Nach der Verschärfung des Freizügigkeitsgesetzes durch das Kabinett im
August d. J., was vor allem zu Lasten von Roma aus Rumänien und Bulgarien
geht, soll am 19.9.2014 im Bundesrat erneut ein Lex Anti-Roma
verabschiedet werden, indem Bosnien, Serbien und Mazedonien zu sicheren
Herkunftsländern erklärt werden.
Während der großen Ferien besorgte sich die Regierung Merkel die
Zustimmung des Bundestags für den Gesetzesentwurf über sog. sichere
Herkunftsstaaten.
Es ist allen Beteiligten vollkommen klar, dass sich dieses Gesetz vor
allem und in erster Linie gegen Roma richtet, die in diesen Staaten
schweren Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt sind. Jetzt soll dieses
Gesetz im Bundesrat am kommenden Freitag 19.9.2014 endgültig durchgewunken
werden. Die Regierung braucht wenigstens ein rot-grünes Bundesland, das
zustimmt, um die Mehrheit zu bekommen. Da die SPD sowieso dafür ist, kommt
es darauf an, ob die Grünen hart bleiben. Flüchtlingsräte, Pro Asyl und
Amnesty versuchen die Grünen dazu zu bewegen.
Innerhalb der Grünen scheint die Meinung vorzuherrschen, man könne für die
Zustimmung zu diesem Gesetz (spätestens im Vermittlungsausschuss)
wenigstes einige Verbesserungen für Flüchtlinge hier bzw. für die Kommunen
rausholen. Zu diesem Kuhhandel, der faktisch das Asylrecht für
Romaflüchtlinge aus Serbien, Mazedonien und Bosnien aufhebt, sagen Amnesty
und Pro Asyl: „das Menschenrecht auf Asyl ist nicht verhandelbar“ und der
Paritätische Wohlfahrtsverband stellt fest: „Wenn Abschottung nach außen
erkauft würde mit etwas mehr Menschlichkeit für die, die hier sind, wäre
das schlicht unmoralisch“
Wie viele andere Organisationen erhält der Förderverein Roma regelmäßig
Kenntnis von Menschenrechtsverletzungen, denen Roma in diesen Ländern
täglich ausgesetzt sind.
Viele Menschenrechtsorganisationen haben durch Recherchen vor Ort
festgestellt, dass Roma seit langem und bis heute vom Zugang zu Bildung,
Gesundheitsversorgung, Wohnungsversorgung, Arbeit und von anderer
gesellschaftlicher Teilhabe faktisch und umfassend ausgeschlossen sind.
Messbar ist die massive Benachteiligung u.a. an der Lebenserwartung, die
weit unter dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung liegt.
Ausführliche Informationen über Ausgrenzung, rassistische Überfälle,
Diskriminierung und strukturelle Benachteiligungen werden in Gutachten von
Pro Asyl, Amnesty International sowie im Urteil des Verwaltungsgerichts
Münster vom Juli 2014 und in Stellungsnahmen des Paritätischen
dokumentiert.
Abschiebungen in die Länder des ehemaligen Jugoslawiens, wie sie seit
Jahren erfolgen, bedeuten für Roma Perspektivlosigkeit, Armut und Gefahr
an Leib und Leben. Sie bedeuten auch die Zerstörung von Existenzen, die
Familien und Einzelpersonen in Deutschland aufgebaut haben.
Der Förderverein Roma fordert die Grünen im Bundesrat auf, bei der
Abstimmung mit nein zu votieren. Jedes andere Verhalten missachtet erneut
die Menschenrechte von Roma, instrumentalisiert ihren Schutz und ihre
Integrität für eine vermeintlich generelle Verbesserung der Situation von
Flüchtlingen und lässt jede Verantwortung angesichts der Verbrechen des
Nationalsozialismus gegenüber Roma und Sinti und deren Wirkungsgeschichte
bis in die Gegenwart ungeachtet.
Förderverein Roma e.V., Ffm., den 16.09.2014
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