Der Romni Eszter R. wurde am 25.10.2021 die gesamte Barschaft durch
das Ordnungsamt Frankfurt weggenommen. Grund war angeblich das nachhaltige
Ansprechen von Passanten. Es ging also nicht um aggressives Betteln, wie
es ansonsten im Jargon des Amtes heißt. Der Frau wurde per Unterstellung
das Geld zum Überleben für sich und die Familie entzogen, um sicher zu
gehen, dass eine mögliche spätere Ordnungswidrigkeit auch bezahlt werden
kann. Man könnte die Praxis als Diebstahl bezeichnen, denn allein die
Restriktion der Behörde war ausschlaggebend, nicht die Klage von Menschen,
die sich genötigt fühlten.
Eine besondere Bedeutung hat die
Vorgehensweise deshalb, weil es sich bei der Frau um dieselbe Person
handelt, in deren Pass 2018 ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes unrechtmäßig
den Vermerk „Beim aggressiven Betteln angetroffen“ handschriftlich
eintrug. Der Pass wurde durch den Vermerk ungültig und die Betroffene
denunziert. Die Diensthandlung kritisierten die zuständigen Institutionen
in Land und Kommune nachdrücklich und schlugen Schadensersatz vor. Zu dem
Ausgleich kam es nicht, da die Frau unmittelbar nach dem Vorfall zurück
nach Rumänien ging.
Es stellt sich offensichtlich die Frage, was
letzten Endes eilfertige Bekundungen wert sind, wenn sich an der
Verfahrensweise der Behörde nichts ändert. Diskriminierung oder
rassistische Einstellungen kann man verbieten, Armut nicht. Erst recht
nicht durch ordnungspolitische Willkür.
Der Förderverein Roma nimmt
den Vorfall zum Anlass, um auf die zugespitzte prekäre Situation von Sinti
und Roma hinzuweisen. Migration und Flucht hängen immer mit ökonomischer
Perspektivlosigkeit, sozialer Ausgrenzung und rassistischer Gewalt
zusammen. Im Oktober starb in Griechenland ein 20jähriger Rom, im Juli in
Brasilien eine 14 jährige Romni und im Juni ein tschechischer Rom. Alle
kamen durch Polizei oder Miliz ums Leben.
Übergriffe, Demütigungen
und Racial Profiling, wie sie aktuell in Singen und in Freiburg von Roma
und Sinti beschrieben werden, sind Gegenstand von Protesten und
Beschwerden. Umfangreiche Untersuchungen des Zentralrats der deutschen
Sinti und Roma, Dokumentationen über Diskriminierung und Ausgrenzung
gegenüber der Minderheit stellen die Missachtung elementarer
Menschenrechte dar und Verdeutlichen die Verankerung von tiefsitzenden
Vorurteilen in der Mehrheit der Gesellschaft.
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