Kundgebung am 16.12.2014, um 18.30
Uhr, Haus des Buches, ehemaliges Stadtgesundheitsamt Ffm., Braubachstraße
18-22
Am 16.12.42 ordnete „Reichsführer SS“ Heinrich Himmler im so genannten
Auschwitz-Erlass die Massendeportation von Roma und Sinti in das
Konzentrationslager Auschwitz an. Es soll „Ohne Rücksicht auf den
Mischlingsgrad Familienweise in das Konzentrationslager“ eingewiesen
werden, hieß es in dem Erlass. Die Vorstufe zur späteren Vernichtung wurde
durch die Erfassung aller im deutschen Reich lebenden Roma und Sinti
geschaffen.
Robert Ritter, Leiter der „Rassenhygienischen und bevölkerungsbiologischen
Forschungsstelle des Reichsgesundheitsamtes Berlin“ und seine enge
Mitarbeiter Eva Justin waren hierfür maßgeblich verantwortlich. Ihre so
genannten „rassenbiologischen“ Untersuchungen registrierten minutiös über
20.000 Roma und Sinti. Sie leisteten damit die Voraussetzung für die
spätere fabrikmäßige Vernichtung.
Ritter und Justin wurden nach 1945 im Stadtgesundheitsamt Frankfurt am
Main als Medizinalrat und Psychologin beschäftigt. Obwohl bekannt war,
welche zentrale Funktion beide während der NS-Zeit innehatten,
bestanden keine Bedenken gegen die Anstellung. Ritter und Justin wurden
für ihre Verbrechen nicht verurteilt.
Am 27.1.2000 wurde nach zehnjährigem Engagement und gegen die politische
Mehrheit im Römer eine durch private Mittel finanzierte Mahntafel am
ehemaligen Stadtgesundheitsamt angebracht. In den Räumen
des Stadtgesundheitsamtes befindet sich seit 2011 die Hauptgeschäftsstelle
des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Nach einer Renovierungsphase
und dem vorübergehenden Verschwinden der Tafel wurde diese erneut am
27.1.2012 an historischem Ort befestigt. Sie weist auf die Verbrechen hin,
nennt die Namen der Täter und klagt die historische Verantwortung
gegenüber den Roma und Sinti ein.
Ffm., den 12.12.2014
|