Der Förderverein Roma veranstaltet zum Jahrestag der Befreiung
des Vernichtungslagers Auschwitz am 27.01.2020 um 18.00 Uhr eine Kundgebung
am ehemaligen Stadtgesundheitsamt in der Braubachstraße 8-22 in 60311
Frankfurt am Main.
Während der NS-Zeit wurden über eine
halbe Million Roma und Sinti ermordet. Nach der akribischen Erfassung
durch „Rasseforscher“ in den 30er Jahren erfolgte die Inhaftierung,
Deportation und schließlich die industrielle Vernichtung der Roma und
Sinti. Allein in Auschwitz wurden in einer einzigen Nacht über 4000 Roma
und Sinti vergast, nachdem sie sich vorher erfolgreich gegen den
Massenmord zur Wehr gesetzt haben.
Der Mediziner Robert Ritter und
die Psychologin Eva Justin waren die beiden maßgeblichen Protagonisten
dieser „rassenbiologischen Untersuchungen“. Beide arbeiteten nach 1945 im
Stadtgesundheitsamt bzw. dem Jugend- und Sozialamt der Stadt Frankfurt.
Weder Justin noch Ritter wurden für ihre Verbrechen zur Verantwortung
gezogen. Im Stadtgesundheitsamt befand sich während der NS-Zeit die
„Erbkartei“, die u. a. Grundlage für die spätere Deportation und
Vernichtung war.
Am 27.1.2000 brachten die Roma-Union Frankfurt,
der Förderverein Roma und verschiedene Einzelpersonen eine Gedenktafel,
die ausschließlich von privaten Unterstützern finanziert wurde, gegen den
langjährigen Widerstand des Kulturdezernats, des Instituts für
Stadtgeschichte und der Mehrheit des Ortsbeirats am Stadtgesundheitsamt
an. Sie erinnert an die Verbrechen, nennt die Täter und fordert
Verantwortung ein.
Informationen über neonazistische Gruppierungen
in der hessischen und bundesdeutschen Polizei, die damit zusammenhängende
Todesdrohung gegenüber einer Anwältin von NSU-Opfern und ihrer Tochter,
die Anschläge auf alternative Einrichtungen zeigen die Spitze einer
menschenverachtenden Einstellung, die in der Mitte der Gesellschaft
verankert ist. Die letzte Autoritarismus Studie und Untersuchungen der
Friedrich Ebert Stiftung dokumentiert die Ablehnung von Roma und Sinti bei
60-70 % der repräsentativ Befragten.
Der Förderverein Roma weist
nachdrücklich auf die Zunahme von Repressalien, Verunglimpfungen und
Gewalt gegenüber Roma hin. Menschen- und Bürgerrechte der größten
europäischen Minderheit werden missachtet. Die vorherrschende Stimmung
zeigt mehr denn je, dass alle Elemente des Jahrhunderte alten Rassismus
innerhalb kürzester Zeit abrufbar und politikfähig sind, auf breite
gesellschaftliche Zustimmung stoßen und eine tödliche Gefahr für alle Roma
und Sinti darstellen.
Anlässlich des
Jahrstages der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers
Auschwitz wird auch die Ausstellung "Frankfurt- Auschwitz" des
Förderverein Roma vom 27.01.2020 bis zum 07.02.2020 im SYNNIKA, Niddastraße 57, 60329 Ffm. gezeigt.
Die
Ausstellung wird am
27.01.2020 um 16.00 Uhr eröffnet.
Ffm., den 15.01.2020
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