Der Förderverein
Roma veranstaltet zum Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers
Auschwitz
am 27.1.2014 um 18.30 Uhr eine Kundgebung
am ehemaligen Stadtgesundheitsamt in der Braubachstraße 8-22 in 60311
Frankfurt am Main.
Während der NS-Zeit wurden über eine halbe Million Roma und Sinti
ermordet. Nach der akribischen Erfassung durch „Rasseforscher“ in den 30er
Jahren erfolgte die Inhaftierung, Deportation und schließlich die
industrielle Vernichtung der Roma und Sinti. Allein in Auschwitz wurden in
einer einzigen Nacht 2900 Roma und Sinti vergast.
Der Mediziner Robert Ritter und die Psychologin Eva Justin waren die
beiden maßgeblichen Protagonisten dieser „rassenbiologischen
Untersuchungen“. Beide arbeiteten nach 1945 im Stadtgesundheitsamt
bzw. dem Jugend- und Sozialamt der Stadt Frankfurt. Weder Justin noch
Ritter wurden für ihre Verbrechen zur Verantwortung gezogen. Im
Stadtgesundheitsamt befand sich während der NS-Zeit die „Erbkartei“, die
u. a. Grundlage für die spätere Deportation und Vernichtung war.
Am 27.1.2000 brachten die Roma-Union Frankfurt, der Förderverein Roma und
verschiedene Einzelpersonen eine Gedenktafel, die ausschließlich von
privaten Unterstützern finanziert wurde, gegen den langjährigen Widerstand
des Kulturdezernats, des Instituts für Stadtgeschichte und die Mehrheit
des Ortsbeirats am Stadtgesundheitsamt an. Sie erinnert an die Verbrechen,
nennt die Täter und fordert Verantwortung ein.
Die
Gedenkveranstaltung findet zu einem Zeitpunkt statt, der vor allem geprägt
ist von Hasstiraden gegenüber Roma-Migranten aus Rumänien und Bulgarien.
Seit Monaten erfolgt eine gezielte Verunglimpfung in der Öffentlichkeit.
Die gegenwärtige Stimmung zeigt mehr denn je, dass alle Elemente des
Jahrhunderte alten Rassismus innerhalb kürzester Zeit abrufbar und
politikfähig sind, auf breite gesellschaftliche Zustimmung stoßen und eine
tödliche Gefahr für alle Roma und Sinti darstellen.
Ffm., den 15.1.2014
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