Pressemitteilung: Gedenkveranstaltung anlässlich des 70. Jahrestages der Liquidation des „Zigeunerlagers“ Auschwitz (29.07.2014)



 

Pressemitteilung

 

Der Förderverein Roma lädt anlässlich des 70. Jahrestages der „Liquidation“ des „Zigeunerlagers“ Auschwitz zu einer Kundgebung am 4.8.2014 um 18.30 Uhr in die Braubachstraße 18-22, Geschäftsstelle des Börsenvereins des deutschen Buchhandels, ehemaliges Stadtgesundheitsamt Frankfurt am Main, ein

In einem unvergleichbaren Akt wurden am 2.8.1944 2800 Roma und Sinti bei der Auflösung des „Zigeunerlagers“ Auschwitz ermordet. Diese Aktion bildete gleichsam die Spitze der Erfassung, Verfolgung und Vernichtung der Roma und Sinti während des Nationalsozialismus. Bereits in den 30er Jahren wurden in enger Kooperation zwischen dem „rassehygienischen Institut“ des Reichssicherheitshauptamtes, verschiedenen Kriminalämtern sowie städtischen und kirchlichen Einrichtungen alle Roma und Sinti in Deutschland erfasst, vermessen, in Lagern inhaftiert und schließlich in Vernichtungslager deportiert. Etwa eine halbe Million Roma und Sinti wurden ermordet. Eva Justin und Robert Ritter waren als maßgebliche „NS-Rasseforscher“  verantwortlich für den Völkermord an über 20.000 deutschen Roma und Sinti. Trotz ihrer Verbrechen wurden sie nicht strafrechtlich belangt und nach 1945 von der Stadt Frankfurt im Sozial- und Gesundheitsamt in leitenden Positionen beschäftigt. Eva Justin hatte im Rahmen ihrer Tätigkeit und im Auftrag der Stadt Frankfurt am Main erneut mit Roma und Sinti zu tun.

Der jahrelange Protest der Roma-Union Frankfurt, des Förderverein Roma und  vieler UnterstützerInnen ermöglichte am 27.1.2000 die Anbringung einer Gedenktafel am Stadtgesundheitsamt, dem ehemaligen Tätigkeitsfeld von Ritter und Justin. Die Tafel, die ausschließlich von Spendengeldern finanziert wurde, erinnert an die begangenen Verbrechen, bezeichnet die Täter und klagt die Verantwortung gegenüber Roma und Sinti auch nach 1945 ein.

Der Förderverein Roma e. V. begrüßt den Beschluss der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung zum Erhalt der Gräber von Roma und Sinti, die Verfolgung und Internierung in Konzentrations- und Vernichtungslager im Nationalsozialismus überlebt haben

Familienangehörige und der Förderverein Roma haben letztes Jahr drei Gräber von Roma, die Verfolgung und Internierung in Konzentrations- und Vernichtungslager im Nationalsozialismus überlebt haben, in Gedenkorte umgewandelt. Zusammen mit dem Zentralrat der deutschen Sinti und Roma, den Landesverbänden, vielen anderen Organisationen und Einzelpersonen wendet sich der Förderverein gegen die Einebnung der Gräber von Roma und Sinti, die den NS-Terror überlebt haben und fordert den Erhalt und die Übernahme der Grabkosten durch die Kommunen. Durch die Gestaltung der Gräber in Gedenkorte wird die Voraussetzung geschaffen, dass Verfolgung und Vernichtung nicht der historischen Entsorgung anheimfallen. Die Erinnerung an den NS-Terror ist somit Teil der Übernahme von gegenwärtiger Verantwortung und des aktuellen Engagements gegen Ausgrenzung, Rassismus und Diskriminierung gegenüber Roma und Sinti.

 

Ffm., den 29.7.2014