Der Förderverein Roma veranstaltet zum
Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz
am 27.1.2017
um 18.30 Uhr eine Kundgebung am ehemaligen
Stadtgesundheitsamt in der Braubachstraße 8-22 in 60311 Frankfurt am Main.
Während der NS-Zeit wurden über eine halbe Million Roma und Sinti
ermordet. Nach der akribischen Erfassung durch „Rasseforscher“ in den 30er
Jahren erfolgte die Inhaftierung, Deportation und schließlich die
industrielle Vernichtung der Roma und Sinti. Allein in Auschwitz wurden in
einer einzigen Nacht 2900 Roma und Sinti vergast.
Der Mediziner
Robert Ritter und die Psychologin Eva Justin waren die beiden maßgeblichen
Protagonisten dieser „rassenbiologischen Untersuchungen“. Beide arbeiteten
*nach *1945 im Stadtgesundheitsamt bzw. dem Jugend- und Sozialamt der
Stadt Frankfurt. Weder Justin noch Ritter wurden für ihre Verbrechen zur
Verantwortung gezogen. Im Stadtgesundheitsamt befand sich während der
NS-Zeit die „Erbkartei“, die u. a. Grundlage für die spätere Deportation
und Vernichtung war.
Am 27.1.2000 brachten die Roma-Union
Frankfurt, der Förderverein Roma und verschiedene Einzelpersonen eine
Gedenktafel, die ausschließlich von privaten Unterstützern finanziert
wurde, gegen den langjährigen Widerstand des Kulturdezernats, des
Instituts für Stadtgeschichte und der Mehrheit des Ortsbeirats am
Stadtgesundheitsamt an. Sie erinnert an die Verbrechen, nennt die
Täter und fordert Verantwortung ein.
Roma und Sinti werden
zunehmend mit Ausgrenzung, Verachtung und rassistischen Übergriffen
konfrontiert. In Frankfurt wurde auf eine Schlafstätte von Roma ein
Brandanschlag verübt und ein Haus, in dem ausschließlich Roma Familien
leben, angezündet. Die gezielte Überprüfung von Roma im öffentlichen Raum
nimmt zu und die Verelendung von MigrantInnen durch die Aussetzung von
Hilfe verschärft sich. Darüber hinaus bedeutet die massenhafte Abschiebung
von Roma-Flüchtlingen aus dem ehemaligen Jugoslawien für die Betroffenen
Perspektivlosigkeit, Armut und Diskriminierung.
Ffm., den 16.1.2017
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