Kundgebung am 16.12.2019 um 18.00 Uhr
Mahntafel, Haus des Buches, ehemaliges Stadtgesundheitsamt Ffm.,
Braubachstraße 18-22, 60311 Ffm.
Am16.12.42 ordnete
„Reichsführer SS“ Heinrich Himmler im sogenannten Auschwitz-Erlass die
Massendeportation von Roma und Sinti in das Konzentrationslager Auschwitz
an. Es soll „Ohne Rücksicht auf den Mischlingsgrad familienweise in das
Konzentrationslager“ eingewiesen werden, hieß es in dem Erlass. Die
Vorstufe zur späteren Vernichtung wurde durch die Erfassung aller im
deutschen Reich lebenden Roma und Sinti geschaffen.
Robert Ritter,
Leiter der „Rassenhygienischen und bevölkerungsbiologischen
Forschungsstelle des Reichsgesundheitsamtes Berlin“ und seine enge
Mitarbeiter Eva Justin waren hierfür maßgeblich verantwortlich. Ihre
sogenannten „rassenbiologischen“ Untersuchungen registrierten minutiös
über 20.000 Roma und Sinti. Sie leisteten damit die Voraussetzung für die
spätere fabrikmäßige Vernichtung.
Ritter und Justin wurden nach
1945 im Stadtgesundheitsamt Frankfurt am Main als Medizinalrat und
Psychologin beschäftigt. Obwohl bekannt war, welche zentrale Funktion
beide während der NS-Zeit innehatten, bestanden keine Bedenken gegen die
Anstellung. Ritter und Justin wurden für ihre Verbrechen nichtverurteilt.
Am27.1.2000 wurde nach zehnjährigem Engagement und gegen die
politische Mehrheit im Römer eine durch private Mittel finanzierte
Mahntafel am ehemaligen Stadtgesundheitsamt angebracht. In den Räumen des
Stadtgesundheitsamtes befindet sich seit 2011 die Hauptgeschäftsstelle des
Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Nach einer Renovierungsphase und
dem vorübergehenden Verschwinden der Tafel wurde diese erneut am 27.1.2012
an historischem Ort befestigt. Sie weist auf die Verbrechen hin, nennt die
Namen der Täter und klagt die historische Verantwortung gegenüber den Roma
und Sinti ein.
Der Förderverein Roma e. V. weist anlässlich des
Jahrestages auf die fortlaufende Diskriminierung von Roma und Sinti hin.
Nach der letzten „Mitte-Studie" und der aktuellen
"Autoritarismus"-Forschung äußern zwischen 60 und 70 % der
Mehrheitsbevölkerung in Deutschland Vorurteile. Reaktionäre,
neonazistische und faschistische Parteien fördern den Hass gegenüber Roma
und Sinti in Europa. Die Folge hiervon sind Pogrome, eine breite
gesellschaftliche Ausgrenzung, tödliche Übergriffe und gewaltsame
Vertreibungen. Nicht nur in deutschen Großstädten ist eine zunehmende
Verelendung von MigrantInnen aus Osteuropa, insbesondere von Roma, zu
sehen. Eine angemessene öffentliche Hilfestellung bleibt aus. An ihre
Stelle tritt Kontrolle, die verstärkte Prüfung auf Ausweisung und die
Abschiebung von Roma-Flüchtlingen.
Ffm.,den 4.12.2019
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