Kundgebung: 72. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz (16.01.2017)



 

Der Förderverein Roma veranstaltet zum Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz
 am
27.1.2017 um 18.30 Uhr eine Kundgebung am ehemaligen Stadtgesundheitsamt in der Braubachstraße 8-22 in 60311 Frankfurt am Main.



Während der NS-Zeit wurden über eine halbe Million Roma und Sinti ermordet. Nach der akribischen Erfassung durch „Rasseforscher“ in den 30er Jahren erfolgte die Inhaftierung, Deportation und schließlich die industrielle Vernichtung der Roma und Sinti. Allein in Auschwitz wurden in einer einzigen Nacht 2900 Roma und Sinti vergast.

Der Mediziner Robert Ritter und die Psychologin Eva Justin waren die beiden maßgeblichen Protagonisten dieser „rassenbiologischen Untersuchungen“. Beide arbeiteten *nach *1945 im Stadtgesundheitsamt bzw. dem Jugend- und Sozialamt der Stadt Frankfurt. Weder Justin noch Ritter wurden für ihre Verbrechen zur Verantwortung gezogen. Im
Stadtgesundheitsamt befand sich während der NS-Zeit die „Erbkartei“, die u. a. Grundlage für die spätere Deportation und Vernichtung war.

Am 27.1.2000 brachten die Roma-Union Frankfurt, der Förderverein Roma und verschiedene Einzelpersonen eine Gedenktafel, die ausschließlich von privaten Unterstützern finanziert wurde, gegen den langjährigen Widerstand des Kulturdezernats, des Instituts für Stadtgeschichte und der Mehrheit des Ortsbeirats am Stadtgesundheitsamt an. Sie erinnert
an die Verbrechen, nennt die Täter und fordert Verantwortung ein.

Roma und Sinti werden zunehmend mit Ausgrenzung, Verachtung und rassistischen Übergriffen konfrontiert. In Frankfurt wurde auf eine Schlafstätte von Roma ein Brandanschlag verübt und ein Haus, in dem ausschließlich Roma Familien leben, angezündet. Die gezielte Überprüfung von Roma im öffentlichen Raum nimmt zu und die Verelendung von MigrantInnen durch die Aussetzung von Hilfe verschärft sich. Darüber hinaus bedeutet die massenhafte Abschiebung von Roma-Flüchtlingen aus dem ehemaligen Jugoslawien für die Betroffenen Perspektivlosigkeit, Armut und Diskriminierung.

Ffm., den 16.1.2017