aufgefordert, die Rechte ihrer Minderheiten, insbesondere der Roma, zu wahren und zu schützen. Heute scheint es so als, ob die Europäische Union selbst sehr ähnliche Vorstellungen davon hat, wie das “Romaproblem” zu lösen ist, wie die sozialistischen Regierungen Mittel- und Osteuropas und ihre post-sozialistischen Nachfolger, das heißt entweder ihre erzwungene Assimilierung oder ihr Ausschluss.

Die EU-Kommission muss deutliche Zeichen setzen, dass Ansichten, wie die von Herrn van der Linden, nicht der Philosophie der Institution entsprechen, die er vertritt, und dass solche Aussagen weder tolerierbar sind, noch toleriert werden. Das European Roma Information Office hat den Präsidenten der EU-Kommission, Romano Prodi, gebeten Herrn van der Linden von seinem Posten als Botschafter in Bratislava zu entheben. Bisher hat die Kommission nicht auf diese Bitte reagiert. Allerdings haben wir aufgrund der Aussagen des Sprechers von Herrn Prodi während des Pressebriefings am 14. Mai Grund zur Annahme, dass Herr van der Linden keine ernsthaften Konsequenzen für seine unangemessenen Äußerungen tragen muss. Er wurde lediglich gebeten, keine weiteren Interviews „zu diesem Thema" zu geben. Herr van der Linden rassistische Äußerungen wurden als "eine unglückliche Wortwahl im Rahmen eines Interviews, dass ansonsten recht gut war, und um wichtige Sachen ging, in denen wir [die EU-Kommission] engagiert sind.".

Es ist jetzt an uns, Roma und Nicht-Roma, die für die Einhaltung der Menschenrechte einsetzen, und BürgerInnen, die sich um die Wahrung grundlegender Freiheiten sorgen, deutlich zu machen, dass es keine einfachen Ausflüchte aus Aussagen gibt, die rassistische Einstellungen und Vernichtungsgedanken zum Ausdruck bringen. Generationen von Roma wurden Opfer assimilatorischer Praktiken; zwischen 228 000 bis 500 000 Roma wurden während des zweiten Weltkriegs im Namen der Reinheit des Blutes und der Kultur umgebracht.

Deshalb bitten wir Sie/Euch, unsere Unterschriftenaktion zu unterstützen. Die Unterschriften gehen and den Präsidenten der EU-Kommission, Romano Prodi, mit Kopien an die Delegation in Bratislava. Herr van der Linden muss von seinem Posten entlassen werden. Die Roma in Europa haben ein Recht auf eine offizielle Entschuldigung. Wir sind BürgerInnen mit gleichen Rechten wie alle anderen Bürger Europas. Wir fordern den Respekt unserer Rechte und unseres Volkes!



European Roma Information Office
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