Der Förderverein Roma lädt anlässlich des 77. Jahrestages
der „Liquidation“ des „Zigeunerlagers“ Auschwitz zu einer Kundgebung
am 2.8.2020 um 18.00 Uhr in die Braubachstraße 18-22, Geschäftsstelle
des Börsenvereins des deutschen Buchhandels, ehemaliges
Stadtgesundheitsamt Frankfurt am Main, ein.
In der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944 wurden über 2800 Roma und
Sinti aus dem „Zigeunerlager“ Auschwitz vergast, nachdem sie sich am 16.
Mai desselben Jahres durch einen Aufstand kurzzeitig erfolgreich dagegen
zur Wehr setzten. „Arbeitsfähige“ Roma und Sinti, vor allem diejenigen,
die den Widerstand organisiert hatten, wurden vor der Mordaktion
selektiert und in andere Lager deportiert. Die „Liquidation“ bildete
gleichsam die Spitze der Erfassung, Verfolgung und Vernichtung der Roma
und Sinti während des Nationalsozialismus. Bereits in den 30er Jahren
wurden in enger Kooperation zwischen dem „rassehygienischen Institut“ des
Reichssicherheitshauptamtes, verschiedenen Kriminalämtern sowie
städtischen und kirchlichen Einrichtungen alle Roma und Sinti in
Deutschland erfasst, vermessen, in Lagern inhaftiert und schließlich in
Vernichtungslager deportiert. Etwa eine halbe Million Roma und Sinti
wurden ermordet.
Eva Justin und Robert Ritter waren als maßgebliche
„NS-Rasseforscher“ verantwortlich für den Völkermord an über 20.000
deutschen Roma und Sinti. Trotz ihrer Verbrechen wurden sie nicht
strafrechtlich belangt und nach 1945 von der Stadt Frankfurt im Sozial-
und Gesundheitsamt in leitenden Positionen beschäftigt. Eva Justin hatte
im Rahmen ihrer Tätigkeit und im Auftrag der Stadt Frankfurt am Main
erneut mit Roma und Sinti zu tun.
Der jahrelange Protest der
Roma-Union Frankfurt, des Förderverein Roma e. V. und vieler
UnterstützerInnen ermöglichte am 27.1.2000 die Anbringung einer
Gedenktafel am Stadtgesundheitsamt, dem ehemaligen Tätigkeitsfeld von
Ritter und Justin. Die Tafel, die ausschließlich von Spendengeldern
finanziert wurde, erinnert an die begangenen Verbrechen, benennt die Täter
und klagt die Verantwortung gegenüber Roma und Sinti auch nach 1945 ein.
Anlässlich des 77. Jahrestages der Vernichtungsaktion von Roma und
Sinti im KZ-Auschwitz weist der Förderverein Roma auf die ungebrochene
Fortsetzung der Diskriminierung und die immer stärker werdende
rassistische Gewalt gegenüber der Minderheit hin.
Ffm., den
21.7.2021
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