Seit fünf Jahren bietet der Förderverein Roma das Beschäftigungsprojekt
„Berufliche Bildung, schulische Qualifikation und Erwerbstätigkeit für
Roma-Jugendliche und junge Erwachsene“ an. Der Verein kommt so nicht nur
dem außerordentlichen Bedarf an Unterstützung für Migranten und
benachteiligten Minderheiten nach, sondern setzt auch europäische Maßstäbe
insbesondere in Bezug auf die adäquate Förderung von Roma, der größten und
am meisten diskriminierten Minderheit in Europa, um.
Die Initiative wird vom Jugend- und Sozialamt der Stadt Frankfurt am Main,
dem Rhein-Main-Jobcenter, dem hessischen Sozialministerium und der
Stiftung ProRegion gefördert. 15 TeilnehmerInnen im Alter zwischen 16 und
25 Jahren werden alphabetisiert, beschult und teilweise bis zum Erwerb des
Hauptschulabschlusses unterrichtet. Sie besuchen berufstheoretische Kurse
in den Fächern EDV und Wirtschaftslehre und orientieren sich beruflich an
zwei Tagen in der Woche durch Praktika in unterschiedlichen Berufszweigen.
Die enge sozialpädagogische Betreuung und intensive Elternarbeit gehören
ebenso zum Tätigkeitsspektrum der ProjektmitarbeiterInnen wie Exkursionen
und die Kooperation mit Betrieben bzw. außerbetrieblichen Einrichtungen.
Zielsetzung des Projektes ist, neben der umfassenden beruflichen und
schulischen Bildung, die Vermittlung von Erfahrungen im Arbeitsleben und
die Eröffnung von Perspektiven in Form von Ausbildung, Qualifikation oder
Erwerbstätigkeit.
Zum Ende des Ausbildungs- und Schuljahres 2008 leisteten die Jugendlichen
Praktika im Bereich Friseur, Schneiderei, Innenausbau, Verwaltung, Verkauf
und Service ab. Viele der TeilnehmerInnen, die in der Regel über etliche
Jahre hinweg keinerlei Zugang zu Bildung und beruflicher Praxis hatten,
eigneten sich erste Erfahrungen im Arbeitsleben an und erweiterten ihre
grundsätzlichen Schulkenntnisse. Sechs Jugendliche haben mit beachtlichem
Erfolg ihren externen Hauptschulabschluss erworben. Über die Kontaktnahme
mit weiterführenden Schulen, betrieblichen und überbetrieblichen
Ausbildungsstätten und Qualifizierungsprojekten setzt sich nunmehr für
diese TeilnehmerInnen die berufliche, schulische oder erwerbliche
Perspektive fort.
Auch zwei Schüler, von denen einer das Schulprojekt der Kita Schaworalle
des Förderverein Roma besuchte und ein weiterer über Schaworalle betreut
wurde, haben den regulären und den erweiterten Hauptschulabschluss in
Kooperation mit der Stoltze-Schule erworben.
Ebenso wie andere Einrichtungen ist das Beschäftigungsprojekt des
Förderverein Roma im kommenden Jahr von den Kürzungen durch das RMJ
betroffen. Es steht somit zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres Mitte Juli
2008 die unabdingbare Qualifizierung der Jugendlichen zur Aufnahme einer
Ausbildung, nämlich der Hauptschulabschluss, zu Disposition. Angesichts
der heftigen gegenwärtigen Diskussion über die spezielle Notwendigkeit der
gezielten Förderung von Jugendlichen in den Bereichen Schule und Beruf ist
der Rückzug des Rhein-Main-Jobcenters aus der Finanzierung des
Hauptschulabschlusses skandalös.
Ffm., den 20.06.2008
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