Pressemitteilung:
Kundgebung am 28.01.2019 zum 74. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz
(15.01.2019)


Kundgebung am 28.01.2019, 18.00 Uhr,
Mahntafel, Haus des Buches, ehemaliges Stadtgesundheitsamt Ffm., Braubachstraße 18-22, 60311 Ffm.


Während der NS-Zeit wurden über eine halbe Million Roma und Sinti ermordet. Nach der akribischen Erfassung durch „Rasseforscher“ in den 30er Jahren erfolgte die Inhaftierung, Deportation und schließlich die industrielle Vernichtung der Roma und Sinti. Allein in Auschwitz wurden in einer einzigen Nacht 2900 Roma und Sinti vergast.

Der Mediziner Robert Ritter und die Psychologin Eva Justin waren die beiden maßgeblichen Protagonisten dieser „rassenbiologischen Untersuchungen“. Beide arbeiteten nach 1945 im Stadtgesundheitsamt bzw. dem Jugend- und Sozialamt der Stadt Frankfurt. Weder Justin noch Ritter wurden für ihre Verbrechen zur Verantwortung gezogen. Im Stadtgesundheitsamt befand sich während der NS-Zeit die „Erbkartei“, die u. a. Grundlage für die spätere Deportation und Vernichtung war.

Am 27.1.2000 brachten die Roma-Union Frankfurt, der Förderverein Roma und verschiedene Einzelpersonen eine Gedenktafel, die ausschließlich von privaten Unterstützern finanziert wurde, gegen den langjährigen Widerstand des Kulturdezernats, des Instituts für Stadtgeschichte und der Mehrheit des Ortsbeirats am Stadtgesundheitsamt an. Sie erinnert an die Verbrechen, nennt die Täter und fordert Verantwortung ein.

Die aktuellen Informationen über neonazistische Gruppierungen in der hessischen und bundesdeutschen Polizei, die damit zusammenhängende Todesdrohung gegenüber der Anwältin  von NSU-Opfern Seda Basay Yildiz und ihrer Tochter, die Anschläge auf alternative Einrichtungen in den letzten Wochen zeigen die Spitze einer menschenverachtenden Einstellung, die in der Mitte der Gesellschaft verankert ist. Die letzte Leipziger Autoritarismus Studie dokumentiert die Ablehnung von Roma und Sinti bei 60-70 % der repräsentativ Befragten.

Der Förderverein Roma weist nachdrücklich auf die Zunahme von Repressalien, Verunglimpfungen und Gewalt gegenüber Roma hin. Menschen- und Bürgerrechte der größten europäischen Minderheit werden missachtet. Die vorherrschende Stimmung zeigt mehr denn je, dass alle Elemente des Jahrhunderte alten Rassismus innerhalb kürzester Zeit abrufbar und politikfähig sind, auf breite gesellschaftliche Zustimmung stoßen und eine tödliche Gefahr für alle Roma und Sinti darstellen.

Ffm., den 15.1.2019