Pressemitteilung
Der Förderverein Roma lädt anlässlich des 64. Jahrestages der Liquidation
des „Zigeunerlagers“ Auschwitz zu einer Gedenkveranstaltung der Roma Union
am 2.8.08, um 15.00 Uhr, in die Braubachstraße 18-22, Stadtgesundheitsamt,
ein.
In einem unvergleichbaren Akt wurden am 2.8.1944 2800 Roma und Sinti bei
der Auflösung des „Zigeunerlagers“ Auschwitz ermordet. Diese Aktion
bildete gleichsam die Spitze der Erfassung, Verfolgung und Vernichtung der
Roma und Sinti während des Nationalsozialismus. Bereits in den 30er Jahren
wurden in enger Kooperation zwischen dem „rassehygienischen Institut“ des
Reichssicherheitshauptamtes, verschiedenen Kriminalämtern sowie
städtischen und kirchlichen Einrichtungen alle Roma und Sinti erfasst,
vermessen, in Lagern inhaftiert und schließlich in Vernichtungslager
deportiert. Etwa eine halbe Million Roma und Sinti wurden ermordet.
Eva Justin und Robert Ritter, zwei maßgebliche „NS-Rasseforscher“,
zeichneten verantwortlich für den Mord an über 20.000 deutschen Roma und
Sinti. Trotz ihrer Verbrechen wurden sie nicht strafrechtlich belangt und
nach 1945 von der Stadt Frankfurt im Sozial- und Gesundheitsamt in
leitenden Positionen beschäftigt. Eva Justin hatte im Rahmen ihrer
Tätigkeit und im Auftrag der Stadt Frankfurt am Main erneut mit Roma und
Sinti, d. h. mit Überlebenden oder deren Kindern, zu tun.
Der jahrelange Protest der Roma-Union Frankfurt, des Förderverein Roma und
Unterstützer ermöglichte am 27.1.2000 die Anbringung einer Gedenktafel am
Stadtgesundheitsamt, dem ehemaligen Tätigkeitsfeld von Ritter und Justin.
Die Tafel, die ausschließlich von Spendengeldern finanziert wurde,
erinnert an die begangenen Verbrechen, bezeichnet die Täter und klagt die
Verantwortung gegenüber Roma und Sinti auch nach 1945 ein.
Peter Leika Böttcher, der Vorsitzender der Roma-Union, wird in einer Rede
der ermordeten Roma und Sinti gedenken und darauf hinweisen, welche
Beweggründe die Täter hatten, welcher Kriminalisierung die Opfer und deren
Nachkommen nach 1945 immer noch ausgesetzt sind und in welcher Weise
Ausgrenzung und rassistische Gewalt auch heute noch, wo die Verbrechen der
NS-Zeit eine zunehmende Relativierung erfahren, gegenüber Roma und Sinti
den Alltag bestimmen.
Ffm., den 25.7.08
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