Pressemitteilung: Räumung der Brache auf dem Ferro-Gelände in Frankfurt, Gutleutstraße (28.05.2018)


Die Firma Ferro hat heute nach ergebnislosen Bemühungen, für die auf der Firmen-Brache lebenden Roma über das Frankfurter Sozialamt eine Unterkunft zu finden, das Gelände räumen lassen.

Von den ca. 30 dort lebenden Personen waren etwa 15 anwesend. Sie sind mit einem enormen Polizeiaufgebot und in Kooperation mit dem Sozialamt vom Platz verwiesen worden. Ihnen droht zudem ein Strafverfahren wegen der Besetzung des unbenutzten Geländes. Bewohner der Brache ohne Arbeit haben eine einmalige Leistung in Höhe von 50 € und ein Rückreiseticket - das nur eine Romni in Anspruch nehmen möchte - erhalten. Für maximal eine Woche stellt die Behörde die Sammelunterkunft im Ostpark bereit. Die Prüfung auf Leistungsanspruch wird für die überwiegende Mehrheit negativ beschieden. Das heißt, nach acht Tagen sind sie wieder auf der Straße.

Das Sozialdezernat bleibt sich in der Ignoranz des Elends der Roma treu. Perspektivlosigkeit, Migration und Flucht aus Armut, Ausgrenzung, Rassismus, Pogrome und jegliche historische Verantwortung gegenüber ein Gruppe von Menschen, die seit Jahrhunderten diskriminiert und verfolgt wird, sind vollständig ausgeblendet.

Die Strategie, ständig zu räumen, Hilfe zu verweigern, anstatt eine soziale Perspektive aufzubauen, zeigt mehr denn je die Dominanz der Ordnungsmaxime, dass nicht sein kann, was nicht sein darf - eine Vorgehensweise, die wissentlich im Widerspruch zur Verfassung, zum Grundgesetz und zur UN-Menschenrechtskonvention steht.

Wiederholte Vertreibungen der Roma zielen auch auf ihre Bemühungen, sich jenseits öffentlicher Hilfe eine Existenz aufzubauen. Es geht letztlich nicht nur um das Signal, schnellstens aus Frankfurt zu verschwinden, sondern auch darum, selbst die minimalste Eigenversorgung restlos zu zerstören.

Die Abwesenheit von Sozialpolitik, insbesondere gegenüber mittellosen Roma aus Osteuropa, treibt deren Verarmung auf die Spitze. Sie produziert das Elend der Menschen und macht sie dafür selbst verantwortlich. Seit Jahrzehnten dokumentieren Umfragen, dass über die Hälfte der Bevölkerung gegenüber Roma und Sinti, gleich ob arm oder abgesichert, erhebliche Vorurteile hat. Unterlassene Hilfe, die Zerstörung von selbstverwalteten Strukturen bedienen diese Vorurteile.

Die Anschläge auf Roma nicht nur in Frankfurt zeigen deutlich, wie schnell diese Einstellung gewalttätig wird.

Der Förderverein Roma und alle Unterstützer werden sich mehr denn je für ein Haus für Roma einsetzen!


Förderverein Roma e.V., Ffm., den 28.5.2018