Vor vier Wochen ist die Brache an der
Gutleutstraße in Frankfurt am Main geräumt worden. Die dort lebenden Roma
wurden ihrer Existenz und Versorgungsmöglichkeit beraubt und vorübergehend
in eine menschenunwürdige Unterkunft verbracht. Für knapp 40 Personen
standen drei Räume und eine Dusche zur Verfügung. Kleider, der Trödel, mit
dem gehandelt wurde, ein Fahrrad, ein Auto wurden nicht zurückgegeben und
die Hütten demoliert.
Übersetzungs- und Vermittlungshilfen des
Förderverein Roma für die Betroffenen bei der Prüfung auf
Leistungsansprüche verweigerten die Behörden. Über eine Woche blieben sie
ohne jede Versorgung. Aufgrund von Protesten gegen die inhumane
Vorgehensweise wurde eine einmalige Überbrückungshilfe gleistet und die
Rückfahrkarte nach Rumänien angeboten. Unterkunft und Aufenthalt
vorzuenthalten, wird seit einiger Zeit mit der Unterstellung gekoppelt,
dass in Rumänien Wohnraum bereitstünde, etwa bei Verwandten. Diese
Argumentation ist höchst fragwürdig, da sie dem Gleichheitsgrundsatz, dem
Diskriminierungsverbot sowie der Europäischen Konvention zum Schutz der
Menschenrechte und Grundfreiheiten eklatant widerspricht.
Die Roma
hatten sich angesichts der versagten öffentlichen Hilfe auf der Brache
seit einigen Jahren selbst eingerichtet und eigene Möglichkeiten des
Überlebens in Armut geschaffen. Das Wenige, was über Arbeit,
Flohmarkthandel und Flaschensammeln gespart werden konnte, ist an die
Familien in Rumänien verschickt worden. Zielsetzung der Räumung war, nach
einer antiziganistischen Medienkampagne, von Beginn an die restlose
Zerstörung dieser Struktur und die Vertreibung aus Frankfurt. Die Räumung
ohne alternative menschenwürdige Unterbringung soll als Signal gelten,
dass geflohene und mittellose Roma-Migranten in Frankfurt unerwünscht sind
und durch ordnungs- und sozialpolitische Maßnahmen aus der Stadt entfernt
werden.
Der Förderverein Roma fordert angesichts der besonderen
deutschen Verantwortung aufgrund der Verfolgung und Vernichtung von Roma
und Sinti im Nationalsozialismus statt menschenverachtender
Ordnungspolitik, Diskriminierung und Vertreibung die Sicherstellung des
garantierten Schutzes und der Rechte der Roma als Minderheit und als
EU-BürgerInnen. Dazu gehören auch die Bereitstellung einer angemessenen
Unterkunft, finanzielle Unterstützung und die unverzügliche Rückgabe des
Eigentums.
Ffm., den 31.3.2017
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