Das Angebot der Stadt Frankfurt, die
B-Ebene der Hauptwache als adäquate Übernachtungsstätte für die
obdachlosen Roma wahrzunehmen, zeigt mehr denn je die Abwesenheit
jeglicher Sozialpolitik. Ungeachtet der Tatsache, dass es dort in der
Vergangenheit vermehrt zu Übergriffen gekommen ist, sollte doch klar sein,
dass es sich bei der B-Ebene um einen U- und S-Bahnhof handelt und nicht
um eine menschenwürdige Unterkunft.
Insbesondere die Stimmungsmache
gegenüber den obdachlosen Roma ist unerträglich. Eine Bedrohung geht nicht
von den Betroffenen aus, sondern von aufgebrachten Passanten und Nachbarn.
Aufgrund der Verweigerung von öffentlicher Hilfe sind die Betroffenen
gezwungen, sich selbst zu organisieren, wie das auf der Brache im
Gutleutviertel, am Wiesenhüttenplatz, in der Weißfrauenstraße und an
etlichen anderen Stellen notgedrungen der Fall ist.
Migration der Roma nach Westeuropa ist die Kehrseite der
EU-Osterweiterung. Die
unvorstellbare Armut in den Herkunftsländern, Verfolgung, Ausgrenzung und Gewalt
sind die Ursache dieser Migration und oft die einzige Möglichkeit, auch eine
Minimalversorgung der Angehörigen zu gewährleisten.
Umso ignoranter
ist eine Berichterstattung, wie sie beispielweise in der „Hessenschau“ und
anderen Medien erfolgt. Anstatt Ursache und Wirkung gemäß eines
verantwortungsvollen Journalismus gegenüber einer seit Jahrhunderten
ausgegrenzten Minderheit zu Leitlinie zu machen, werden Bilder und
Kommentare kolportiert, die dem Antiziganismus Vorschub leisten und
letztlich die Ursache für Elend und Perspektivlosigkeit den Betroffenen
selbst zuschreiben.
Ffm., den 13.10.2016
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