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Informationen aus: Wikipedia - "Angoulême":
Les anées noires - Angoulême 1940 - 1944
Im Jahr 2016 erschien von einer Gruppe von sechs Illustratoren um den
Drehbuchautor Eric Wantiez der Comic Les Années Noires: Angoulême 1940-1944
(Die dunklen Jahre: Angoulême 1940–1944), der - inspiriert von dem Buch der
Historiker Jacques Baudet und Hugues Marquis (La Charente dans la guerre) -
in fünf Kapiteln Geschichten über die Internierungen in Angoulême sowie über
Verfolgungen und Widerstand in der Region erzählt:
Die Geschichte der
Sinti und Roma, die von 1940 bis 1946 im Camp Les Alliers eingesperrt waren.
Die Geschichte von Gontran Labregère, dem ersten Widerstandskämpfer, der
1941 in der Charente erschossen wurde. Die Geschichte des ersten
Deportationszugs vom 20. August 1940 mit den 927 spanischen Republikanern.
Die Geschichte von René Chabasse – einem jungen Helden der Résistance, der
am 21. Februar 1944 in der Nähe des Place Victor-Hugo von den Deutschen
erschossen wurde. Die Geschichte der Razzia, in deren Folge 387 Juden aus
der Region Angoulême am 8. Oktober 1942 nach Auschwitz deportiert wurden.
Internierungslager für Sinti und Roma
Am 6.
April 1940 hob die Regierung der Dritten Französischen Republik das Recht
auf Freizügigkeit von Nomaden im gesamten Staatsgebiet auf. Begründet wurde
das damit, dass in Kriegszeiten die Bewegungen von Menschen, die ohne festen
Wohnsitz und Beruf im Land umherzögen, eine Gefahr für die
Landesverteidigung darstellen würden, die abgewendet werden müsse. Als Folge
dieser Verfügung mussten sich innerhalb von fünfzehn Tagen nach deren
Veröffentlichung alle Sinti und Roma bei der Polizeistelle melden, die ihrem
Aufenthaltsort am nächsten lag. Sie bekamen einen Wohnort zugewiesen, den
sie nicht verlassen durften.
Im September 1940 mussten etwa 60 aus
Lothringen ausgewiesene Sinti und Roma in das Camp Les Alliers einziehen. Im
Oktober 1940 forderte dann die deutsche Kommandantur in Angoulême den
Präfekten auf, alle Sinti und Roma der Charente sowie des Départements
Charente-Maritime unter der Aufsicht französischen Polizei an einem Ort zu
internieren. Das führte dazu, dass nach und nach etwa 450 weitere Sinti und
Roma im Camp Les Alliers interniert wurden, über die Hälfte davon waren
Kinder.
„Es gab unzureichende und einseitige Ernährung, die
hygienischen Verhältnisse waren schlimm, die französischen Behörden waren
überfordert. Viele litten unter Hunger und Krankheiten und an der
zwangsweisen Sesshaft-Machung, ihre Pferde und Planwagen (‚roulottes‘)
hatten sie abgeben müssen. Ein Arzt der deutschen Feldkommandantur, der das
‚Konzentrationslager für Nomaden‘ im Dezember 1940 besuchte, fand die „Lage
skandalös, … und im Widerspruch zur Menschenwürde“, er forderte ein
sofortiges Eingreifen des Präfekten und warnte vor dem Ausbruch von
Infektionskrankheiten.“
Das Camp Les Alliers überlebte die Befreiung
Angoulêmes Anfang September 1944 und das Kriegsende am 8. Mai 1945. Die dort
lebenden Sinti und Roma blieben weiter interniert und erhielten im Januar
1945 noch Zuwachs durch Gefangene aus dem Internierungslager für
Nichtsesshafte in Montreuil-Bellay. „Erst im Mai 1946 wurden die letzten
Internierten entlassen und das Lager Alliers geschlossen […]. Alle ihre Habe
- u. a. Planwagen und Pferde – war weg. Sie bekamen keinerlei Hilfe, keine
Entschädigung, sie mussten ihr Leben wieder bei Null anfangen.“
Vom ehemaligen Camp Les Alliers gibt es heute mit Ausnahme eines 2016
errichteten Gedenksteins keine Spuren mehr. Die Unwirtlichkeit dieses Ortes
wurde 2020 auf der Website des Muzeum Okręgowe w Tarnowie so beschrieben:
„Im Industriegebiet, in den Vororten des heutigen Angoulême, suchten wir
nach Spuren des ehemaligen Internierungslagers namens Alliers. Schließlich
fanden wir an einem ziemlich verlassenen Ort am Rande der Stadt einige
Einheimische, die uns auf die Frage, wo wir Les Alliers, ein Lager für
Zigeuner, finden könnten, „diesen Ort“ zeigten. Hinter einer hohen Mauer
befindet sich ein Platz, der aus der Ferne wie eine Mülldeponie oder ein
Parkplatz aussieht. Wir konnten kaum glauben, dass die Einheimischen uns
diesen Platz gezeigt haben. Er beherbergt jetzt eine Nomadensiedlung der Manouche. Drinnen fragten wir die
Zigeuner selbst immer wieder nach Les Alliers. Sie sagten immer wieder – das ist Les Alliers! Die heutige
Zigeunersiedlung befindet sich an einem anderen Ort als das
Internierungslager während des Zweiten Weltkriegs. Und doch hat sich der
Name mehrere hundert Meter und über Dutzende von Jahren hinweg bewegt –
zusammen mit den Zigeunern. Manouche führte uns zum eigentlichen Standort
des Internierungslagers - denn sie wussten, dass wir dort ein Denkmal zum
Gedenken an die Zigeuner finden würden.“ (Museum Tarnow: Angoulême – Les
Alliers. Historical background)
Das erwähnte Denkmal trägt die
Inschrift: „An diesem Ort, der ‚CAMP DES ALLIERS‘ genannt wird, wurden /
zwischen November 1940 und Mai 1946 / etwa 450 Zigeuner aus Lothringen / Charente und Charente Maritime / von / der französischen Regierung unter /
menschlich / inakzeptablen Bedingungen / zusammengefasst und festgehalten. /
Zuvor war dieses Lager / von spanischen Flüchtlingen besetzt, / von denen
einige im / August 1940 nach Mauthausen deportiert wurden.“
(Auch
diese grahic novel kommt nicht ohne die verbreiteten Klischees über Sinti
und Roma aus, z.B. Planwagen, Roma-Rad, romantisierendes Leben in der Natur, tanzende
"Carmen"-Frauen.
siehe hierzu auch:
Kirsten von Hagen: Sinti und Roma im Comic. Der Samudaripen als Geschichte
der Ausgrenzung,in: Einsicht 2024, Frankfurt am Main.)
Paola Pigani: N’entre pas dans mon âme avec des chaussures
Paola Pigani hat mit ihrem Buch Tritt nicht mit deinen Schuhen in meine
Seele ein dem Camp Alliers ein literarisches Denkmal gewidmet. Sie beschrieb
darin das Schicksal einer Manouche-Familie, die 1940 zunächst unter
Hausarrest gestellt wurde und dann zusammen mit anderen Familien „zu Fuß,
mit Wohnwagen und Pferden in Internierungslager geschickt […] werden. Für
sie wird es das Lager Les Alliers in Sillac sein, einem Stadtteil von
Angoulême, der in der Nähe der Eisenbahnlinie liegt. Alba, ein junger
Teenager, wird mit ihrer blinden und schwangeren Mutter und dem Rest ihrer
Familie dorthin gebracht. Die Männer dürfen manchmal zum Arbeiten raus, aber
die Wohnwagen und Pferde werden konfisziert, sie werden gezwungen,
„sesshaft“ zu werden und in Baracken mit undichten Dächern und ohne Hygiene
und Sauberkeit zu leben. Einer Besucherin, der Medizinstudentin Mine (die im
Übrigen Widerstandskämpferin ist), gelingt es, die Kinder bei einem
Spaziergang mit dem Pfarrer herauszulocken, und auch ein Wachmann spielt
eine Rolle …“
Piganis Buch beruht auf der Geschichte von Alexienne
Winterstein, die von 1940 bis 1946 im Camp Alliers leben musste. Im
September 2013 wurde die damals 88-Jährige vom Bürgermeister von Angoulême
zur Ehrenbürgerin der Stadt ernannt.
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Antigypsyism and Film
Der von Radmila Mladenova, Tobias von Borcke, Pavel Brunssen, Markus
End und Anja Reuss herausgegebene Band „Antigypsyism and Film /
Antiziganismus und Film” ist im Buchhandel erschienen und auch online als
pdf erhältlich und kann als html-Version gelesen werden :
https://doi.org/10.17885/heiup.650
Der Band dokumentiert die internationale Fachtagung, die der Zentralrat
Deutscher Sinti und Roma in Kooperation mit der Gesellschaft für
Antiziganismusforschung vor der Berlinale im Februar 2018 in Berlin
durchgeführt hatte. Unmittelbarer Anlaß war die Ausstrahlung des Films
„Nellys Abenteuer“, den der Zentralrat als massiv antiziganistisch
kritisiert hatte, der aber gleichwohl von KIKA und SWR gesendet wurde.
Zum Tagungsband: Antiziganismus ist für das europäische Auge so normal,
dass kaum jemand auf die Idee gekommen ist zu fragen, warum ‚Zigeuner‘ im
Film immer, meta-phorisch oder nicht so metaphorisch, als ’schwarz‘
dargestellt werden sollten. Zigeunerfeindlichkeit ist für die Leinwand so
selbstverständlich, dass Filmemacher nicht zögern, ihre Wahl mit
dramaturgischen Argumenten zu rechtfertigen. Darüber hinaus hat der
Austausch von Argumenten und offiziellen Stellungnahmen pro und contra
antiziganistischer Darstellungen in Filmen bestimmte blinde Flecken in der
öffentlichen Diskussion in Deutschland sowie die klaffende Forschungslücke
an der Schnittstelle von Antiziganismus und Filmwissenschaft offengelegt. Es
besteht die Notwendigkeit, ein Licht auf die Normalität des Antiziganismus
zu werfen und seine Allgegenwärtigkeit in den nationalen Kinos in Europa und
darüber hinaus aufzuzeigen.
Um dieses Problem aus unterschiedlichen
Perspektiven zu untersuchen, versammelten sich Wissenschaftler und
Nachwuchsforscher, Filmemacher und Menschenrechtsaktivisten – Roma wie
Nicht-Roma – 2018 in Berlin zu der internationalen Tagung: “Antiziganismus
und Film“. Sie präsentierten ihre Forschungsergebnisse, teilten persönliche
Zeugnisse und diskutierten Filme. Der vorliegende zweisprachige Band
dokumentiert diese in ihrer Form bisher einzigartige Tagung.
Der
Tagungsband umfasst wissenschaftliche Artikel und Essays sowie Interviews
mit Filmemachern, unterteilt in vier thematische Abschnitte: Antiziganismus
im Film, Fragen der Ethik, Strategien der Subversion und Antiziganismus im
Verhältnis zu anderen Ressentiments.
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Martin Holler,
Der nationalsozialistische Völkermord an den Roma in der besetzten
Sowjetunion (1941–1944). Gutachten für das Dokumentations- und Kulturzentrum
Deutscher Sinti und Roma, 2009
ISBN: 978-3-929446-25-8 Umfang/Preis: 142 S.; € 10,00
Für H-Soz-u-Kult rezensiert von:
Ulrich Opfermann, Aktives Museum Südwestfalen, Siegen
Im Forschungsdiskurs wie in der erinnerungs- und opferpolitischen Diskussion
zur Verfolgungsgeschichte der europäischen Roma im Nationalsozialismus gibt
es die Kontroverse, ob sich wie im Falle der jüdischen Minderheit von einem
Genozid sprechen lasse. Die Diskussionsbeiträge reichen von strikter
Ablehnung (Yehuda Bauer, Guenter Lewy) über eingeschränkte Zustimmung
(Michael Zimmermann) bis hin zu entschiedener Unterstützung (Wolfgang
Wippermann).[1] Den sowjetischen Roma kommt dabei besondere Bedeutung zu.
Die nationalsozialistische Rassenpolitik trat mit dem Krieg gegen die
Sowjetunion in die Phase ihrer äußersten Radikalisierung ein, der ein
bislang nicht annähernd schätzbarer, sicher aber erheblicher Anteil der
sowjetischen Minderheit in den besetzten Gebieten zum Opfer fiel, worauf
wichtige Vorbehalte gegenüber der Genozid-These sich beziehen. Die
Anordnungen seien widersprüchlich gewesen, der Hauptgrund für die Verfolgung
und Vernichtung sei Spionagefurcht gegenüber schwer kontrollierbaren, da
„wandernden“ und normativ und sozial nicht erreichbaren „Zigeunern“ gewesen.
Rassismus habe eine nur „untergeordnete Rolle“ gespielt. Die
Verfolgungspraxis sei nicht durch die Vorstellung einer unerwünschten
„rassischen“ Zugehörigkeit, sondern durch eine unerwünschte „asoziale“
Lebensweise motiviert gewesen. Sesshaftigkeit und soziale Anpassung hätten
vor Verfolgung und Vernichtung geschützt.[2]
Eine wesentliche Schwäche bei der Zustimmung oder der Ablehnung zu diesen
Auffassungen liegt in mangelnder Empirie. Die schriftlichen Quellen sind nur
insoweit erschlossen, als es sich um deutsche Überrestquellen in deutschen
Archiven handelt. Sowjetische Beutequellen deutscher Provenienz und Quellen
sowjetischer Provenienz wurden kaum ausgewertet. Die ältere sowjetische und
die gegenwärtige Literatur zur Geschichte der Roma wurden in der deutschen
Forschung bislang kaum rezipiert.[3]
Martin Holler legt nun eine erste Untersuchung vor, die eben darin ihre
hauptsächliche Basis hat. Er recherchierte in der umfangreichen
Überlieferung der bereits 1942 eingerichteten „Außerordentlichen
Staatskommission“ zur Ermittlung der während der Okkupation begangenen
Verbrechen und ergänzte dies um „Stichproben“ aus weiteren Beständen des
Moskauer Archivs der Russischen Föderation sowie aus zehn ostukrainischen
und Krim-Archiven. Er konsultierte zudem die sowjetische und postsowjetische
Literatur umfassend und sprach außerdem mit Angehörigen der
Erlebnisgeneration. Als Bearbeitungsraum wählte er die militärisch
verwalteten Gebiete, da über sie bisher die geringsten Kenntnisse vorliegen
würden.
Holler betrachtet die Ebene der Normsetzung und gleicht sie „mit der
praktischen Realität vor Ort“ ab (S. 42). Sein Anspruch ist, „ein erstes
verbindliches Urteil über Verlauf, Ausmaß und Systematik der
nationalsozialistischen Roma-Vernichtung in den Kerngebieten der deutsch
besetzten Sowjetunion zu fällen“ (S. 27). Methodisch setzt er vor allem an
den Teilregionen an, in denen Roma oft bereits seit der Zarenzeit ortsfest
lebten. Die ältere Vorgeschichte sei laut Holler einzubeziehen, um der
Gefahr zu entgehen, „ideologisch geprägte ‚Zigeunerbilder‘ unreflektiert zu
übernehmen“ (S. 20). Damit spricht er den in der Literatur nach wie vor
gegenwärtigen Mythos vom kollektiven ewigen „Nomaden“ an.[4] Dem setzt er
die Geschichte der Sesshaftigkeit von Roma und den Tatbestand entgegen, dass
angebliche Nomaden häufig und nicht anders als ebenfalls dem Anschein nach
„vagabundierende“ Juden Kriegsflüchtlinge waren.
Im Smolensker Gebiet lag eine Reihe „nationaler Zigeunerkolchosen“ mit teils
ethnisch geschlossener Roma-Bauernbevölkerung, teils gemischter
Bewohnerschaft. Die von Holler untersuchten sowjetischen Quellen belegen,
dass Angehörige deutscher Militäreinheiten dort anhand von Einwohnerlisten
und nach „rassischem“ Augenscheinurteil im Frühjahr 1942 systematisch die
Roma-Bevölkerung erfassten, festnahmen und ermordeten. Die Opfer waren
Kolchosbauern, Lehrerinnen, Erzieherinnen, Männer, Frauen und Kinder. Der
Bericht für die Zentrale Staatskommission stellte später fest, „Juden und
Zigeuner wurden vollständig und überall vernichtet“ (S. 59). Holler nennt
zahlreiche Beispiele systematisch organisierter Mordaktionen gegen die
Bewohner von dörflichen und städtischen Roma-Quartieren. Die Vernichtung sei
mitunter nicht nur ebenso zielgerichtet wie bei Juden, sondern „in einem
einheitlichen Schritt geplant und vorbereitet“ (S. 60) und schließlich
umgesetzt worden. Die „Parallelität der Roma- und Judenvernichtung“ habe
miteinschließen können, dass die deutschen Mordplaner wie bei der jüdischen
Bevölkerung „Umsiedlungen“ vorgetäuscht hätten, um möglichst ausnahmslos
vernichten zu können. Die Publikation enthält die Abbildung eines
entsprechenden Plakats aus dem Gebiet Černigov vom Juni 1942. Dem Aufruf zu
einer Meldung zur Umsiedlung folgte dort ein dreitägiges Massaker, dem
mindestens 2.000 Roma zum Opfer fielen. Anschließend wurde systematisch nach
den bis dahin verschont Gebliebenen in den ländlichen Regionen gefahndet.
Ein großer Teil der assimilierten Roma arbeitete in ethnisch-gemischten
Kolchosen, wo man versuchte, sie mit Hilfe von Kollaborateuren aufzuspüren.
Ausführlich wendet sich Holler der Krim und dem Nordkaukasus zu, dem
Befehlsbereich von Otto Ohlendorf, dem Leiter der Einsatzgruppe D. Es ist in
diesem Fall in der Literatur unumstritten, dass die Zigeunerverfolgung
ebenso umfassend angelegt war wie die der Juden.[5] Sie setzte früh – schon
1941 – ein und verlief synchron mit der Vernichtungsaktivität gegen Juden
und Krimtschaken.[6] Die Roma-Bevölkerung war ganz überwiegend lange
sesshaft und „sehr stark tatarisch assimiliert“ (S. 83). Ohlendorfs
Nürnberger Prozessaussagen legten dazu das rassistisch-antiziganistische
Motiv frei, eine Deutung, die in diesem Punkt auch Lewy vertritt. Auch auf
der Krim versuchten die Besatzer mit Vortäuschungen („Umsiedlung“, „Ausgabe
von Brotrationen“) die völlige Vernichtung der Roma zu erreichen. Was nur
bei etwa zwei Dritteln gelang, weil der hohe Grad an Assimilation und die
Verflechtung mit der tatarischen Mehrheitsbevölkerung und deren solidarische
Hilfe viele dieser moslemischen Roma vor der Entdeckung als „Zigeuner“
schützte. Zwei Drittel bedeutet andererseits, dass die Opferzahlen erheblich
über den bislang angenommenen liegen.[7]
Zum Operationsgebiet der Einsatzgruppe D gehörte der 1942 für nur etwa ein
halbes Jahr besetzte Nordkaukasus, ein Gebiet mit größerer und weitgehend
sesshafter Roma-Bevölkerung. Auch wenn Holler der Zugang zu einem Teil der
Archivbestände dort verwehrt wurde, sei dennoch festzustellen gewesen, dass
die kurze Zeit der Besetzung trotz des bald einsetzenden Drucks durch die
Rote Armee von den Deutschen für das Aufspüren und Sammeln mittels
„Zigeunerlisten“ und durch das Vorspiegeln einer „Aussiedlung“ genutzt
wurde. Die frühe Befreiung rettete einen großen Teil der Bedrohten.
Holler zitiert immer wieder aus Berichten von Tatzeugen. Es fällt die
exzessive, ungewöhnlich brutale Mordpraxis von SS-, Polizei-, Wehrmachts-
und Hilfsverbandsangehörigen gegenüber unterschiedslos allen als „Zigeuner“
Gewerteten auf, wie sie sich in gleicher Weise gegen die jüdische Minderheit
vorfindet. Hollers Fazit lautet, dass für den von ihm untersuchten Raum „das
bislang vorherrschende Forschungsbild [...] grundlegend zu revidieren“ sei
(S. 108). Der Vernichtungsfeldzug gegen die sowjetischen „Zigeuner“ in den
militärisch verwalteten Gebieten habe einen „systematischen und
intentionalen Charakter“ gehabt. Er sei grundlegend rasseideologisch
motiviert, gegen Roma als Gesamtheit gerichtet gewesen und auch methodisch
vergleichbar der Vernichtung der jüdischen Minderheit ins Werk gesetzt
worden.
Bereits Hollers bei aller Ausführlichkeit doch stichprobenhafte Recherche
kann die Dichotomie zwischen grundsätzlich von Vernichtung bedrohten
„Wanderzigeunern“ und geschützter ortsfester Wohnbevölkerung auflösen, die
eine starke Stütze des Konstrukts von der Unvergleichlichkeit des Genozids
an der jüdischen Minderheit ist. Es deutet sich an, dass die Gegenthese bei
weiterer Erschließung der Bestände der postsowjetischen Archive sich
empirisch verifizieren lässt. Holler hat eine Türe geöffnet. Weitere
Recherchen in den Archiven vom Baltikum bis zur Krim müssen folgen.
Anmerkungen:
[1] Yehuda Bauer, Zigeuner, in: Yisrael Gutman (Hrsg.), Enzyklopädie des
Holocaust. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden, Bd. III,
Berlin 1993, S. 1630-1634, hier S. 1634; Guenter Lewy, „Rückkehr nicht
erwünscht“. Die Verfolgung der Zigeuner im Dritten Reich, München 2001, S.
216f.; Michael Zimmermann, Rassenutopie und Genozid. Die
nationalsozialistische „Lösung der Zigeunerfrage“, Hamburg 1996; Michael
Zimmermann, „Rückkehr nicht erwünscht“. Guenter Lewys Gesamtdarstellung der
Zigeunerverfolgung im Dritten Reich, in: Newsletter – Informationen des
Fritz Bauer Instituts, Herbst 2001, Nr. 21, S. 50-53, online verfügbar unter
<www.fritz-bauer-institut.de/rezensionen/nl21/zimmermann.htm> (02.12.2009);
Wolfgang Wippermann, „Auserwählte Opfer“? Shoah und Porrajmos im Vergleich.
Eine Kontroverse, Berlin 2005.
[2] Lewy, „Rückkehr nicht erwünscht“, S. 216f.
[3] Christan Gerlach konsultierte Beutequellen in russischen und
weißrussischen Archiven. Zu neuen Ergebnissen kam er in seinem kurzen
Abschnitt über die Verfolgung der Roma nicht: ders., Kalkulierte Morde. Die
deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspolitik in Weißrußland 1941 bis 1944,
Hamburg 1999, S. 1063-1067.
[4] Siehe z.B. Lewys Vorstellung kollektiv gegebener Eigenschaften, darunter
„ihre nomadische Lebensweise.“ Darin seien „die Wurzeln der Ablehnung“
aufzufinden: Lewy, „Rückkehr nicht erwünscht“, S. 27ff.
[5] Siehe z.B. Lewy, „Rückkehr nicht erwünscht“, S. 206.
[6] Tatarisch assimilierte Juden sephardischer Herkunft.
[7] Vgl. Zimmermann, Rassenutopie, S. 263.
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Roland Flade
Roland Flade, Dieselben Augen, dieselbe Seele.
Theresia Winterstein und die Verfolgung einer Würzburger Sinti-Familie im
»Dritten Reich«. Verlag Ferdinand Schöningh, Würzburg 2008
(Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg, Band 14), 226 S., 17,80 Euro
»Zigeuner« und »Zigeunermischling«
Birgit Seemann
in Tribüne, Zeitschrift zum Verständnis des Judentums, Heft 192, 2009
.... Der süddeutschen Sintifamilie Winterstein hat Roland Flade (Jahrgang
1951), Journalist und Verfasser zahlreicher Studien zur jüdischen Geschichte
in Würzburg und Region, ein schriftliches Denkmal gesetzt. Dass die
Publikation als Band 14 der Reihe des Stadtarchivs Würzburg erschien,
versehen mit einem längeren Geleitwort des Würzburger Oberbürgermeisters
Georg Rosenthal, lässt hoffen, dass die Wintersteins inzwischen (endlich)
als Teil der bayerisch-unterfränkischen Bevölkerung wahrgenommen werden. Der
Autor führt zunächst in die Geschichte der Sinti (seit mindestens 600 Jahren
in Deutschland ansässig) und Roma (seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts
von Südosteuropa aus zugewandert) ein. Auf die anfangs positive Aufnahme der
Sinti als gefragte Handwerker und Künstler folgten Jahrhunderte eines
religiös legitimierten Vertreibungs-Antiziganismus, schließlich eines
rassistischen Antiziganismus.
Dessen nationalsozialistische Zuspitzung erfuhr Theresia Seible, geb.
Winterstein (1921-2007), Tänzerin und Sängerin am Würzburger Stadttheater,
am eigenen Leib: Von NS-Ärzten als »Zigeunermischling« klassifiziert und
damit zur Zwangssterilisierung freigegeben, wurde sie >unerlaubt< schwanger.
Der NS-behördlich angedrohten Zwangsabtreibung entging sie nur, weil sie
Zwillinge erwartete, die sie sofort nach deren Geburt am 3. März 1943 der
Würzburger Universitätsklinik überlassen musste. Dort erlitten beide
Säuglinge mit hoher Wahrscheinlichkeit medizinische Menschenversuche, die
die kleine Rolanda nicht überlebte, während Mutter und Großmutter ihr
Schwesterchen Rita gerade noch retten konnten. Am 4. August 1943 machte ein
ärztlicher Eingriff in der Würzburger Universitäts-Frauenklinik Theresia
Winterstein für immer unfruchtbar, zugleich war sie Zeugin brutaler
Zwangsabtreibungen. Zwangssterilisiert wurden auch ihr Vater Johann
Winterstein (1898-1972) und ihr als Sinto aus der Wehrmacht entlassener
Bruder Kurt Spindler (1920-2007). Nur durch die Sterilisation und
nachfolgende Trauung mit dem »rassereinen Zigeuner« Gabriel Reinhardt
(1913-1979), dem Vater ihrer Zwillingstöchter, entging Theresia Winterstein
der Deportation, die viele ihrer Verwandten traf. Nach der Befreiung hielt
die Ehe den vielfachen Belastungen nicht stand und wurde 1947 annulliert.
Auch eine zweite Ehe mit dem US-Soldaten Emanuel Seible, der ihre Tochter
Rita adoptierte, scheiterte.
Rita Winterstein adopt. Seible - das Trauma der NS-Zeit band Mutter und
Tochter zeitlebens fast symbiotisch aneinander - heiratete ebenfalls einen
in Würzburg stationierten US-Soldaten, George Prigmore, und wurde Mutter
zweier Kinder. Auch sie trennte sich später von ihrem Ehemann und kehrte aus
den USA nach Deutschland zurück. Dort bewältigten Mutter und Tochter
gemeinsam das Drama der den NS-Verfolgten mit Roma- und Sintiherkunft
verweigerten Entschädigung, dem Roland Flade mit »Karrieren und Kampf um
Entschädigung: Täter und Opfer nach 1945« ein eigenes Kapitel widmete. Um
das Tabu der Zwangssterilisierung zu brechen und Sintezzas mit ihren Kindern
zum Besuch der von ihnen seit der NS-Zeit gefürchteten medizinischen
Einrichtungen zu ermutigen, gründete Theresia Winterstein Anfang der 1980er
Jahre die erste Frauenorganisation der Sinti, der sich auch Nicht-Sintezzas,
etwa Sozialarbeiterinnen, anschlossen. Als deren Präsidentin konnte sie als
Sachverständige an Gerichtsverhandlungen teilnehmen. Auch ihre Tochter Rita
Prigmore, die als »Baby Survivor« skrupelloser medizinischer
Menschenversuche körperliche und seelische Folgeschäden davon trug und in
ihrem schulischen und beruflichen Fortkommen beeinträchtigt blieb, gewann
schließlich den langen Kampf um eine zumindest materielle Entschädigung.
Eine späte öffentliche Würdigung der Leidensgeschichte der Wintersteins
markierte am 11. Mai 2005 - in Anwesenheit der damaligen Oberbürgermeisterin
Dr. Pia Beckmann - die Einweihung eines Denkmals nahe des Doms für die
ermordeten Würzburger Sinti und Roma. Im gleichen Jahr fand am damaligen
NS-Tatort, der Würzburger Universitäts-Frauenklinik, im Rahmen des
200-jährigen Krankenhausjubiläums ein Symposium über die schuldhafte
NS-Verstrickung der Gynäkologie statt, wo auch die Verbrechen an Theresia
Winterstein und ihren Kindern zur Sprache kamen. Für einige der Ermordeten
der Familie Winterstein hat der Künstler Günter Demnig inzwischen
Stolpersteine in Würzburg verlegt: für Theresia Wintersteins Onkel Franz
Winterstein (1909-1942), für ihre Cousine Anneliese Winterstein (1924-1944)
und deren kleine Söhne Karl-Heinz (1940-1944) und Waldemar (1943-1944), für
ihre Tochter und Rita Prigmores Schwester Rolanda Winterstein mit dem
Vermerk: »geboren am 03.03.1943 in Würzburg — ermordet am 11.4.1943 in der
Universitäts-Klinik Würzburg« (www.stolpersteine-wuerzburg.de, Abfrage v.
14.09.2009).
Nach einem mit »starkem Selbstbehauptungswillen und großem Mut« (S. 180)
geführten Leben starb die 85-jährige Theresia Winterstein am 1. April 2007,
bis zuletzt liebevoll betreut von ihrer überlebenden Zwillingstochter. Ohne
Rita Prigmore, die dem Gadscho (Nicht-Sinto) Roland Flade Zugang zum
Familienarchiv und Antworten auf schmerzliche Fragen gewährte, wäre dieses
Buch nicht entstanden.
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Die vergessenen
Europäer. Kunst der Roma. Roma in der Kunst
Die Kölner Ausstellung »Die vergessenen Europäer: Kunst der Roma - Roma in
der Kunst« wurde am 5. Dezember 2008 im Kölnischen Stadtmuseum eröffnet und
dauerte bis zum 1. März 2009. Der Katalog erscheint nachträglich am Ende des
Jahres 2009. Er enthält zwei Teile. Teil Eins dokumentiert die
»Zeitgenössische Kunst und Poesie von Roma und NichtRoma«, wie sie im
Obergeschoss des Kölnischen Stadtmuseums (Alte Wache) zu sehen war. Teil
Zwei zeigt das »Bild der Zigeuner in der europäischen Kunst seit dem 15.
Jahrhundert«, dem der Ausstellungsraum im Erdgeschoss der Alten Wache
gewidmet war.
Jeder Teil wurde von einer eigenen Vorbereitungsgruppe konzipiert und
realisiert. Teil Eins erarbeiteten Eva Ohlow, Harald Klemm, Kaiman Varady,
Eusebius Wirdeier und Kurt Holl; Teil Zwei erarbeiteten Stefan Ohlow, Kurt
Holl, Prof. Kurt Rössler, Andreas Braune, Max Rest und Doris Schmitz.
In Ausstellung und Katalog wurde die allgemeine Bezeichnung »Roma« für die
zeitgenössischen Künstler aus der Minderheit verwandt. Zwar ist ihr
Background durchaus verschieden: sie rechnen sich den Gemeinschaften der
Gitanos (Gabi Jimenez), Manouches (Thomas F. Fischer), der Sinti (Katarzyna
Pollok), der englischen Gypsies (Daniel Baker) und der (ost- und
südosteuropäischen) Roma im engeren Sinne zu (Nihad Nino Pusija, Jovan
Nikolic, Ruzdija Russo Sejdovic, Bronistawa »Papusza« Wajs). Wir verwenden
hier jedoch im Einverständnis mit den Künstlern die Bezeichnung »Roma«, weil
sie sich inzwischen in den Dokumenten der EU und UNO für alle Angehörigen
der Minderheit durchgesetzt hat. Im übrigen hat auch die Biennale von
Venedig 2007 im »Roma-Pavillon« Künstler unterschiedlicher Herkunft vereint,
von denen einige ja auch für die Kölner Ausstellung gewonnen werden konnten.
Im historischen Teil behielten wir das Wort »Zigeuner« bei, wie es die
Quellen gebrauchen.
Die Essays des Katalogs, die uns in serbischer, englischer beziehungsweise
amerikanischer Sprache erreichten, haben wir auch in die deutsche Sprache
übertragen lassen. Ebenso wurde die Lyrik von Papusza, Jovan Nikolic und
Ruzdija Russo Sejdovic aus der polnischen, der serbischen und der
Romanes-Muttersprache ins Deutsche übertragen. Die nichtgezeichneten
Einführungen zu den einzelnen Kapiteln des historischen Teils stammen von
der Katalog-Redaktion des Rom e.V. (Kurt Holl). Die Poesie-Fahnen sind nicht
nur in der jeweiligen Muttersprache und in deutscher Übersetzung
wiedergegeben, sondern auch in der originalen Schrift. Anmerkungen zu
einzelnen Kapiteln oder Bildern sind mit * gekennzeichnet. Sie finden sich
im Anhang (Seite 167).
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Wir wurden bei der Vorbereitung unserer Ausstellung besonders ermutigt und
angeregt durch drei hervorragende Ausstellungen des Jahres 2007, die
Europäische Roma-Künstler bzw. Darstellungen von »Zigeunern« in der
europäischen Geschichte vorstellten: 1. »Attention Tsiganes! Histoire d'un
Malentendu« im Musee d'Histoire de la Ville de Luxembourg, 2. »Paradise
Lost« im Roma-Pavillon auf der Biennale von Venedig und 3. »Roma und Sinti —
»Zigeuner«-Darstellungen der Moderne« in Krems.
Der Katalog kann ab Ende des Jahres 2009 beim Rom e.V. Köln (rom.ev@netcologne.de)
und im Kölnischen Stadtmuseum (ksm@museenkoeln.de) zum Preis von 25 Euro
bestellt werden.
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"Django's
Spirit - A Tribute To Django Reinhardt"
Compiled by Susie Reinhardt
Das Besondere an Django Reinhardts Musik? „Sie wirkt, als wenn man
Champagner intravenös verabreicht bekommt!", so beschrieb es einst George
„Jo" Privat, ein Kollege des berühmten Jazzgitarristen.
Django Reinhardt gilt als einer der weitbesten Gitarristen, unter anderem
wegen seiner virtuosen und spontanen Spielweise. Alexander Schmitz,
Journalist und Autor einer Biographie über den Musiker, nennt ihn den
„größten improvisierenden Gitarristen in der Geschichte". Der Jazzexperte
beschreibt Djangos Improvisationen als „wahrhaft spontan, dabei klar
artikuliert und perfekt organisiert".
Dieser Ausnahmemusiker, der vor 100 Jahren in einem roulotte (Zirkuswagen)
als Kind reisender Kleinkünstler zur Welt kam, war einerseits Perfektionist
und andererseits ein Bauchspieler. Banjo, Geige und auch sein
Hauptinstrument Gitarre lernte Django Reinhardt durch Abgucken und
Ausprobieren. Der französischsprachige Sinto verbrachte kaum Zeit in der
Schule, schrieb als Erwachsener nur mit Mühe den eigenen Vornamen und konnte
keine Noten lesen. Obwohl ihm nach einem Unfall nur noch drei Finger der
Greifhand zum Gitarrespielen blieben, komponierte er in seinem kurzen Leben,
er wurde 43 Jahre alt, weit über 100 Songs.
Viele rühmen Reinhardts besonderes Talent, mit Tönen Stimmungen und Gefühle
auszudrücken, die seine Hörer berühren. „Er nutzte seine großartige Technik
ausschließlich, um über sie seinen Emotionen Ausdruck verleihen zu können,
niemals aber, um nur zu brillieren", sagt Diz Disley, der von der englischen
Zeitschrift Melody Maker mehrmals zum Jazzgitarristen des Jahres gekürt
wurde. Disley, der später unter anderem mit Big Bill Broonzy und Louis
Armstrong spielte, lernte als Kind Banjo und wechselte zur Gitarre, nachdem
er Django Reinhardt gehört hatte. Sein Kollege Sal Salvador meint, dass man
von Django lernen kann, „wie man sich löst, anstatt sein Spiel einer kleinen
Zahl fester Regeln zu unterwerfen." Er nennt Reinhardt „einen der
unverklemmtesten Gitarristen, die ich je gehört habe". Das wohl größte
Kompliment für seine Kunst kommt von einem der größten amerikanischen
Komponisten: Duke Ellington sieht Django Reinhardt auf einer Linie mit den
erlauchtesten Vertretern der afroamerikanischen Jazzmusik. Neben Art Tatum
und Sidney Bechet zählt der Duke Django zu den inimitables, den
Unverwechselbaren.
Für seine Improvisationen und Kompositionen bediente sich Django Reinhardt
bei ganz verschiedenen Musikgenres. Geprägt von der Musik seiner Minderheit,
griff er beispielsweise auf die traditionelle Sinti-Moll-Tonleiter zurück
oder ließ Elemente aus dem Flamenco in sein Spiel einfließen. Stark
beeinflusst war er auch durch den zu seinerzeit in Paris angesagten
Musettestil und integrierte teilweise Elemente aus dem Blues und dem Jazz.
Wie es zur Vorliebe des Sinto für die amerikanische Musik gekommen sein mag,
darüber streiten sich Experten. „Oft wird behauptet, Sinti hätten im
Lebensgefühl des Jazz die besondere Lage einer diskriminierten Minderheit
für sich wieder erkannt und aufgegriffen", schreibt Anita Awosusi vom
Dokumentations-, und Kulturzentrum deutscher Sinti und Roma. Die
Herausgeberin eines Buches über Sintijazz weist aber daraufhin, dass die
Tonleitern der altindischen Ragamusik und die des modernen Jazz nahezu
identisch sind. Da Sinti und Roma ursprünglich aus Nordindien kamen ist gut
denkbar, dass Sintimusiker hier auf bekannte musikalische Bausteine stießen,
die sie gerne in der eigenen Kunst verwendeten.
Django Reinhardt integrierte aber nicht nur unterschiedliche Einflüsse in
seine Musik, es gelang ihm darüber hinaus etwas Erstaunliches: Er
entwickelte aus den verschiedenen Zutaten seinen ganz eigenen, in sich
schlüssigen Stil, den man Sintiswing oder Jazzmanouche nennt. Was diesen
charakteristischen Swing, den Django Reinhardt mit seiner berühmtesten Band,
dem Quintette du Hot Club de France etablierte, ausmacht? „Er entsteht durch
die Kombination des meist halbe Noten spielenden Bass mit der stoisch
durchgehaltenen four-beat Begleitung der Rhythmusgitarren. Diese setzen
häufig einen Akzent auf dem zweiten und vierten Viertel, indem sie den
Akkord nach dem Anschlag abdämpfen", beschreibt es der Musikwissenschaftler
Jürgen Schwab.
Dass Django Reinhardt bis heute auf der ganzen Welt Zuhörer begeistert, ist
also kein Wunder. Als zeitlebens Reisender zwischen Ländern und Stilen, hat
er zahllose Künstler aus wohl fast allen Kulturen inspiriert. Einige, die
von Djangos Geist beflügelt sind, möchte ich auf dieser CD vorstellen. Wie
diese Zusammenstellung zeigt, beeinflusst der vor 100 Jahren Geborene bis
heute ganz verschiedene Musiker zwischen Paris und Prag, Osaka und New York,
Hamburg und München. Die auf dieser CD vertretenen Bands und Interpreten
kommen zum Teil aus dem Jazzmanouche und sind selbst Angehörige der Sinti,
wie Biréli Lagrène (les yieux noirs). Andere sind in ganz unterschiedlichen
Musiksparten, wie HipHop, Fusion, Garagen-Soul, Elektroswing oder Zydeco
zuhause. Sie alle treffen sich hier, mit Django Reinhardt als eine, manchmal
nur ganz subtile Quelle für ihre Inspirationen: Man kann, wie Tiki Daddy,
die Songs von Django mit einem Hawaii Gefühl interpretieren (Manoir de mes
Rèves), den Planwagen von Japan aus losjagen (Caravane), seine Melodien
lassen sich mit Elektrobeats tanzbodentauglich machen (Kormac's - Mr. Soft)
oder mit neuen Texten in Romanes (Dotschy Reinhardt) oder sogar
french-creole verbinden (Mama Rosin's Frères Souchet).
Bei Djangos Spirit zeigt sich nicht immer auf den ersten Blick die Rolle,
die Django Reinhardts Werk für den jeweiligen Song und Musiker spielt,
manchmal ist es nur eine feine Zutat.
Susie Reinhardt
P.S.: Damit Sie wissen, wer Ihnen diese Musik zusammengestellt hat:
Mein Name ist Susie Reinhardt, Journalistin und Musikerin bei Hoo Doo Girl
aus Hamburg. Von väterlicher Seite her bin ich mit Django Reinhardt
weitläufig verwandt, wie übrigens einige andere Künstler auch, die auf
dieser CD-Compilation zu hören sind. Einer von ihnen, David Reinhardt (moon
blue), der die meiste Zeit des Jahres in einem Wohnwagen am Rande von Paris
lebt, gehört sogar zu Djangos engsten Familienmitgliedern: Er ist der Enkel
des berühmten Gitarristen.
Quellen:
Anita Awosusi (Hg.): Die Musik der Sinti und Roma. Bd. 2: Sinti-Jazz.
Schriftenreihe des Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und
Roma
Michael Dregni: Django. The Life and Music of a Gypsy Legend. Oxford
University Press 2006
Michael Dregni: Gypsy Jazz. In search of Django Reinhardt and the Soul of
Gypsy Swing. Oxford University Press 2008
Dotschy Reinhardt: Gypsy. Die Geschichte einer großen Sintifamilie.
Scherz-Verlag, September 2008
Charles Delaunay: Django Reinhardt. A Da Capo Paperback 1961
GRUSSWORT VON ROMANI ROSE FÜR DIE CD „DJANGOS SPIRIT"
Seit der Einrichtung unseres Heidelberger Dokumentations- und
Kulturzentrums zu Beginn der Neunzigerjahre haben wir es neben der
historischen Aufarbeitung des Holocaust an unserer Minderheit - der auch die
Auslöschung unserer Kultur zum Ziel hatte - als eine vorrangige Aufgabe
verstanden, die kulturellen Beiträge der Sinti und Roma stärker ins
öffentliche Bewusstsein zu rücken. Wir wollen mit unserer Arbeit deutlich
machen, dass Sinti und Roma seit vielen Jahrhunderten in den Staaten Europas
beheimatet sind und dass sie die Geschichte und die Kultur ihrer jeweiligen
Heimatländer in vielfältiger Weise bereichert haben. Dies gilt gerade auch
für den Bereich der Musik.
Viele große Musikerpersönlichkeiten wie Lord Yehudi Menuhin, der bei der
feierlichen Einweihung unseres Heidelberger Zentrums am 16. März 1997 unser
Ehrengast war, haben die Bedeutung unserer Minderheit für die Entwicklung
der unterschiedlichen Musikkulturen Europas gewürdigt. Wir wollen dem nicht
zuletzt dadurch Rechnung tragen, dass wir in unserem Zentrum regelmäßig
Konzerte anbieten, die ein möglichst breites musikalisches Spektrum
umfassen: vom traditionellen Sinti-Swing über Modern Jazz und Flamenco bis
hin zur klassischen Musik und zur so genannten Weltmusik. Neben so bekannten
Repräsentanten unserer Minderheit wie Schnuckenack Reinhardt, Biréli Lagrène,
Ferenc Snétberger oder Tony und Roby Lakatos wollen wir insbesondere jungen
Musikern ein Forum bieten.
Darüber hinaus hat unser Zentrum gemeinsam mit namhaften Experten ein
mehrjähriges Forschungsprojekt mit dem Ziel durchgeführt, den musikalischen
Beitrag, den unsere Minderheit im Rahmen der Europäischen Kulturgeschichte
in verschiedenen Musikstilen erbracht hat, zu dokumentieren. Was das 20.
Jahrhundert betrifft, so hat unsere Minderheit mit Django Reinhard einen der
bedeutendsten europäischen Jazzmusiker vorgebracht. Mit den ersten Aufnahmen
des inzwischen legendären Quintette Du Hot Club De France hat Django den
Sinti-Jazz aus der Taufe gehoben und der Welt ein neues musikalisches Genre
geschenkt. So große Musiker wie Duke Ellington gehörten zu seinen
Bewunderern. Viele von Djangos Kompositionen - erinnert sei nur an „Nuages",
das geradezu zum Inbegriff der träumerischen Ballade geworden ist - werden
seither von Generation zu Generation gespielt und weitergeben. Mit über
sechshundert Einspielungen umfasst Djangos Werk zudem eine beeindruckende
Bandbreite: mit Stücken wie „Daphne" oder „Minor Swing" bis zu seiner
berühmten Swing-Interpretation des Doppelkonzerts in A-Moll von Johann
Sebastian Bach.
Django Reinhardt stilbildende Kraft, die die Tradition des Sinti-Swing und
des Sinti-Jazz begründet und auch die Entwicklung der Jazzgitarre maßgeblich
beeinflusst hat, ist aus der internationalen Musikszene nicht mehr
wegzudenken. Die vorliegende CD zeigt eindrucksvoll, wie lebendig Djangos
Genius immer noch ist. Es ist erfrischend zu hören, dass junge Musiker
keineswegs in Erfurcht vor dem vermeintlichen „Übervater" erstarren, sondern
sein - fast schon „klassisch" zu nennendes - Erbe in kreativer Weise
weiterentwickeln und mit den musikalischen Ausdrucksmitteln der Gegenwart
verbinden.
Am Ende möchte ich einen Aspekt besonders hervorheben. Auch kulturelle
Projekte wie dieses haben eine gesellschaftspolitische Dimension, indem sie
das Bild unserer Minderheit nachhaltig verändern helfen und mit dazu
beitragen, tief verwurzelte Klischees und Vorurteilsmuster zu überwinden. In
diesem Sinne wünsche ich dieser CD möglichst viele Hörer.
Romani Rose
(Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma)
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Krausnick, Michail,
Auf Wiedersehen im Himmel,
Die Geschichte der Angela Reinhardt, München 2001
Elefanten Press6, 176 S. Hardcover 13,00 EUR
Angela Reinhardt: Eine Ohrfeige rettete ihr Leben
Die Kinder der in Konzentrationslager verschleppten Sinti und Roma wurden
von den Nationalsozialisten zu Waisen erklärt und in die Fürsorge
katholischer Kinderheime gegeben. Auch Angela ist eines dieser Kinder. In
der Heiligen St. Josefspflege in Mulfingen trifft die Siebenjährige auf etwa
40 Kinder zwischen sechs und sechzehn, die als 'Vollzigeuner',
'Zigeunermischlinge' und 'Jenische' klassifiziert werden. Sie bleiben von
Himmlers Auschwitz-Erlass, der 'Endlösung der Zigeunerfrage', so lange
ausgespart, bis die 'Rassenforscherin' Eva Justin ihre Doktorarbeit über
'das Artfremde' der 'Zigeunerkinder' abgeschlossen hat. Dann jedoch kommt
der Befehl aus dem Reichssicherheitshauptamt: Die Kinder werden aus dem Heim
direkt in das Vernichtungslager deportiert. Angela überlebt, weil sie eine
deutsche Mutter und damit noch einen zweiten Namen hat: Schwarz. Das führt
bei den Behörden zu einer Verwechslung, die von den Schwestern ausgenutzt
wird. Als die Nazis von den Kindern Fingerabdrücke nehmen, verbieten ihr die
Schwestern, sich daran zu beteiligen: "Du gehörst nicht dazu."
Und als der große Bus kommt, um die Kinder zu dem versprochenen 'schönen
Ausflug' abzuholen, heißt es wieder: "Du gehörst nicht dazu!" Angela
versucht sich in den Bus zu schmuggeln und bekommt dafür von der Schwester
eine saftige Ohrfeige. Die hat ihr das Leben gerettet.
LESEPROBE: Am 9. Mai 1944 mussten die Kinder in der Morgenröte alle sehr
früh aufstehen. Es war ein herrlicher Frühlingstag. Frischer Tau lag auf den
Wiesen und an den Hängen blühten die Obstbäume. Eigentlich hätte es an
diesem Tag im Heim ein großes Fest geben sollen. Denn es war ein besonderes
Datum: der Namenstag der Schwester Oberin. Fräulein Hägele hatte ihre
Schülerinnen und Schüler extra Gedichte und Lieder auswendig lernen lassen.
Auch Angela hatte eins gelernt. Jetzt aber hatte das alles keine Bedeutung
mehr. Missmutig half Angela den kleineren Mädchen beim Zöpfeflechten, beim
Kämmen und beim Anziehen. Es war eine merkwürdige Stimmung. Alle waren so
aufgeregt und nervös.
Zum Frühstück gab es diesmal etwas Besonderes. Keine eklige Brotsuppe,
sondern knuspriges, frisches Brot, Margarine und Erdbeermarmelade. Und
heißen, köstlich duftenden Lindes-Kaffee. Schwester Roswitha ging herum mit
einer großen Flasche "Mulfinger Goldwasser", wie der Lebertran genannt
wurde, den sie immer zur Stärkung nehmen mussten. Er schmeckte ekelhaft
tranig und es war eine Qual, ihn herunterzuwürgen. Alle mussten einen
Esslöffel voll nehmen. Manchen wurde so übel von dem Fischgeruch, dass sie
rausrannten. Als Schwester Roswitha zu ihr kam, sagte sie trotzig: "Nein
danke, ich gehöre nicht dazu!" Und wollte den Löffel wegschieben. Doch die
Schwester sagte: "Gerade du brauchst eine Stärkung, mein Kind!" Und schob
ihr den Löffel in den Mund.
Eine andere Schwester zog mit einer Liste von Tisch zu Tisch und zahlte
jedem Kind das von ihm Ersparte aus: ein paar Markstücke, Groschen und
Pfennige von der Sparkasse Künzelsau. Von den Eltern geschenkt, von den
Kindern erarbeitet. Und manchmal auch eine von der Rassenforscherin
ausgesetzte Siegprämie. "Wozu?", fragte Andreas. "Wozu brauche ich fünf Mark
zweiunddreißig? Ist das für die Fahrkarte ?"- "Damit ihr euch unterwegs eine
Suppe oder etwas Brot kaufen könnt! Ein jedes unterschreibt hier, dass es
sein Geld bekommen hat!" - "Warum?" - "Damit es seine Ordnung hat!"
Danach ging es runter in die große Eingangshalle. Dort mussten sich alle zu
zweit aufstellen. Die Schwestern kontrollierten noch einmal das Aussehen der
Kinder und zogen den Buben die Scheitel nach. "Ihr sollt doch nicht aussehen
wie die Zigeuner!" Noch immer hoffte Angela auf das Wunder, doch noch mit
auf den Ausflug zu dürfen, und wagte einen letzten Versuch. Sie stellte sich
einfach neben ihrer Freundin Maria auf. Aber Schwester Agneta entdeckte sie
auch dieses Mal und zog sie aus der Reihe heraus. "Fort! Fort! Du gehörst
nicht dazu!" - "Doch. Ich will aber!" Trotzig schüttelte sie den Kopf. Und
erhielt dafür eine schallende Ohrfeige. Ausgerechnet von der Schwester, die
ihr immer die allerliebste gewesen war. An deren Rock sie sich gekrallt
hatte, wenn sie Angst hatte. Und die ihr die Tränen getrocknet hatte, als
sie beim Schlittenfahren gegen die Mauer gestürzt war. "Marsch, rauf in den
Schlafsaal, unter die Decke und Augen zu!" Schwester Agneta hatte plötzlich
dunkelrote Flecken im Gesicht.
Langsam, sehr langsam ging Angela die Treppe hinauf. Sie war richtig wütend.
Wütend und traurig. Die Ohrfeige brannte, und obwohl sie durch ihre Tränen
nichts sehen konnte, spürte sie, wie alle ihr nachsahen, ihr, die nicht dazu
gehörte. "Wir machen einen Ausflug, und du man nicht!", rief eine der ganz
Kleinen hinter ihr her. Erst sehr viel später sollte sie erfahren, wie nah
sie damals am Rande des Todes gestanden hatte.
Quelle:
http://www.menschenrechte-in-der-schule.de
Eva Justin und die Kinder von Mulfingen
"Die „völkerkundliche Feldforschung“
(Thurnwald) fand im Frühherbst 1942 für sechs Wochen im katholischen
Kinderheim St. Josefspflege in Mulfingen statt. Dort waren unter den ca. 70
Heimkindern 40 Sinti zwischen sieben und 16 Jahren, die aufgrund
verschiedener behördlicher Zwangsmaßnahmen zusammengezogen worden waren. Die
„deutschblütigen“ Kinder des Heimes wurden von Justin nicht beachtet.
Grundlage für die Zusammenführung in diesem Heim war der
württembergische Heimerlass für „Zigeunerkinder“ vom 7. November 1938.
Ein Teil der Eltern war aufgrund von Himmlers „Asozialenerlass“ vom
14. Dezember 1937 ins KZ eingewiesen, weitere Eltern waren durch andere
Maßnahmen ohne Kinder deportiert worden oder Kinder waren aufgrund der
Denunziation einer NSV-Fürsorgerin ihren Eltern entzogen und der
Heimerziehung zugeführt worden.
Auf die Sinti-Kinder von Mulfingen wurde zunächst Himmlers Auschwitz-Erlass
vom 16. Dezember 1942, der die Deportation aller Sinti und Roma verfügte,
nicht angewendet.
Die Rohabzüge der Dissertation wurde am 5. November 1943
verschickt, die endgültige Druckfassung am 9. März 1944 ausgeliefert. Damit
war Justins Promotionsverfahren abgeschlossen. Wenige Tage später, „jetzt
konnte Justin sicher sein, dass sie ihr ‚Untersuchungsgut‘ nicht mehr
benötigte“ (Gilsenbach), gab die Polizei dem Kinderheim bekannt, dass ein
Abtransport der Kinder in ein „Zigeunerlager“ geplant sei.
Die 39 Sinti-Kinder wurden am 9. Mai 1944 deportiert, sie trafen
am 12. Mai 1944 im KZ Auschwitz ein. Im August 1944 wurden diese Kinder bis
auf vier in Auschwitz in der Gaskammer umgebracht.
In ihrer Dissertation kam Justin zu dem Ergebnis, dass „Zigeuner“ durch ihre
„mangelhaften Anpassungsfähigkeiten in der Regel doch mehr oder weniger
asozial“ würden. „Fast alle Zigeuner und Zigeunermischlinge sind
durch eine mehr oder weniger große Haltschwäche […] gefährdet“. Es würde
immer neues „minderwertiges Erbgut“ in den deutschen Volkskörper einsickern.
„Das deutsche Volk braucht aber zuverlässige und strebsame Menschen und
nicht den zahlreichen Nachwuchs dieser unmündigen Primitiven.“ Aus
diesen Gründen trat sie vehement für die Zwangssterilisation von Sinti- und
Romafrauen ein."
Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/Eva_Justin
siehe auch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Sinti-Kinder_von_Mulfingen
http://www.sintiundroma.de/content/index.php?aID=300
http://www.foerdervereinroma.de/romaffm/mahntaf/mahntaf.htm (Mahntafel
am Frankfurter Stadtgesundheitsamt, in dem Eva Justin bis 1962 beschäftigt
war)
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Wanderausstellung
»Bedrängte Existenz« - Überlebende Roma des
NS-Terrors in der Ukraine
Die Ausstellung „Bedrängte Existenz. Überlebende Roma des NS-Terrors in der
Ukraine“ wurde in ukrainischer Sprachfassung am 18. Dezember 2013 im
Heimatmuseum Odessa eröffnet. Sechzehn Roma, die die deutsche
Gewaltherrschaft in der Ukraine während des Zweiten Weltkrieges überlebten,
berichteten von ihrem wechselvollen Lebensweg im Krieg, der Nachkriegszeit
und über ihren Alltag heute. Die Fotografin Birgit Meixner porträtierte im
Mai 2012 Roma in der Ukraine, die an Projekten der Stiftung EVZ teilhaben.
Meixners Porträts sind Momentaufnahmen aus dem Leben einer auch heute noch
bedrängten ethnischen Minderheit.
Die Ausstellung wird 2014 in Kiew und weiteren ukrainischen Städten gezeigt.
Nähere Informationen über die Ausstellungsorte und den Verleih der
Ausstellung in der Ukraine erhalten Sie bei der Projektleiterin Olena Fjudr
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