Förderverein Roma e.V.

 
Presseerklärung:
Erfolgreichen TeilnehmerInnen des Roma-Beschäftigungsprojektes droht die Abschiebung im Juli 2005 (05.07.2005)




Am 30. Juni 2005 endete das EU-Projekt „Qualifizierung, berufliche Orientierung und Beschäftigung“, das der Förderverein Roma e. V. mit der Regionalen Arbeitsstelle für Ausländerfragen Berlin sowie der Roma Union Grenzland/AWAG Aachen gemeinsam innerhalb der Equal-Initiative „Sinti und Roma durch Selbstorganisation zu Existenzsicherung und Beschäftigung“ umgesetzt hat.

Die Finanzierung der zweijährigen Initiative erfolgte über EU-Mittel, Gelder des Jugend- und Sozialamtes der Stadt Frankfurt am Main und Eigenleistungen des Förderverein Roma.

Schwerpunkt der Aktivitäten war die Vermittlung von Grundkenntnissen am Computer, Erfahrungen bzw. Orientierung im Arbeitsleben durch Praktika und - in Zusammenarbeit mit der Lehrerkooperative - die Beschulung von 15 TeilnehmerInnen, die in Frankfurt am Main leben. Als einzige Entwicklungspartnerschaft bundesweit arbeitete das Frankfurter Projekt ausschließlich mit Roma-Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 16 und 25 Jahren.

Neben der erfolgreichen Arbeit in 37 verschiedenen Betrieben, in denen 55 Praktika stattfanden, und der kontinuierlichen Beschulung aller TeilnehmerInnen, ist als besonderer Erfolg hervorzuheben, dass alle sieben zum Hauptschulabschluss angemeldeten SchülerInnen sowie eine Externe Teilnehmerin die Prüfung bestanden haben. So wurde eindrucksvoll von den jungen Roma bewiesen, dass ein an ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten orientiertes Konzept das Klischee von der Bildungsferne der Roma nicht nur widerlegt, sondern darüber hinaus in der Lage ist, schulische und berufliche Perspektiven zu eröffnen.

Dennoch droht sieben TeilnehmerInnen trotz erfolgreicher Teilnahme ab Juli 2005 die Abschiebung. Nicht berücksichtigt wird dabei, dass manche Betroffenen und ihre Familien seit über 15 Jahren in Deutschland leben und in Rumänien, dem Zielland der Abschiebung, keinerlei Perspektive haben. Gerade jetzt, wo die Motivation für eine weitere Qualifikation, Ausbildung oder Berufstätigkeit am größten und die Chance, durch eigene Arbeit die Existenz zu sichern, evident ist, muss die Haltung der Behörde ignorant und inhuman erscheinen.

Selbst die begründete Aussicht auf ein Folgeprojekt, das von September 2005 bis Dezember 2006 die weitere Entwicklung der Jugendlichen begleiten und gestalten soll, ändert nichts an der beabsichtigten Abschiebung. Es stellt sich die Frage, ob es nicht sinnvoller und vorausschauender ist, Jugendliche weiter zu qualifizieren und ihnen so bessere Voraussetzungen für ein späteres Berufsleben zu vermitteln. Denn spätestens 2007, nach dem geplanten Beitritt Rumäniens zur Europäischen Union, werden alle Betroffenen die Möglichkeit haben, auch auf dem hiesigen Arbeitsmarkt für ihre Existenz zu sorgen.

Frankfurt am Main, den 5.7.05