Antiziganismus – die Medienberichterstattung
über ‘Roma’
Vortrag und Gespräch am 23.3.2017, 18.30 Uhr
Haus am Dom, Domplatz 3, 60311 Frankfurt am Main
Referent: Markus End
In Frankfurt am Main fanden im
letzten Halbjahr zwei Brandanschläge auf Roma statt: Im Dezember wurde die
Schlafstätte obdachloser rumänischer Roma unter eine Brücke angezündet, im
Sommer gab es einen Brandanschlag auf ein von Roma aus Rumänien bewohntes
Haus in Frankfurt/Fechenheim. Glücklicherweise gab es bei diesen
Mordversuchen keine Toten, allerdings einen Verletzten. Vor wenigen Wochen
wurden im Bahnhofsviertel übernachtende Frauen von der Stadtverwaltung
geräumt, eine menschenwürdige Unterkunft ist nicht angeboten worden.
Jüngst ließen dann Ordnungs- und Sozialdezernat eine Brache an der
Gutleutstraße mit etwa 40 Personen ebenfalls räumen, ohne dass danach
adäquater Wohnraum oder Versorgung gesichert waren. In
Ginsheim-Gustavsburg sind Reisende aus Irland vor laufender Kamera
widerspruchslos als Heuschrecken bezeichnet worden.
Diese
Ereignisse sind angesichts eines grassierenden Antiziganismus zu
betrachten. Hierbei spielt insbesondere die hetzerische Kampagne gegen die
sogenannte ‘Armutszuwanderung’ eine zentrale Rolle. Medien, Politik und
Öffentlichkeit bedienten durchweg antiziganistische Stereotype und
legitimierten damit ordnungs- und sicherheitspolitische Maßnahmen. Auch
Angriffe und Brandanschläge, in Frankfurt wie in anderen Städten, müssen
vor dem Hintergrund verstanden werden. Ein Kontext hinsichtlich der
Verfolgung und Vernichtung der europäischen Roma und Sinti im
Nationalsozialismus wird dabei ignoriert und ausgeblendet.
Die
Veranstaltung thematisiert die antiziganistische Debatte zum Thema
‘Armutszuwanderung’ in der deutschen Öffentlichkeit und die Praktiken, die
sich etablieren.
Markus End, Berlin Markus End
ist Lehrbeauftragter an der Hochschule Hannover und Doktorand an der
Universität Bielefeld, seit 2016 ist er Vorsitzender der Gesellschaft für
Antiziganismusforschung. 2014 erschien seine Studie zu Antiziganismus
in den Medien. Im Bereich „Bilderpolitik“ des RomArchive beschäftigt er
sich gegenwärtig mit Fragen von Blickregimes, photographischen
Traditionslinien und der Materialität antiziganistischer Bilder. In
verschiedenen Projekten arbeitet er darüberhinaus zu Fragen
antiziganismuskritischer Bildungsarbeit.
Eine
Veranstaltung im Rahmen der internationalen Wochen gegen Rassismus.
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