Der Förderverein Roma lädt anlässlich des 80. Jahrestages der
Vernichtung von über 4000 Roma und Sinti im KZ Auschwitz zu einer
Gedenkkundgebung am 2.8.2024 um 18.00 Uhr in die Braubachstraße 18-22,
Geschäftsstelle des Börsenvereins des deutschen Buchhandels, ehemaliges
Stadtgesundheitsamt Frankfurt am Main ein.
In der Nacht
vom 2. auf den 3. August 1944 wurden über 4000 Roma und Sinti im
Vernichtungslager Auschwitz vergast, nachdem sie sich am 16. Mai desselben
Jahres durch einen Aufstand kurzzeitig erfolgreich dagegen zur Wehr
setzten. „Arbeitsfähige“ Roma und Sinti, vor allem diejenigen, die den
Widerstand organisiert hatten, wurden vor der Mordaktion selektiert und in
andere Lager deportiert. Die „Liquidation“ bildete gleichsam die Spitze
der Erfassung, Verfolgung und Vernichtung der Roma und Sinti während des
Nationalsozialismus. Bereits in den 30er Jahren wurden in enger
Kooperation zwischen dem „rassehygienischen Institut“ des
Reichssicherheitshauptamtes, verschiedenen Kriminalämtern sowie
städtischen und kirchlichen Einrichtungen alle Roma und Sinti in
Deutschland erfasst, vermessen, in Lagern inhaftiert und schließlich in
Vernichtungslager deportiert. Etwa eine halbe Million Roma und Sinti
wurden ermordet.
Eva Justin und Robert Ritter waren als maßgebliche
„NS-Rasseforscher“ verantwortlich für den Völkermord an über 20.000
deutschen Roma und Sinti. Trotz ihrer Verbrechen wurden sie nicht
strafrechtlich belangt und nach 1945 von der Stadt Frankfurt im Sozial-
und Gesundheitsamt in leitenden Positionen beschäftigt. Eva Justin wurde
von der Stadt Frankfurt am Main erneut beauftragt, Roma und Sinti zu
untersuchen.
Der jahrelange Protest der Roma-Union Frankfurt, des
Förderverein Roma und vieler UnterstützerInnen ermöglichte am 27.1.2000
die Anbringung einer Gedenktafel am Stadtgesundheitsamt, dem ehemaligen
Tätigkeitsfeld von Ritter und Justin. Die Tafel, die ausschließlich von
Spendengeldern finanziert wurde, erinnert an die begangenen Verbrechen,
benennt die Täter und klagt die Verantwortung gegenüber Roma und Sinti
auch nach 1945 ein.
Die Erinnerung an Vernichtung und Verfolgung
wird durch das zentrale Mahnmal in Berlin dokumentiert. Die Gedenkstätte
soll nun für etliche Jahre in Teilen einem S-Bahnausbau weichen - eine
eklatante Verletzung des Erinnerungsortes, der Überlebenden und aller
Angehörigen. Um die Zerstörung zu verhindern, rufen deshalb bundesweit
verschiedene Selbsthilfeorganisationen und Initiativen zu einer zentralen
Kundgebung am 28.9.24 in Berlin auf. Der Förderverein Roma weist in diesem
Zusammenhang auch auf die anhaltende rassistische Diskriminierung von Roma
und Sinti hin. Über die Melde- und Informationsstelle Antiziganismus
wurden allein im Jahr 2023 mehr als 1200 Vorfälle gemeldet. Zudem stellt
die Sozialberatung des Trägers fest, dass die restriktive behördliche
Prüfung des Aufenthalts von Roma und Romnia aus EU-Ländern verstärkt zum
Entzug ihres Aufenthalts und damit ihres Rechts auf Freizügigkeit führt.
Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit erfolgt die Abschiebung von
Roma Flüchtlingen in vermeintlich sichere Herkunftsländer, d. h. in Armut,
Elend und Verfolgung.
Ffm., den 19.07.2024
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