Rom e.V. Köln - Presse-Erklärung:

Zum Tag der Befreiung des KZ Auschwitz  (27.07. 2005)


Den Tag der Befreiung erlebte in Auschwitz kein einziger Roma.

Denn bereits am 2. August 1944 waren die letzten 3000 Angehörigen der Minderheit ins Gas geführt worden. Ihr verzweifelter und mutiger Aufstand gegen die drohende Vernichtung im Mai 1944 war niedergeschlagen worden.

Jedes Jahr besuchen Tausende von Roma das eh. KZ und gedenken vor den Trümmern der gesprengten Gaskammern ihrer Toten. Roma erleben es als furchtbar, dass sie für ihre ermordeten Angehörigen keine Grabstätte haben können, wo sie die Zwiesprache mit den da liegenden Toten fortsetzen. Welche Bedeutung solche Gräber für Roma und Sinti haben, kann man auf dem Kölner Westfriedhof erkennen, wo große Marmorgräber von der Verehrung für ihre Ahnen zeugen.

1000 Sinti und Roma waren 16. Mai 1940 unter den Augen der Kölner Bürger in die Lager verschleppt worden, unter tatkräftiger Beihilfe von Stadt-Kölner Beamten, von Kölner Polizisten und Kölner Krankenschwestern, die für die Entlausung in der Messe zuständig waren.

Viele der unter uns lebenden Roma haben bei uns vor den Balkankriegen Zuflucht gesucht. In Belgrad verkündete der deutsche Oberbefehlshaber schon 1942 stolz „Serbien ist das einzige Land indem die Juden und Zigeunerfrage gelöst ist“. Die Nachkommen der wenigen Überlebenden leben heute unter uns. Viele überlebten, weil sie noch rechtzeitig flüchten konnten oder von Partisanen geschützt wurden. Aber viele waren auch zu Waisen geworden und mussten sich bettelnd durchschlagen. Weil die Nachkriegszeit auf dem Balkan wie bei uns diese überlebenden „Zigeuner“ weiter diskriminierte, schafften es nur wenige sich zu integrieren.

Heute haben wir die Chance etwas gutzumachen, sowie es für jüdische Überlebende glücklicherweise längst selbstverständlich ist, von denen über 100.000 Bleiberecht bekommen haben. Die Vorsitzende des Rom e.V. Frau Pfarrerin Renate Graffmann fordert deshalb:
"Wir erwarten von den Kölner Behörden, dass endlich für die seit teilweise 15 Jahren in Köln „geduldeten“ Romafamilien ein fester Aufenthalt möglich gemacht wird. Denn die ständige Abschiebedrohung vereitelt alle Integrationsanstrengungen.

Wir fordern vor allem,. dass die Stadt auch endlich jene Kinder in Ruhe lässt, die in den pädagogischen Einrichtungen betreut werden, die das Kölner Jugendamt für Romakinder initiierte. Dazu gehört auch das hoffnungsvolle Projekt „Amaro Kher“ des Rom e.V.. Wie sollen die Kinder lernen und ihr Verhalten ändern, wenn sie wie in den letzten Wochen nachts wach bleiben und in Kleidern schlafen, weil sie damit rechnen am Morgen abgeholt zu werden. Wer diesen Schutz vor Abschiebedrohung nicht garantieren kann, will im Grunde keinen Erfolg der pädagogischen Projekte“

Köln, 27.01.2005

Renate Graffmann

www.romev.de