Knapp drei Wochen nach der Räumung der
Brache leben noch neun Personen in zwei Zimmern des Henriette Fürth
Hauses. Über sieben Tage waren anfangs etwa 40 Personen ohne jegliche
Versorgung in drei Räumen eingepfercht.
Die Küche und Dusche der
Flüchtlingsunterkunft im gleichen Anwesen darf weiterhin nicht mitgenutzt
werden. UnterstützerInnen kommen nicht in die Unterkunft, die von
Sicherheitsleuten bewacht wird. Zwischenzeitlich gab es eine einmalige
finanzielle Hilfe und die Rückfahrtkarte nach Rumänien – ein Angebot das
einige, beraubt um ihre Existenzgrundlage, notgedrungen angenommen haben.
Die Rückgabe des einbehaltenen Eigentums läuft nicht korrekt. Ein
konfiszierter Generator war nicht auffindbar, Kleider und der Trödel, der
zum Verkauf bestimmt war, wurden bisher nicht erstattet, die auf dem Platz
befindlichen Autos bei der Räumung demoliert. Auch eine Gasheizung blieb
einbehalten, der Besitzer erhielt sie vor seiner zwangsweisen Ausreise
nicht zurück.
Im Schnellverfahren wurden die Überprüfungen auf
Leistungsanspruch in der Regel negativ beschieden. Die von den Roma
gewünschten Übersetzer in Romanes blieben vor der Tür, da die Ämter eine
Übersetzung in Rumänisch vorzogen. Teilweise sammelte die Dolmetscherin
die Pässe der Betroffenen im Jobcenter ein und ihre Anträge wurden ohne
persönliche Vorsprache abgelehnt.
Durch die Versagung von
öffentlicher Leistung riskieren die ehemaligen Bewohner der Brache
nunmehr, dass ihnen die Freizügigkeit, also die Grundlage des Aufenthalts,
entzogen wird. Die Roma können nämlich nicht mehr für ihr Auskommen
sorgen. Das war über die Jahre auf der Brache hinweg möglich. Alle
organisierten dort ihr Leben in Armut selbst. Diese funktionierende
Struktur schaffte die Räumung ersatzlos ab.
Unterkunft und
Aufenthalt zu verweigern, wird seit einiger Zeit mit der Unterstellung
gekoppelt, dass in Rumänien Wohnraum bereitstünde, etwa bei Verwandten.
Diese Argumentation ist höchst fragwürdig, da sie dem
Gleichheitsgrundsatz, dem Diskriminierungsverbot sowie der Europäischen
Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten eklatant
widerspricht.
Der Förderverein Roma fordert statt
menschenverachtender Ordnungspolitik, Diskriminierung und Vertreibung die
Sicherstellung des garantierten Schutzes und der Rechte der Roma als
Minderheit und als EU-BürgerInnen, dazu gehören auch die Bereitstellung
einer angemessenen humanen Unterkunft, finanzielle Unterstützung und die
unverzügliche Rückgabe des Eigentums.
Förderverein Roma e.V.
Ffm., den 17.3.2017
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