Presseerklärung:
Gedenkveranstaltung anlässlich des 66. Jahrestages der Liquidation des „Zigeunerlagers“ Auschwitz (02.08.2010)




Der Förderverein Roma lädt anlässlich des 66. Jahrestages der Liquidation des „Zigeunerlagers“ Auschwitz zu einer Kundgebung am 2.8.2010 um 18.30 Uhr in die Braubachstraße 18-22, ehemaliges Stadtgesundheitsamt Frankfurt am Main, ein.

In einem unvergleichbaren Akt wurden am 2.8.1944 2800 Roma und Sinti bei der Auflösung des „Zigeunerlagers“ Auschwitz ermordet. Diese Aktion bildete gleichsam die Spitze der Erfassung, Verfolgung und Vernichtung der Roma und Sinti während des Nationalsozialismus. Bereits in den 30er Jahren wurden in enger Kooperation zwischen dem „rassehygienischen Institut“ des Reichssicherheitshauptamtes, verschiedenen Kriminalämtern sowie städtischen und kirchlichen Einrichtungen alle Roma und Sinti erfasst, vermessen, in Lagern inhaftiert und schließlich in Vernichtungslager deportiert. Etwa eine halbe Million Roma und Sinti wurden ermordet.
Eva Justin und Robert Ritter, zwei maßgebliche „NS-Rasseforscher“, zeichneten verantwortlich für den Mord an über 20.000 deutschen Roma und Sinti. Trotz ihrer Verbrechen wurden sie nicht strafrechtlich belangt und nach 1945 von der Stadt Frankfurt im Sozial- und Gesundheitsamt in leitenden Positionen beschäftigt. Eva Justin hatte im Rahmen ihrer Tätigkeit und im Auftrag der Stadt Frankfurt am Main erneut mit Roma und Sinti, d. h. mit Überlebenden oder deren Kindern, zu tun.
Der jahrelange Protest der Roma-Union Frankfurt, des Förderverein Roma und Unterstützer ermöglichte am 27.1.2000 die Anbringung einer Gedenktafel am Stadtgesundheitsamt, dem ehemaligen Tätigkeitsfeld von Ritter und Justin. Die Tafel, die ausschließlich von Spendengeldern finanziert wurde, erinnert an die begangenen Verbrechen, bezeichnet die Täter und klagt die Verantwortung gegenüber Roma und Sinti auch nach 1945 ein.
Zurzeit befindet sich die Tafel aufgrund der Bauarbeiten am ehemaligen Stadtgesundheitsamt und zukünftigen Verwaltungsgebäude des Börsenvereins des deutschen Buchhandels im „Asyl“ in der Geschäftsstelle des Förderverein Roma. Der Träger wird erneut nachdrücklich darauf hinweisen, dass im Einvernehmen mit dem Börsenverein und dem Kulturamt der Stadt Frankfurt eine Vereinbarung im Römer getroffen wurde, die Mahn- und Gedenktafel nach Beendigung der Renovierungstätigkeiten wieder an historischem Platz anzubringen!

Ffm., den 26.7.2010