Falsche Erinnerung. Förderverein Roma kritisiert Veranstaltung zum deutschen Widerstand anlässlich des 20. Juli (16.07.2019)



Dr. Axel Ulrich referierte am 15.7.2019 im Frankfurter Institut für Stadtgeschichte über den deutschen Widerstand in der NS-Zeit und seine zentrale Figur Wilhelm Leuschner. Gleichzeitig wurde die 2012 von Ulrich verfasste Biografie über Leuschner ausgelegt.

Man kann durchaus in etlichen Punkten anderer Meinung sein als der Referent, ohne hierzu eine öffentliche Stellungnahme abgeben zu müssen. Doch die wissentliche Auslassung der Tatsache, sowohl im Referat als auch im Buch, dass Wilhelm Leuschner als hessischer Innenminister 1929 das „Gesetz zur Bekämpfung des Zigeunerunwesens“ politisch verantwortete und eine weitere Verschärfung 1931 erließ, gibt die einseitige und damit falsche Erinnerung vor.

Leuschner hat mit dem Gesetz, das später auch Vorbild für die sog. Zigeunergesetzgebung im Nationalsozialismus war, ausdrücklich die Kriminalisierung, die vollständige Erfassung und Internierung von Roma und Sinti betrieben. Es ging ihm in dem Akt nicht generell um Gewerbetreibende, sondern speziell - und darin liegt die rassistische Intention, die selbst mit der Weimarer Verfassung nicht konform war- um die Verfolgung, die modernste und effektivste Registrierung sowie die schnellstmögliche Inhaftierung von Roma und Sinti. Das zu Verschweigen bedeutet, ebenso wie die Ignoranz gegenüber dem Antisemitismus im Widerstand, die Voraussetzung dafür zu schaffen, dass die menschenverachtende Haltung des Antiziganismus ebenso hoffähig wie konsequenzlos bleibt. Die Summierung solcher Auslassungen, wie die von Herrn Ullrich, hat statt einer offenen Auseinandersetzung Geschichtsklitterung und die Missachtung der Opfer zur Folge.

Ffm., den 16.7.2019