In Auschwitz - neben Sobibor, Majdanek und Treblinka
- die größte Tötungsstätte im Nationalsozialismus, fand die fabrikmäßige
Ermordung von einer Million Juden, von Roma und Sinti, russischen
Gefangenen und vielen weiteren Internierten durch Gas statt.
Der Förderverein Roma veranstaltet zum Jahrestag der Befreiung des
Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz am 27.1.2023 um 18.00 Uhr
eine Kundgebung am ehemaligen Stadtgesundheitsamt in der Braubachstraße
8-22 in 60311 Frankfurt am Main. Gleichzeitig weist er auf den 30.
Jahrestag des Frankfurter Auschwitz Prozesses, der am 30. September 1963
begann, hin.
Während der NS-Zeit wurden über eine halbe
Million Roma und Sinti ermordet. Nach der akribischen Erfassung durch
„Rasseforscher“ in den 30er Jahren erfolgte die Inhaftierung, Deportation
und schließlich die Vernichtung der Roma und Sinti. Allein in Auschwitz
wurden in einer einzigen Nacht, am 2.8.1944, über 4000 Roma und Sinti
vergast. Der Mediziner Robert Ritter und die Psychologin Eva Justin waren
die beiden maßgeblichen Protagonisten dieser „rassenbiologischer
Untersuchungen“. Sie schufen so die Voraussetzung für die Deportation und
den massenhaften Mord in den Konzentrationslagern. Beide arbeiteten nach
1945 im Stadtgesundheitsamt bzw. dem Jugend- und Sozialamt der Stadt
Frankfurt. Weder Justin noch Ritter wurden für ihre Verbrechen zur
Verantwortung gezogen. Im Stadtgesundheitsamt befand sich während der
NS-Zeit auch die „Erbkartei“, die u. a. Grundlage für die spätere
Deportation und Vernichtung war. Am 27.1.2000 brachten die Roma-Union
Frankfurt, der Förderverein Roma und verschiedene Einzelpersonen eine
Gedenktafel, die ausschließlich von privaten Unterstützern finanziert
wurde, gegen den langjährigen Widerstand des Kulturdezernats, des
Instituts für Stadtgeschichte und der Mehrheit des Ortsbeirats am
Stadtgesundheitsamt an. Sie erinnert an die Verbrechen, nennt die Täter
und fordert Verantwortung ein. Der Förderverein Roma klagt
nachdrücklich die Zunahme von Repressalien, Verunglimpfungen und Gewalt
gegenüber Roma und Sinti an. Menschen- und Bürgerrechte der größten
europäischen Minderheit werden missachtet, Roma Flüchtlinge aus der
Ukraine diskriminiert und denunziert. Die vorherrschende Stimmung zeigt
mehr denn je, dass alle Elemente des Jahrhunderte alten Rassismus
innerhalb kürzester Zeit abrufbar und politikfähig sind, auf breite
gesellschaftliche Zustimmung stoßen und eine tödliche Gefahr für Roma und
Sinti darstellen.
Der Veranstalter weist angesichts des Inhalts der
Gedenkveranstaltung die Teilnehmenden darauf hin, auf Fahnen von
Verbänden, Parteien, Initiativen oder Organisationen zu verzichten.
Ffm., den 17.1.2023
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