Ordnungsdezernent Stein ist es offensichtlich egal, was mit den Alten,
Kindern, Frauen und kranken Menschen der Siedlung im Riederwald passiert.
Die elende Unterkunft spricht für sich und für ausbleibende Hilfeangebote
in Frankfurt am Main. Keiner der Bewohner kam freiwillig aus Osteuropa,
aus Ländern wo Roma an Leib und Leben bedroht und ermordet werden,
keinerlei Perspektive haben und Zielscheibe rassistischer Angriffe sind.
Ihre Existenz hat sich mittlerweile fast vollständig auf die Rolle als
Sündenböcke für gesellschaftliche Fehlentwicklungen und Ungerechtigkeiten
reduziert. Sie sind die ersten, die ihr nacktes Leben durch Arbeit im
Westen retten wollen.
Niemand lebt freiwillig in solchen menschenunwürdigen Siedlungen, weder in
Frankfurt noch in Berlin oder anderswo. Diese Plätze sind allein Produkt
der verlängerten Armut der Roma-Familien im Westen und der geringsten
Selbsthilfe, die übrig bleibt, weil öffentliche Hilfe nicht in Anspruch
genommen werden darf und Arbeit nicht zu finden ist.
Allein die Räumung durch Dezernent Stein - ohne das geringste Angebot
einer Alternative - überbietet in ihrer Ignoranz das Elend. Die Begründung
der angeblichen kriminellen Energie, die von dem „Lager“ ausginge, setzt
an den üblichen Vorurteilen gegenüber Roma an und macht die Opfer zu
Tätern. Herr Stein und etliche andere politische Mandatsträger in
Frankfurt am Main können sich sicher sein, dass sie die real existierende
Armut durch solche ordnungspolitische Maßnahmen nicht lösen werden. Die
Vorgehensweise schreckt Menschen, die nichts mehr zu verlieren haben,
nicht ab und es ist lediglich eine Frage der Zeit, bis ein neuer Platz
errichtet wird.
Allerdings stellt sich anhand der ungeheuerlichen Vorgänge eine ganz
andere Frage, nämlich, was noch passieren muss und wer das schließlich zu
verantworten hat, bis law and order durch menschliche Unterstützung
ersetzt wird.
Frankfurt/Main, den 28.10.2009
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