Der Förderverein Roma protestiert gegen die bevorstehende Räumung des
Occupy Camps vor der Europäischen Zentralbank.
Mehr noch als vielen anderen Protestaktionen kommt dem Frankfurter Camp
aufgrund seiner Lage am Ort von Entscheidungen, die für große Teile der
Bevölkerung Armut und Perspektivlosigkeit bedeuten und aufgrund der
Anwesenheit von Roma-Familien aus Osteuropa, besondere Bedeutung zu.
Bereits mehrfach wies der Förderverein Roma auf die extreme Verelendung
der größten europäischen Minderheit hin. Roma sind und waren die ersten
Opfer der neuen Umverteilung. Verfolgung, Perspektivlosigkeit,
gesellschaftliche Marginalisierung sind die Ergebnisse der Politik der
letzten zwanzig Jahre. Finanzkrise, die aktuelle Austeritätspolitik der
Länder und der EZB verschärfen die Situation. Zunehmend müssen Roma um
Leib und Leben fürchten. Arbeitslosigkeit, Lebenserwartung und
Kindersterblichkeit von Roma haben in den osteuropäischen Staaten
Dimensionen wie in Entwicklungsländern erreicht. Anfang der Woche machte
ein Brand in einem Flüchtlingslager in Podgorica (Montenegro) allein 850
Roma obdachlos. Nicht zuletzt in Rumänien sind Roma zunehmend tödlichen
Angriffen und öffentlichen Diffamierungskampagnen ausgesetzt.
Die Anwesenheit der Familien stellt den Protest des Frankfurter Camps vom
Kopf auf die Füße. Unmittelbar gegenüber der EZB und im wichtigsten
Finanzzentrum Europas werden Verantwortliche auf kommunaler und
internationaler Ebene mehr denn je mit der nackten Konsequenz ihrer
Politik konfrontiert.
Ein Brand im Camp, von dem auch eine junge schwangere Romni betroffen war
und dessen Ursache noch nicht geklärt ist, neonazistische Attacken und die
Diskreditierung des Protestes durch Teile der Presse und einige Parteien
verdeutlicht, welcher Hass der Initiative entgegenschlägt. Dass nunmehr,
ähnlich wie in anderen Orten, das Camp wegen sozialer und hygienischer
Mängel geräumt werden soll, ist konstruiert und ignoriert die Realität.
Armut und Armutsmigration, vor allem die der Roma, kann nicht mit
ordnungspolitischen Maßnahmen und Vertreibung begegnet werden. Im Camp kam
ihnen die Hilfe zu, die auf städtischer Seite verweigert wurde. Eine
Räumung bewirkt ebenso wenig ein Ende des legitimen Protests, wie sie zur
Ausreise der Roma führt. Sie machen allein als europäische Staatsbürger
von ihrem verbrieften Recht auf Freizügigkeit Gebrauch und versuchen so
zumindest, extremer Verarmung und rassistischer Gewalt entgegenzutreten.
Der Förderverein Roma fordert die verantwortlichen städtischen Behörden
und die demokratischen Parteien im Römer auf, den Bestand des Camps zu
sichern, den Roma-Familien eine adäquate Versorgung zukommen zu lassen und
für ihre Sicherheit Sorge zu tragen.
Ffm., den 30.7.2012
|