Der Sozialberatung des
Förderverein Roma liegt der Pass einer Romni aus Rumänien vor, in den ein
Mitarbeiter des Ordnungsamts Frankfurt den Vermerk „Beim aggressiven
Betteln angetroffen“ mit Datum und Unterschrift gestempelt hat.
Die
Passinhaberin berichtet, ein Schild mit Bitte um eine Spende hätte zum
Vermerk und zur Überprüfung der Papiere auf der Wache geführt. Die
Situation ist von der Frau und ihrer Freundin, die ebenfalls ein Vermerk
in den Pass erhielt, als bedrohlich und ängstigend erlebt worden. Auf eine
Übersetzung wurde seitens des Ordnungsamtes nicht geachtet.
Beide
Frauen kommen aus der rumänischen Stadt Gheorgheni. Roma leben dort in
ärmlichen Hütten ohne jegliche Versorgung, sind vom Regelschulbesuch
ausgeschlossen und konfrontiert mit neonazistischen Pogromen.
Der
beschriebene Eintrag entbehrt nach Auffassung des Förderverein Roma jeder
Rechtsgrundlage und führt zur Ungültigkeit des Passdokuments, das Eigentum
des rumänischen Staates ist. Das Vorgehen zeigt in skandalöser Weise die
Spitze von Ausgrenzung und Stigmatisierung. Die Passinhaberin wird
ungeachtet der Entwertung bei jeder Überprüfung durch den Stempel
denunziert, jeder Grenzübertritt wird zum Spießrutenlauf. Der ebenso
unmenschliche wie unrechtmäßige Verwaltungsakt erinnert zudem an
rassistische Vermerke in Passdokumenten von Roma und Sinti, deren
Intention allein in der Herabwürdigung, Verfolgung und Demütigung der
Betroffenen lag.
Nach der Räumung der Brache im Frankfurter
Gutleutviertel und dem Camp an der ehemaligen Europäischen Zentralbank,
nach dem Vertreiben von Roma-Frauen in der Gutleutstraße und den aktuellen
Barverwarnungen stellt der Sichtvermerk im Pass eine weitere
Eskalationsstufe dar, deren Ziel die Vertreibung von obdachlosen
Roma-MigrantInnen aus der Stadt Frankfurt ist.
Statt Alternativen
bereit zu stellen und Armut zu bekämpfen, werden, wie in anderen deutschen
Städten, Ausgrenzung und Kriminalisierung favorisiert. Letztlich endet die
Praxis in der Absicht, den Aufenthalt durch den Entzug der Freizügigkeit
zu beenden und die Abschiebung mit Rückreisesperre durchzusetzen – eine
umfangreiche Entrechtung von EU-BürgerInnen.
Der Förderverein Roma
leitet rechtliche Schritte gegen die Verfahrensweise des Ordnungsamtes
Frankfurt ein. Darüber hinaus wird der Anspruch auf Schadenersatz geprüft
und der Datenschutzbeauftragten des Landes Hessen sowie das rumänische
Generalkonsulat über den Vorfall informiert.
Ffm., den 13.2.2018
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