Presseerklärung: Freitod im Transit des Bukarester Flughafens (20.03.2007)
Vor wenigen Tagen erhängte sich der Vater der Familie Mogos, Marin Mogos, im Transitbereich des Bukarester Flughafens.
Die Roma-Familie floh 1990 während der Unruhen nach dem Sturz des Diktators Ceaucescu vor den Drangsalen der Geheimpolizei Securitate nach Deutschland. Das Ehepaar Mogos und ihre drei Kinder ließen sich aus der rumänischen Staatsangehörigkeit entlassen und wurden staatenlos. Nach der Ablehnung ihres Asylantrages und einem Verfahren vor dem Verwaltungsgericht Wiesbaden wurde die Familie 2002 nach Rumänien abgeschoben.
Da sie erhebliche Repressalien in Rumänien befürchtete, weigerte sich die Familie nach Rumänien einzureisen und hält sich seitdem in der neutralen Zone des Transitlagers auf. Die Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten (Herr Mogos war Diabetiker) ist unzureichend.
Alle Mitglieder der Familie leiden unter Depressionen und Angstzuständen. Die älteste Tochter hat den Transitbereich mittlerweile wohl verlassen. Bei Herrn Mogos führte die unhaltbare Situation zu seinem Freitod.
Dieses tragische Ereignis wirft einen Schatten auf den gefeierten EU-Beitritt Rumäniens und Bulgariens und rückt einen unhaltbaren Zustand ins Blickfeld: in der EU existieren Bürger zweiter Klasse – nämlich Staatenlose, die ehemals rumänische Staatsbürger waren.
Einerseits wird Menschen, die aus bewussten und nachvollziehbaren Gründen nicht mehr Staatsbürger Rumäniens sein wollen und aus Angst die Einreise in dieses Land verweigern, nicht die Möglichkeit gegeben, im EU-Mitgliedsstaat Deutschland, in dem sie sich bereits integriert hatten, zu leben.
Andererseits werden Menschen, die auch in Deutschland integriert und noch staatenlos sind, aber bereits ihre Wiedereinbürgerungsanträge gestellt haben, ebenfalls mit Abschiebung nach Rumänien bedroht. Sie werden mit der Aussage konfrontiert, dass die Durchführung der Wiedereinbürgerung in Rumänien zumutbar sei. Langjähriges Leben in Deutschland, Geburt und Aufwachsen der Kinder in der hiesigen Gesellschaft und Abbruch der integrativen und schulischen Erfolge bei einer Ausweisung nach Rumänien werden vollständig ausgeblendet.
Staatenlose Roma, als ehemals rumänische Staatsbürger, sind faktische EU-Bürger. Die deutsche Administration nutzt jedoch ihren Staatenlosen-Status, um sie zu Menschen zweiter Klasse zu stempeln und sie vom Recht der europäischen Freizügigkeit auszuschließen. Und die rumänische Regierung lässt sich als williger Helfer instrumentalisieren.
Der Förderverein Roma e. V. bedauert zutiefst den tragischen Tod von Marin Mogos und verurteilt aufs Schärfste die Ignoranz und Unmenschlichkeit deutscher Behörden.
Frankfurt, den 20.03.07