Menschenrechte von Romni und Rom, von Sintizza und Sinto
werden nach wie vor gebrochen. Die Pandemie hat zur Verschlechterung
beigetragen, Rassismus und Nationalismus verschärfen die Situation in
allen Ländern.
Anlässlich eines Kongresses von Roma und
Sinti am 8. April 1971 in London wird alljährlich dem Beginn der
weltweiten Bürgerrechtsbewegung gegen Rassismus und Diskriminierung
gedacht. Einzelne Initiativen haben sich bereits wesentlich früher gegen
Ausgrenzung und für Entschädigung aufgrund der erlittenen Verfolgung und
Vernichtung im Nationalsozialismus eingesetzt, wie zum Beispiel die
Roma-Union in Frankfurt am Main seit Mitte der fünfziger Jahre.
Die Informationen über rassistische Anschläge und Morde häufen sich. Unter
den Toten von Hanau sind auch eine Romni und zwei Rom. Mitteilungen über
Herabsetzungen in deutschen Behörden, über racial profiling durch die
Polizei und neonazistische Überfälle nehmen zu. Aus allen europäischen
Ländern erreichen uns Nachrichten bezüglich antiziganistischer
Ausgrenzungen, Benachteiligungen und menschenverachtender Gewalt gegenüber
der größten europäischen Minderheit. Die seit Jahrhunderten existierende
Diskriminierung von Roma und Sinti wird durch die Corona Pandemie
verstärkt. Armut und strukturelle Marginalisierung erhöhen das
Infektionsrisiko. Gleichzeitig werden Roma nach altem Muster bezichtigt,
den Virus zu verbreiten und mit polizeilichen und paramilitärischen
Maßnahmen unter Missachtung elementarer Persönlichkeitsrechte
drangsaliert. Corona befördert die existentielle Verelendung. Im
Bildungsbereich ist festzustellen, dass sich die Benachteiligung erhöht
und insbesondere Kinder und Jugendliche aus prekären Familien davon
betroffen sind.
Die Abschiebung von Romni und Rom aus dem
ehemaligen Jugoslawien wird ungebrochen fortgesetzt. Brutale Ausweisungen
bringen Familien, deren Mittelpunkt seit Jahrzehnten in Deutschland ist,
deren Kinder die Schule besuchen, ausgebildet sind oder arbeiten, in
Länder, deren Sprache sie nicht verstehen, in denen sie dem aggressivem
Rassismus der Mehrheitsgesellschaft ausgesetzt sind und oft in völliger
Mittellosigkeit leben müssen.
Migration und Flucht von Romni und
Rom aus Osteuropa kennzeichnen die desolate ökonomische Lage und die
verheerende Menschenrechtssituation. Ghettos und Unterbringungen in
menschenunwürdigen Verhältnissen beschreiben ein Leben, das seit
Generationen geprägt ist von hoher Kindersterblichkeit, geringer
Lebenserwartung, mangelhaften Bildungsmöglichkeiten und Arbeitslosigkeit.
Andererseits wird die Hoffnung, in westeuropäischen Ländern eine Existenz
aufzubauen, zunehmend schwieriger. Diejenigen, die keine akzeptable
Anstellung finden, werden mit ausbleibenden öffentlichen Hilfen,
Hungerlöhnen, Sklavenarbeit, unzumutbaren Unterkünften, Obdachlosigkeit
und Diskriminierung konfrontiert. Der vorprogrammierte Misserfolg führt
letztlich zum Entzug der Arbeitnehmer:innen-Freizügigkeit, dem
rechtmäßigen Aufenthalt für EU-Angehörige und zur Rückweisung in die
Herkunftsländer – ein Teufelskreis schließt sich.
Der Förderverein
Roma weist trotz vielfältiger Menschenrechtsverletzungen auf die gestärkte
bundesweite und internationale Selbstorganisation von Rom:ni und
Sinti:izza hin. Das uneingeschränkte Engagement von Verbänden und NGO´s
für die Rechte der Minderheit führt zum Widerstand der Betroffenen, zu
erfolgreichen öffentlichen Protesten, zur Sensibilisierung von Teilen der
Bevölkerung, zur Umsetzung von Forderungen und wichtigen
gesellschaftspolitischen Projekten.
Der Förderverein Roma klagt am
Welt-Roma-Tag das Bleiberecht für Geflüchtete, die soziale und rechtliche
Absicherung von Roma-MigrantInnen und den umfänglichen Schutz der
Minderheit vor rassistischer und neonazistischer Gewalt ein. Der Träger
erinnert zudem an die jahrelange Forderung, in Frankfurt am Main ein
Gemeinde- und Kulturzentrum für Rom:ni zu errichten!
Ffm.,den
7.4.2021
|