Pressemitteilung:
Für den Erhalt des Occupy Camps und den weiteren Verbleib der Roma
Brand in vier Zelten in der Nacht zum 3.6.2012
(05.06.2012)



Das Frankfurter Ordnungsamt sieht nicht allein im Occupy Camp ein Problem. Es möchte vielmehr noch vor der beabsichtigten Räumung Ende Juli die Roma-Flüchtlinge vom Platz, aus der Stadt und aus dem Land vertreiben. Angeblich würden sie lediglich illegal campieren und so die öffentliche Ordnung stören. Diese Argumentation teilt das Camp nicht. Sie sehen die Roma wie alle anderen als ein Teil des Widerstandes gegen eine unmenschliche Politik.
Offensichtlich ist dem Ordnungsamt an einer Ethnisierung des Konflikts gelegen, an der Unterscheidung zwischen glaubwürdigen Protestlern und unpolitischen Mitläufern – obwohl letzten Endes keiner der beiden von Amts wegen geduldet wird.
Bezeichnenderweise sind es Roma, insbesondere Familien aus Osteuropa, die die Austeritätspolitik der EZB brutal am eigenen Leibe zu spüren bekommen. Die einzige Freiheit, die vielen noch bleibt, ist die Wahrnehmung des Rechts auf Freizügigkeit als EU-Bürger, das heißt die Flucht vor Armut, Chancenlosigkeit und rassistischer Gewalt. Keine Gruppe ist so stark von Arbeitslosigkeit, fehlenden Bildungsmöglichkeiten und einer völlig unzureichenden Gesundheitsversorgung betroffen wie die Roma. Die bereits vor zwanzig Jahren festgestellten Missstände haben sich enorm verschärft. Wer hätte mehr Grund als die Roma in einer Stadt wie Frankfurt zu protestieren oder zu versuchen, dem Elend durch die Suche nach Arbeit entgegenzutreten.
Umso beunruhigender ist die Information, dass in der Nacht zum 3.6.2012 vier Zelte gebrannt haben. Personen kamen glücklicherweise nicht zu Schaden. Alle betroffenen Zelte standen am Rand des Camps. Eines gehörte einer Roma-Familie, ein anderes war das Zelt des Anmelders. Aufgrund der Umstände ist nicht auszuschließen, dass es sich um einen Brandanschlag handelt. Jedenfalls haben die Kriminalisierung des gesamten Protestes, wie beispielsweise vor zwei Wochen anlässlich der Demonstrationen gegen die herrschende EU-Politik und die mediale Hetze in Teilen der Berichterstattung, wenn es um die Anwesenheit der Roma ging, die synonym für Schmutz, Kleinkriminalität und Asozialität im Camp standen, wenig zum Verständnis und zur Akzeptanz des Protestes beigetragen.
Der Förderverein Roma fordert die vollständige Aufklärung der Umstände, die zu dem Brand führten und die Absicherung der Familien.

Förderverein Roma e.V.
Ffm., den 5.6.2012