Kundgebung anlässlich des 73. Jahrestages der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz
27.1.2018 um 17.00 Uhr, ehemaliges Stadtgesundheitsamt, Braubachstraße 8-22 in 60311 Ffm

und

 25.1.2018, 16.00 Uhr
Vortrag von Frau Rose und Frau Strauß, Roma aus Frankfurt,
Henry und Emma Budge-Stiftung,
Wilhelmshöher Straße 279, 60389 Ffm.


Während der NS-Zeit wurden über eine halbe Million Roma und Sinti ermordet. Nach der akribischen Erfassung durch „Rasseforscher“ in den 30er Jahren erfolgte die Inhaftierung, Deportation und schließlich die industrielle Vernichtung der Roma und Sinti. Allein in Auschwitz wurden in einer einzigen Nacht 2900 Roma und Sinti vergast.

Der Mediziner Robert Ritter und die Psychologin Eva Justin waren die beiden maßgeblichen Protagonisten dieser „rassenbiologischen Untersuchungen“. Beide arbeiteten nach 1945 im Stadtgesundheitsamt bzw. dem Jugend- und Sozialamt der Stadt Frankfurt. Weder Justin noch Ritter wurden für ihre Verbrechen zur Verantwortung gezogen. Im Stadtgesundheitsamt befand sich während der NS-Zeit die „Erbkartei“, die u. a. Grundlage für die spätere Deportation und Vernichtung war.

Am 27.1.2000 brachten die Roma-Union Frankfurt, der Förderverein Roma und verschiedene Einzelpersonen eine Gedenktafel, die ausschließlich von privaten Unterstützern finanziert wurde, gegen den langjährigen Widerstand des Kulturdezernats, des Instituts für Stadtgeschichte und der Mehrheit des Ortsbeirats am Stadtgesundheitsamt an. Sie erinnert an die Verbrechen, nennt die Täter und fordert Verantwortung ein.

Der Förderverein Roma weist nachdrücklich auf die Zunahme von Repressalien, Verunglimpfungen und Gewalt gegenüber Roma hin. Menschen- und Bürgerrechte der größten europäischen Minderheit werden missachtet. Die vorherrschende Stimmung zeigt mehr denn je, dass alle Elemente des Jahrhunderte alten Rassismus innerhalb kürzester Zeit abrufbar und politikfähig sind, auf breite gesellschaftliche Zustimmung stoßen und eine tödliche Gefahr für alle Roma und Sinti darstellen.

Die Eltern von Frau Rose und Frau Strauß waren Überlebende der NS-Konzentrationslager. Verfolgung, Erfassung und Deportation widerspiegeln sich in der Kindheit der Töchter. Die Erfahrung von Traumatisierung, von Ausgrenzung, Diskriminierung und Rassismus bis in die Gegenwart und der Verlust von nahen Verwandten durch die Vernichtung im Nationalsozialismus prägen das Leben und Engagement von Frau Rose und Frau Strauss.


Ffm., den 18.1.2018