Presseerklärung
Anlässlich des Jahrestages des Auschwitz-Erlasses
führt „Amari Bacht“, die Selbsthilfeorganisation der Roma in Frankfurt am
Main, eine
Kundgebung am
16.12.2005, um 16.00 Uhr,
Mahntafel
Stadtgesundheitsamt Ffm., Braubachstraße 18-22
durch.
Am 16.12.42 ordnete „Reichsführer SS“ Heinrich Himmler im sogenannten
Auschwitz-Erlass die Massendeportation von Roma und Sinti in das
Konzentrationslager Auschwitz an. Es soll „Ohne Rücksicht auf den
Mischlingsgrad familienweise in das Konzentrationslager“ eingewiesen
werden, hieß es in dem Erlass.
Die Vorstufe zur späteren Vernichtung wurde durch die Erfassung aller im
deutschen Reich lebenden Roma und Sinti geschaffen. Robert Ritter, Leiter
der „Rassenhygienischen und bevölkerungsbiologischen Forschungsstelle des
Reichsgesundheitsamtes Berlin“ und seine enge Mitarbeiter Eva Justin waren
hierfür maßgeblich verantwortlich. Ihre sogenannten „rassenbiologischen“
Untersuchungen registrierten minutiös über 20.000 Roma und Sinti. Sie
leisteten damit die unabdingbare Voraussetzung für die spätere
fabrikmäßige Ermordung.
Ritter und Justin wurden nach 1945 im Stadtgesundheitsamt Frankfurt am
Main als Medizinalrat und Psychologin beschäftigt. Obwohl bekannt war,
welche zentrale Funktion beide während der NS-Zeit Inne hatten, bestanden
keine Bedenken gegen die Anstellung. Ritter und Justin wurden für ihre
Verbrechen nicht verurteilt.
Die Bundesregierung trägt aufgrund der historischen Verantwortung eine
besondere Verpflichtung gegenüber Roma und Sinti. Der Förderverein Roma
weist in diesem Zusammenhang auf die unhaltbare Lage der Roma-Flüchtlinge
aus Rumänien und Jugoslawien hin und fordert für die seit vielen Jahren in
Frankfurt am Main lebenden Familien ein Bleiberecht statt der Abschiebung
in Verfolgung, Perspektivlosigkeit und Armut.
Ffm., den 9.12.05 |