Bereits vor drei Wochen hat der Förderverein Roma darauf hingewiesen, dass
in Frankreich aufgrund der Erschießung eines jungen Mannes durch die
Polizei und Demonstrationen der Roma-Gemeinde breitflächig und in
ausdrücklich rassistischer Manier Roma abgeschoben werden.
Ein gesamte Gruppe, deren Geschichte bekannter Weise seit Jahrhunderten
von Verfolgung und Diskriminierung geprägt ist und die im
Nationalsozialismus der vollständigen Vernichtung ausgesetzt war, wird
erneut als Sündenbock für Verfehlungen des Staatspräsidenten Sarkozy und
als Möglichkeit, den rechten Rand für die kommenden Wahlen abzuschöpfen,
instrumentalisiert. Jedes Mittel ist gerade recht, im Sprachduktus von
„platt machen“ und „Krieg erklären“ offenbart sich nicht nur die
Geisteshaltung des Präsidenten und Innenministers.
Jenseits etlicher Proteste darf nicht vergessen werden, dass die Regierung
gegen EU-Bürger vorgeht, die von ihrem Recht auf Freizügigkeit – einem
essentiell verbrieften Grundrecht – Gebrauch machen. Jeder reaktionäre
Ordnungsfanatiker sollte sich darüber im Klaren sein, dass die
Abgeschobenen wegen der sozialen und ökonomischen Perspektivlosigkeit,
wegen der Bedrohung an Leib und Leben erneut ihr Reiserecht nutzen und in
die Länder zurückkehren werden, die sie, ob mit oder ohne Geld, zuvor
ausgewiesen haben. Auch die menschenverachtenden Vorgehensweisen wie
Fingerabdrücke, Kriminalisierung und Hetze werden daran nichts ändern.
Vor dem beschriebenen Hintergrund bleibt zu erwähnen, dass auch in
Deutschland Roma-Flüchtlinge systematisch vertrieben und ausgewiesen
werden. Insbesondere die vor 15 Jahren aus dem Kosovo geflohenen Roma
werden seit letztem Jahr massiv, ungeachtet ihrer gesundheitlichen,
schulischen und beruflichen Situation ins nackte Elend abgeschoben.
Die scheinheilige Diskussion über die Wahrung von Menschenrechten wird am
Umgang mit Roma, der größten europäischen Minderheit, exemplarisch
vorgeführt.
Ffm., den 20.8.2010
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