Frau G. suchte gestern die Beratungsstelle des Förderverein Roma auf. Sie
wurde polizeilich gesucht, weil die in Raten zu entrichtende Hundesteuer
am 4.1.2010 noch nicht eingegangen war. Ein geringfügiges Delikt, wie
jeder vernünftige Mensch vermuten würde - jedoch nicht für das 17. und 1.
Polizeirevier in Ffm.
Nachdem Frau G. den Mitarbeiter der Sozialberatung informierte, setzte
dieser sich mit dem zuständigen Revier in Verbindung und versuchte die
Angelegenheit zu regeln. Frau G. hatte nämlich die ausstehenden Beträge
Mitte und Ende Dezember 09 bereits bar eingezahlt. Das Geld war allerdings
noch nicht auf dem Konto der Stadtkasse angekommen, weil sich ein Fehler
im Aktenzeichen einschlich. Mit dem Gespräch des Mitarbeiters hätte die
Sache als erledigt betrachtet werden können. Dem war allerdings nicht so.
Der eifrige Beamte des 17. Reviers nutzte das Telefonat dazu, um das 1.
Revier zu informieren, das wiederum direkt zwei Beamte in die
Sozialberatung des Förderverein Roma sandte, um Frau G. festzunehmen. Bei
der Gelegenheit wurden gleich die Personalien von einer weiteren Klientin,
die mit der ganzen Sache nichts zu tun hatte, überprüft. Interventionen in
der Sache und auch der Hinweis, dass die Beamten sich in einer
Sozialberatungsstelle befänden und ihre Vorgehensweise völlig unangebracht
sei, zeigten keinerlei Wirkung bei den Ordnungskräften.
Schließlich wurde Frau G. abgeführt, ins 1. Reviers verbracht und
bekundet, dass sie vorerst in die Haftzellen und anschließend für 30 Tage
in die JVA überführt würde; es sei denn, der gesamte Restbetrag in Höhe
von 1000,-- € würde cash gezahlt. Dem kam die Familie der Frau schließlich
nach, um dem mehr als peinlichen Theater ein Ende zu bereiten.
Es stellt sich ob dieser Vorgehensweise seitens der Polizei nicht nur die
Frage nach der Verhältnismäßigkeit des Einsatzes angesichts einer falsch
entrichteten Rate an Hundesteuer. Vielmehr geht es um die Ignoranz und
Doppelbödigkeit, die erneut gegenüber Hilfesuchenden und der
Sozialberatung des Förderverein Roma seitens der Frankfurter Polizei an
den Tag gelegt wird. Nachdem die ständigen ergebnislosen Überprüfungen vor
der Beratungsstelle und der Kindertagesstätte der letzten Jahre aufgrund
nachhaltiger Proteste des Vereins eingestellt wurden, kehrt die Polizei
offensichtlich wieder zur alten Strategie zurück, schüchtert die Roma ein
und entzieht der vertrauensvollen Arbeit innerhalb der Sozialberatung
durch die Schaffung von Angst, Druck und Misstrauen bei den Klienten
jegliche Grundlage.
Ffm., den 12.01.2010
|