Der Förderverein Roma veranstaltet zum
Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz
am 27.1.2016
um 18.30 Uhr eine Kundgebung am ehemaligen
Stadtgesundheitsamt in der Braubachstraße 8-22 in 60311 Frankfurt am Main.
Während der NS-Zeit wurden über eine halbe Million
Roma und Sinti ermordet. Nach
der akribischen Erfassung durch „Rasseforscher“ in den 30er Jahren
erfolgte die Inhaftierung, Deportation und schließlich die industrielle
Vernichtung der Roma und Sinti. Allein in Auschwitz wurden in einer
einzigen Nacht 2900 Roma und
Sinti vergast.
Der Mediziner Robert Ritter und die Psychologin Eva Justin waren die
beiden maßgeblichen Protagonisten dieser „rassenbiologischen
Untersuchungen“. Beide arbeiteten nach
1945 im Stadtgesundheitsamt bzw. dem Jugend- und Sozialamt der Stadt
Frankfurt. Weder Justin noch Ritter wurden für ihre Verbrechen zur
Verantwortung gezogen. Im Stadtgesundheitsamt befand sich während der
NS-Zeit die „Erbkartei“, die u. a. Grundlage für die spätere Deportation
und Vernichtung war.
Am 27.1.2000
brachten die Roma-Union
Frankfurt, der Förderverein Roma und verschiedene Einzelpersonen eine
Gedenktafel, die ausschließlich von privaten Unterstützern finanziert
wurde, gegen den langjährigen Widerstand des Kulturdezernats, des
Instituts für Stadtgeschichte und der Mehrheit des Ortsbeirats am
Stadtgesundheitsamt an. Sie
erinnert an die Verbrechen, nennt die Täter und fordert Verantwortung ein.
Der Förderverein Roma weist nachdrücklich auf die Zunahme von
Repressalien, Verunglimpfungen und Gewalt gegenüber Roma hin. Menschen-
und Bürgerrechte der größten europäischen Minderheit werden missachtet.
Die vorherrschende Stimmung zeigt mehr denn je, dass alle Elemente des
Jahrhunderte alten Rassismus innerhalb kürzester Zeit abrufbar und
politikfähig sind, auf breite gesellschaftliche Zustimmung stoßen und eine
tödliche Gefahr für alle Roma und Sinti darstellen.
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