Presseerklärung:
Rede auf der Veranstaltung anlässlich des 65. Jahrestages
der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz am 27.1.1945 durch die Rote Armee (31.01.2010)



Sehr geehrte Damen und Herren
Heute vor 65 Jahren wurde KZ Auschwitz befreit …!
Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar ist in Deutschland ein nationaler Gedenktag. Er wird seit 1996 auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog begangen.
Öffentliche Gebäude werden beflaggt und die Flaggen auf Halbmast gesetzt.

Am 27. Januar dieses Jahres jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee
zum 65. Mal.
In Israel wird der Holocaust – Gedenktag seit 1959 begangen, er ist dort gesetzlicher Feiertag.
Auch in Großbritannien, Italien und weiteren europäischen Staaten finden an diesem Tag Gedenkzeremonien und andere Veranstaltungen zur Erinnerung an die NS – Opfer statt.

Am 1. November 2005 erklärte die Generalversammlung der Vereinten Nationen den 27. Januar in einer Resolution offiziell zum internationalen Holocaustgedenktag.

Auch die Abgeordneten des Bundestags erinnern am Mittwoch den 27.01.2010 an den 65. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz mit einer Gedenkstunde an die Millionen Opfer des Nationalsozialismus. (12.00 Uhr Beginn). Zu Beginn wird Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) einige einleitende Worte sprechen. An der Gedenkstunde nehmen auch der israelische Präsident Shimon Peres sowie der polnische Historiker und Zeitzeuge Feliks Tych teil, die ebenfalls vor dem Plenum des Bundestags sprechen werden.
Mit einer Gedenkveranstaltung erinnern der Bayerische Landtag und das NS – Dokumentationszentrum München am 27. Januar an den 65. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz. Die Grußworte werden Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU), die Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, und Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) sprechen.  Generalbundesanwältin Monika Harms wird eine Rede zu Justiz und NS – Verbrechen halten. Irmtrud Wojak, Gründungsdirektorin des NS – Dokumentationszentrums München, spricht über Geschichte und Erinnerung.

Wir die Roma Union gedenken diesen historischen Tag auch schon seit vielen Jahren und mussten bis heute immer wieder mit bedauern feststellen, dass der hessische Landtag oder unsere liebe Frau Oberbürgermeisterin Roth uns noch N i E zu einer Gedenkveranstaltung eingeladen oder gar zusammen mit uns organisiert hat.
Oh Endschuldigung ich habe ganz vergessen, dass es sich hier JA nur um einen Gedenktag für Zigeunerpack, die Analphabeten sind, handelt und das Word WÜRDE nicht mal lesen können.

Hiermit möchte ich einen recht herzlichen DANK an den Bundestag und den Bayrischen Landtag sowie deren Mitveranstalter richten.

Auschwitz ist das Synonym für den Massenmord der Nazis. Auschwitz ist Ausdruck des Rassenwahns und das Kainsmal der deutschen Geschichte.

Am 27. Januar 2010 jährt sich die Befreiung des "Konzentrationslagers" Auschwitz durch die Rote
Armee zum 65. Mal. Der 27. Januar ist kein Feiertag im üblichen Sinn. Er ist ein "DenkTag": Gedenken und Nachdenken über die Vergangenheit schaffen Orientierung für die Zukunft.

Konzentrationslager - für die braunen Machthaber dienten
sie von Anfang an einem simplen Zweck : Hier wurden seit Anfang 1933 alle Andersdenkenden und Gegner des Regimes konzentriert : Kommunisten und Sozialdemokraten, Zeugen Jehovas, oppositionelle Priester und Pastoren, politisch unliebsame Juden, Sinti, Roma und Homosexuelle.
Seit 1941 dienten Konzentrationslager der unfassbaren Vernichtung von Millionen Menschen.
Die beste Versicherung gegen Völkerhass, Totalitarismus, Faschismus und Nationalsozialismus ist und bleibt die lebendige Erinnerung an und die aktive Auseinandersetzung mit der Geschichte.
Dieser Ort sei allezeit ein Aufschrei der Verzweiflung und Mahnung an die Menschheit.
Hier ermordeten die Nazis über anderthalb Millionen Männer, Frauen und Kinder. Die meisten waren Juden aus verschiedenen Ländern Europas.
Reichskanzler Adolf Hitler ließ 1935 auf dem "Reichsparteitag der Freiheit" eine gesetzliche Regelung zum Verhältnis von "Ariern" und "Nichtariern" ausarbeiten. Am 15. September wurden das "Reichsbürgergesetz" und das "Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre" verabschiedet. Beide "Nürnberger Gesetze" stempelten die jüdischen Mitbürger zu Menschen minderen Rechts.
Am 21. März 1933 gab Heinrich Himmler, damals noch Polizeipräsident von München, die Errichtung eines Konzentrationslagers in Dachau in Auftrag. Damit begann in Dachau ein Terrorsystem, das mit keinem anderen staatlichen Verfolgungs- und Strafsystem verglichen werden kann. Im Juni 1933 wurde Theodor Eicke zum Kommandanten des Konzentrationslagers ernannt. Er entwickelte ein Organisationsschema sowie ein Reglement mit detaillierten Bestimmungen, wie sie später für alle Konzentrationslager gültig wurden.
Auch die Einteilung der Konzentrationslager in zwei Bereiche, das von vielfältigen Sicherungsanlagen und Wachtürmen umgebene Häftlingslager einerseits und den so genannten Kommandanturbereich mit Verwaltungsgebäuden und Kasernen für die SS andererseits, stammte von ihm.
Die ersten Häftlinge waren politische Gegner des Regimes, Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter aber auch Mitglieder konservativer und liberaler Parteien. Auch die ersten jüdischen Häftlinge wurden auf Grund ihrer politischen Gegnerschaft in das Konzentrationslager Dachau eingeliefert. In den folgenden Jahren wurden immer neue Gruppen nach Dachau verschleppt :
Juden, Homosexuelle, Zigeuner, Zeugen Jehovas, Geistliche u.a. allein als Folge des Novemberpogroms, der so genannten Reichspogromnacht, wurden mehr als 10.000 Juden in das Konzentrationslager Dachau gebracht.

Zentrum der NS – Vernichtungspolitik war das 1940 errichtete Konzentrationslager (KZ) Auschwitz, wo die SS auf Anweisung des Lagerkommandanten Rudolf Höß bereits im Sep. 1941 das Giftgas Zyklon B an sowjetischen Kriegsgefangenen "erprobt" hatte.
Seit Anfang 1942 fuhren die Deportationszüge aus fast ganz Europa in das größte Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz.
In der südpolnischen Stadt Oświęcim - Auschwitz ist der deutsche Name der polnischen Kleinstadt - bei Krakau hatte die SS von April 1940 an das größte ihrer Arbeits- und Vernichtungslager bauen lassen.
Unmittelbarer Anlass zur Gründung des Lagers war die ständig wachsende Zahl der massenweise festgenommenen Polen, die die "lokalen" Kapazitäten der bestehenden Gefängnisse überschritt.
Es bestand aus dem Stammlager, dem drei Kilometer entfernten Lager Birkenau, in dem sich die Gaskammern und Verbrennungsöfen befanden, und 45 Zwangsarbeitslagern bei Fabriken in der Umgebung.
In dem Gebiet waren bis zu 155.000 Menschen zusammengepfercht.

Ende 1941 hatte in Auschwitz die Massenvernichtung begonnen.
In Birkenau wurden seit Juni 1942 deportierte Roma & Sinti aus ganz Europa an der Rampe "selektiert", also entweder sofort in die Gaskammern oder in die Zwangsarbeit geschickt. Kinder, Alte und andere als nicht arbeitsfähig geltende Häftlinge wurden in der Regel noch am Tag ihrer Ankunft
in den als Duschräume getarnten Gaskammern von Birkenau ermordet. Ein Sonderkommando von Häftlingen musste die Leichen in den Krematorien oder auf freier Fläche verbrennen.
Tod durch Arbeit, durch Kälte oder durch Erschießen - all diese Vernichtungsmethoden wurden den Vollstreckern zu mühsam.
Deshalb kam es am 5. und 6. Sep. 1941 zu einem makabren Test : Zum ersten Mal wandte die SS an jenem Tag das Blausäurepräparat "Zyklon B" an Menschen an; "erfolgreich", wie Lagerkommandant Rudolf Höß zufrieden feststellte und später bemerkte : "Ich muss offen sagen : Auf mich wirkte die Vergasung beruhigend. Mir graute immer vor den Erschießungen. Nun war ich doch beruhigt, dass uns allen diese Blutbäder erspart bleiben sollten."

Nur 15 bis 20 Prozent eines jeden Transports wurden für mörderische Zwangsarbeiten am Leben gelassen.
Wer am Leben blieb, musste Zwangsarbeit leisten. Das Unternehmen IG Farben errichtete in Auschwitz -Monowitz ein eigenes Arbeitslager, auch andere Firmen wie Krupp siedelten sich rings um das Lager an. Die Lebenserwartung der Arbeiter betrug im Schnitt drei Monate.
Ruinöse Lebensbedingungen auf dem Lagergelände - wie die qualvolle Enge in den zumeist feuchten Baracken - sorgten dafür, dass unter den "zum Leben verurteilten" Häftlingen Krankheiten und Epidemien grassierten.
Hinzu kamen der anhaltende Wassermangel und die dürftigen Essensrationen von 1.300 Kalorien für "leicht" arbeitende und rund 1.700 Kalorien für "schwer" arbeitende Häftlinge.
Die Arbeitszeit betrug elf bis 15 Stunden.
Tausende Menschen kamen in Auschwitz neben der systematischen Ermordung auch durch medizinische
Versuche um, wofür besonders der Mediziner Josef Mengele verantwortlich war.

Nachdem Himmler im Sommer 1942 den weiteren Ausbau von Auschwitz befohlen hatte, wurde ab 1943 mit vier Gaskammern und angeschlossenen Krematorien der Massenmord an Juden, aber auch an Sinti & Roma
nahezu "industriell" durchgeführt.
Da die Kapazität der Krematorien nicht mehr ausreichte, wurden die Leichen der Ermordeten ab 1944 auch in offenen Gruben verbrannt.
Seit Ende 1942 waren die Westalliierten in groben Zügen und seit Frühjahr 1944 umfassend über Funktion und Zweck des Konzentrationslagers Auschwitz informiert, und zwar zuletzt sowohl durch die polnische Exilregierung, durch geflüchtete Häftlinge als auch durch Aufklärungsflüge der amerikanischen Luftwaffe, deren Bildmaterial vom CIA ausgewertet wurde. Es erfolgten aber keine Luftangriffe.
Spätestens im Mai 1943 waren auch der Vatikan und Papst Pius, die höchste moralische Instanz des Westens, im Bilde. "Juden, Roma & Sinti Fürchterliche Lage", hielt ein internes Papier fest. Es gebe "gezielte Todeslager".
Papst Pius verzichtete auf öffentlichen Protest - vorgeblich um "größere Übel zu verhindern".

Insgesamt wurden in Auschwitz von Anfang 1942 bis Ende 1944 schätzungsweise über eine Million Menschen umgebracht, darunter hauptsächlich Juden sowie viele tausend Roma & Sinti, Polen und Kriegsgefangene, grausam und fabrikmäßig vernichtet durch Arbeit, Hunger, Menschenversuche und vor allem durch das Giftgas Zyklon B. Der systematische Massenmord war Höhepunkt des NS -Rassenwahns.
Die zur sofortigen Ermordung bestimmten Häftlinge wurden nicht registriert, was genaue Angaben über die Opferzahlen so schwierig macht. Die letzte dokumentierte Vergasung fand am 1. November 1944 statt.
Die Krematorien und die Gaskammern im Lager Auschwitz II wurden ab Oktober 1944 auf Befehl Heinrich Himmlers zerstört - die letzte erst kurz vor dem Einmarsch sowjetischer Truppen. Am 17. Januar 1945 kamen ein letztes Mal neue Häftlinge in Auschwitz an. Am folgenden Tag begann die Evakuierung des Lagers.
In den so genannten Todesmärschen in Richtung Westen wurden 58.000 Gefangene aus dem Lager getrieben.
Die meisten von ihnen starben.
In der Nacht vor dem 27. Januar 1945 sprengten die SS -Truppen das letzte Großkrematorium in Auschwitz – Birkenau.

Am 27. Jan. 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz durch die 322. Infanteriedivision der 60. Armee der I. Ukrainischen Front unter dem Oberbefehl von Generaloberst Pawel Alexejewitsch Kurotschkin befreit. Die Rote Armee fand in dem evakuierten Komplex noch 7.600 Überlebende und 650 Leichen vor.
In den Magazinen fanden die Befreier 370.000 Herrenanzüge, 837.000 Damenmäntel und Kleider, 44.000 Paar Schuhe, 14.000 Teppiche und 7,7 Tonnen menschliches Haar.

Am 2. Juli 1947 wurde durch ein Gesetz des Sejm, des polnischen Parlaments, auf den zwei erhalten gebliebenen Teilen des ehemaligen Konzentrationslagers, Auschwitz I und Auschwitz II Birkenau, das Staatliche Museum Auschwitz - Birkenau errichtet. Das KZ Auschwitz gehört seit 1979 zur UNESCO – Liste des Welterbes und führte dort den Namen "Konzentrationslager Auschwitz". Um eine Identifikation des Lagers mit seiner Lage in Polen auszuschließen, beschloss das Welterbekomitee 2007, die offizielle Bezeichnung in "Auschwitz – Birkenau - deutsches nationalsozialistisches Konzentrations- und Vernichtungslager (1940-1945)" abzuändern.

Auschwitz ist zum Synonym für millionenfachen Mord geworden, für Folter und Menschenversuche, für eine bis
ins letzte geplante Vernichtungsmaschinerie - für Unmenschlichkeit schlechthin.
Die industrielle Tötung von Millionen von Menschen, die nach den Regeln der Bürokratie zweckrational und routinemäßig vollzogen wurde, ist eine unfassbare Perversion.  
Das wirkliche Ausmaß der Vernichtungspolitik verdeutlichte der Nürnberger Kriegsverbrecherprozess.
Chefankläger Robert H. Jackson eröffnete am 14. November 1945 das Verfahren gegen 24 Angeklagte mit dem Hinweis auf die Singularität des Verbrechens:
"Die Geschichte berichtet von keinem Verbrechen, das sich jemals gegen so viele Opfer gerichtet hat oder mit solch einer berechnenden Grausamkeit begangen worden ist."

Erst am 20. Dezember 1963 wurde im Plenarsaal des Frankfurter Stadtparlaments der erste Frankfurter Auschwitz-Prozess gegen 22 Angeklagte eröffnet. Das Verfahren endete im August 1965 mit der Urteilsverkündung im Bürgerhaus Gallus. Sechs Angeklagte erhalten eine lebenslange Haftstrafe, elf werden zu Zuchthausstrafen zwischen drei und 14 Jahren verurteilt, drei Angeklagte freigesprochen.

Nun werde ich noch den Tafeltext der Mahn und Gedenktafel verlesen und bitte dann um eine gemeinsame Schweigeminute.
Vielen Dank für ihr Erscheinen.

Leika – P. Böttcher
(Vorstandsvorsitzender d. Roma Union)
Frankfurt, den 27.01.2010