Die vor zehn Tagen geräumten Roma leben
in menschenunwürdigen Verhältnissen. Ihre eigenen Versorgungsstrukturen
wurden zerstört, die Lebensmittel weggenommen, das Wenige an Besitz
eingelagert. In drei engen Zimmern eingepfercht, steht ihnen eine
abgeschlossene Dusche zur Verfügung. Essen und Trinken, eine Privatsphäre
gibt es nicht. Kochmöglichkeiten sind ebenfalls nicht vorhanden. Die
Infrastruktur der Flüchtlings-unterkunft im gleichen Haus darf nicht
genutzt werden. Nach massiven Protesten und nach Prüfung auf
Leistungsansprüche am 2.3.2017 befinden sich immer noch ca. 20 Personen in
der Behausung. Etliche hat die Mittellosigkeit gezwungen, zurück nach
Rumänien zu fahren; eine Familie wurde in der Notunterkunft Ostpark
untergebracht.
Die Menschen wissen nicht, wie sie ihr Hab und Gut
zurückbekommen, sind schlichtweg während der Räumung enteignet worden. Der
Generator, die Kochplatte, das Fahrrad, der Trödel, mit dem gehandelt
wird, die Kleidung, die Heizung fehlen.
UnterstützerInnen haben
keinen Zugang und werden - wie ein Mitglied der Linken - von der CDU
bezichtigt, sie “hätten gerne gehabt, dass dort Menschen verbrennen“.
Zynisch ist dies nicht mehr, sondern ebenso menschenverachtend wie die
Räumung, mit der das Ordnungsamt angeblich die Betroffenen vor einem Brand
schützen wollte.
Die Räumung hatte nicht alleine die Zielsetzung,
die Roma von dem Platz zu entfernen, sondern vielmehr die Intention, sie
durch aushungern ins völlige Elend zu verbringen und so dafür zu sorgen,
dass sie schnellstmöglich Frankfurt verlassen. Die aktuelle
Rechtsprechung, welche alle EU-MigrantInnen vorerst, jenseits erheblicher
verfassungs- und menschen-rechtlicher Brüche, ohne öffentliche Hilfe
stellt, ermöglicht zudem im Rahmen der Überprüfung auf Leistungen den
Entzug der Freizügigkeit und die Ausweisung der Antragsteller.
Vor
Weihnachten flüchteten Roma, deren Schlafstätte unter der
Rosa-Luxemburg-Straße angezündet wurde, auf die Brache. Sie waren dort
sicher. Im Sommer letzten Jahres wurde ein Haus in Fechenheim, das von
Roma bewohnt war, angezündet. Beide rassistische Vorfälle waren bekannt.
Dennoch wurden die Bewohner der Brache geräumt. Die Vorgehensweise ist
nicht nur ignorant, sondern kennzeichnet sich auch in ihrer dezidierten
Absicht, Roma zu vertreiben. Vorhandene humane Unterkünfte bereit zu
stellen, wäre ein Zeichen gegen den breiten gesellschaftlichen Hass
gewesen. Den politisch und rechtlich Verantwortlichen ist jegliches
Verständnis für die Ursache von Not und Elend fremd, ihre Einstellung ist
geprägt von Ausgrenzung und Diskriminierung gegenüber einer Gruppe, die
seit Jahrhunderten marginalisiert und verfolgt wird.
Es werden
neue Brachen und neue Übernachtungsstätten entstehen. Pogrome, Gewalt und
soziale Perspektivlosigkeit führen Roma aus Osteuropa weiterhin nach
Frankfurt und in andere Städte – ungeachtet der Abwesenheit jeglicher
Sozialpolitik und der Vertreibung durch „Recht und Ordnung“.
Der
Förderverein Roma fordert, orientiert an der Rechtsprechung des
Bundessozialgerichtes, der verfassungsrechtlich garantierten Menschenwürde
und der EU-Menschenrechtskonvention, humane Unterkünfte und eine adäquate
Versorgung für die Roma.
Ffm., den 02.03.2016
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