Presseerklärung
Jahrestag der Pogromnacht vom 9.11.1938. Jagd auf Roma und Sinti in Italien (08.11.2007)




Am 9.11.1938 floss die jahrelange Hetze und Verfolgung der Juden durch die Nazis in ein erstes umfassend organisiertes Pogrom. Der ungeteilte Hass von Partei, öffentlichen Institutionen, Exekutive und Bevölkerung schuf sich Raum. Die systematische Entrechtung seit 1933, der Entzug der Existenz und der damit verbundene Raub konnte nun breitflächig in körperliche Gewalt, Mord und Totschlag übergehen – gesetzlich gebilligt, gesellschaftlich gewünscht und ohne jegliches Risiko für die Täter. Der Antisemitismus der Nazis offenbarte sich in seinem unvergleichbaren Plan, alle Juden zu vernichten und dies mit Zustimmung sämtlicher „Volksgenossen“ tatsächlich umzusetzen. Was 1933 an Antisemitismus übernommen und bis zur Reichspogromnacht im nationalsozialistischen und völkischen Sinn fortgeführt wurde, endete schließlich in der industriellen Vernichtung von sechs Millionen Juden.

Antisemitismus ist auch nach 1945 in Deutschland keine Randerschienung. Er blieb als konstantes Meinungsbild im Zentrum der Gesellschaft verankert. Neben den einschlägigen gewalttätigen neonazistischen Parteien und Gruppierungen ist es die antisemitische Haltung und Handlung, die in der bürgerlichen Mitte beheimatet ist, die nach wie vor Anlass dazu gibt, Verantwortung wahrzunehmen und sich gegen Rassismus und Antisemitismus zur Wehr zu setzen.

Der Förderverein Roma weist anlässlich des Jahrestages der Reichspogromnacht auf die aktuelle besorgniserregende Situation in Italien hin, wo aufgrund der Straftat eines Einzelnen, Jagd auf Roma und Sinti gemacht wird. Der Kreislauf von Diffamierung, vermeintlicher Schuldzuschreibung, Generalisierung und breiter Mobilisierung wird zurzeit durch Hetze und Gewalt exemplarisch vorgeführt. Die beabsichtigte Ausweisung von Tausenden Flüchtlingen, die Ankündigung von „Aktionswochen“ und „Fackelmärschen“ und die Aktivierung von „Bürgerwehren“ vervollständigen das Bild des zeitgenössischen Pogroms gegenüber Roma und Sinti in Italien.

Ffm., den 08.11.2007

Förderverein Roma e. V, Stoltzestraße 17, 60311 Ffm.