Presseerklärung der Roma Union und des Förderverein Roma e. V.
zum 70. Jahrestag der Reichspogromnacht vom 9.11.1938
(07.11.2008)



Am 9.11.1938 floss die jahrelange Hetze und Verfolgung der Juden durch die Nazis in ein erstes umfassend organisiertes Pogrom. Der ungeteilte Hass von Partei, öffentlichen Institutionen, Exekutive und Bevölkerung schuf sich Raum. Die systematische Entrechtung seit 1933, der Entzug der Existenz und die damit verbundene Enteignung konnte nun breitflächig in körperliche Gewalt, Mord und Totschlag übergehen – gesetzlich gebilligt, gesellschaftlich gewünscht und ohne jegliches Risiko für die Täter. Der Antisemitismus der Nazis offenbarte sich in dem unvergleichbaren Plan, alle Juden zu vernichten und dies aufgrund der Zustimmung aller „Volksgenossen“ auch tatsächlich umzusetzen. Was 1933 an Antisemitismus übernommen und bis zur Reichspogromnacht im nationalsozialistischen und völkischen Sinn fortgeführt wurde, endete schließlich in der industriellen Vernichtung von sechs Millionen Juden.
Antisemitismus ist auch nach 1945 in Deutschland keine Randerschienung. Er blieb als konstantes Meinungsbild im Zentrum der Gesellschaft verankert. Neben den einschlägigen gewalttätigen neonazistischen Parteien und Gruppierungen, ist es die antisemitische Haltung und Handlung, die in der bürgerlichen Mitte beheimatet ist, die nach wie vor Anlass dazu gibt, Verantwortung wahrzunehmen und sich gegen Rassismus und Antisemitismus zur Wehr zu setzen.

Ffm., den 7.11.08