Literatur Ausstellung Dokumentation Musik
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DVD "Weil wir Romnja sind?!" |
Rezension: Hans Woller Jagdszenen aus Niederthann Ein Lehrstück über Rassismus |
Rezension: Ulrich Friedrich Opfermann: "Stets korrekt und human". Der Umgang der westdeutschen Justiz mit dem NS-Völkermord an den Sinti und Roma |
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Romnja* Power Month 2019 |
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Medienbox: "Verfolgung und Diskriminierung der Sinti und Roma. Frankfurt" 3 Boxen, 8 DVD → (Für den Unterricht Sekundarstufen I und II , kostenlos bei Stadtschulamt und Staatliche Schulamt erhältlich) |
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Sinti und Roma in Deutschland und die Rolle des Antiziganismus ( *.pdf, 60 Mb, 124 Seiten) |
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Roland Flade, Dieselben Augen, dieselbe Seele. Theresia Winterstein und die Verfolgung einer Würzburger Sinti-Familie im »Dritten Reich«, Würzburg 2008 |
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( PDF) Markus End, Antiziganismus in der deutschen Öffentlichkeit, Strategien und Mechanismen medialer Kommunikation, 2014 |
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Ausstellung Frankfurt–Auschwitz (Dokumentation) |
Desert Inspiration |
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Die Roma und Sinti Philharmoniker. Ein Dirigent und sein Traum Dokumentation von Margarete Kreuzer, 2014 |
Wanderausstellung »Bedrängte Existenz« Überlebende Roma des NS-Terrors in der Ukraine |
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Michail Krausnick Auf Wiedersehen im Himmel Die Geschichte der Angela Reinhardt München 2001 |
Film-Doku "Seako ges" (Oktober 2006) |
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Antigypsyism and Film
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Martin Holler, Der nationalsozialistische Völkermord an den Roma in der besetzten Sowjetunion (1941–1944). Gutachten für das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma, 2009 ISBN: 978-3-929446-25-8 Umfang/Preis: 142 S.; € 10,00 Für H-Soz-u-Kult rezensiert von: Ulrich Opfermann, Aktives Museum Südwestfalen, Siegen Im Forschungsdiskurs wie in der erinnerungs- und opferpolitischen Diskussion zur Verfolgungsgeschichte der europäischen Roma im Nationalsozialismus gibt es die Kontroverse, ob sich wie im Falle der jüdischen Minderheit von einem Genozid sprechen lasse. Die Diskussionsbeiträge reichen von strikter Ablehnung (Yehuda Bauer, Guenter Lewy) über eingeschränkte Zustimmung (Michael Zimmermann) bis hin zu entschiedener Unterstützung (Wolfgang Wippermann).[1] Den sowjetischen Roma kommt dabei besondere Bedeutung zu. Die nationalsozialistische Rassenpolitik trat mit dem Krieg gegen die Sowjetunion in die Phase ihrer äußersten Radikalisierung ein, der ein bislang nicht annähernd schätzbarer, sicher aber erheblicher Anteil der sowjetischen Minderheit in den besetzten Gebieten zum Opfer fiel, worauf wichtige Vorbehalte gegenüber der Genozid-These sich beziehen. Die Anordnungen seien widersprüchlich gewesen, der Hauptgrund für die Verfolgung und Vernichtung sei Spionagefurcht gegenüber schwer kontrollierbaren, da „wandernden“ und normativ und sozial nicht erreichbaren „Zigeunern“ gewesen. Rassismus habe eine nur „untergeordnete Rolle“ gespielt. Die Verfolgungspraxis sei nicht durch die Vorstellung einer unerwünschten „rassischen“ Zugehörigkeit, sondern durch eine unerwünschte „asoziale“ Lebensweise motiviert gewesen. Sesshaftigkeit und soziale Anpassung hätten vor Verfolgung und Vernichtung geschützt.[2] Eine wesentliche Schwäche bei der Zustimmung oder der Ablehnung zu diesen Auffassungen liegt in mangelnder Empirie. Die schriftlichen Quellen sind nur insoweit erschlossen, als es sich um deutsche Überrestquellen in deutschen Archiven handelt. Sowjetische Beutequellen deutscher Provenienz und Quellen sowjetischer Provenienz wurden kaum ausgewertet. Die ältere sowjetische und die gegenwärtige Literatur zur Geschichte der Roma wurden in der deutschen Forschung bislang kaum rezipiert.[3] Martin Holler legt nun eine erste Untersuchung vor, die eben darin ihre hauptsächliche Basis hat. Er recherchierte in der umfangreichen Überlieferung der bereits 1942 eingerichteten „Außerordentlichen Staatskommission“ zur Ermittlung der während der Okkupation begangenen Verbrechen und ergänzte dies um „Stichproben“ aus weiteren Beständen des Moskauer Archivs der Russischen Föderation sowie aus zehn ostukrainischen und Krim-Archiven. Er konsultierte zudem die sowjetische und postsowjetische Literatur umfassend und sprach außerdem mit Angehörigen der Erlebnisgeneration. Als Bearbeitungsraum wählte er die militärisch verwalteten Gebiete, da über sie bisher die geringsten Kenntnisse vorliegen würden. Holler betrachtet die Ebene der Normsetzung und gleicht sie „mit der praktischen Realität vor Ort“ ab (S. 42). Sein Anspruch ist, „ein erstes verbindliches Urteil über Verlauf, Ausmaß und Systematik der nationalsozialistischen Roma-Vernichtung in den Kerngebieten der deutsch besetzten Sowjetunion zu fällen“ (S. 27). Methodisch setzt er vor allem an den Teilregionen an, in denen Roma oft bereits seit der Zarenzeit ortsfest lebten. Die ältere Vorgeschichte sei laut Holler einzubeziehen, um der Gefahr zu entgehen, „ideologisch geprägte ‚Zigeunerbilder‘ unreflektiert zu übernehmen“ (S. 20). Damit spricht er den in der Literatur nach wie vor gegenwärtigen Mythos vom kollektiven ewigen „Nomaden“ an.[4] Dem setzt er die Geschichte der Sesshaftigkeit von Roma und den Tatbestand entgegen, dass angebliche Nomaden häufig und nicht anders als ebenfalls dem Anschein nach „vagabundierende“ Juden Kriegsflüchtlinge waren. Im Smolensker Gebiet lag eine Reihe „nationaler Zigeunerkolchosen“ mit teils ethnisch geschlossener Roma-Bauernbevölkerung, teils gemischter Bewohnerschaft. Die von Holler untersuchten sowjetischen Quellen belegen, dass Angehörige deutscher Militäreinheiten dort anhand von Einwohnerlisten und nach „rassischem“ Augenscheinurteil im Frühjahr 1942 systematisch die Roma-Bevölkerung erfassten, festnahmen und ermordeten. Die Opfer waren Kolchosbauern, Lehrerinnen, Erzieherinnen, Männer, Frauen und Kinder. Der Bericht für die Zentrale Staatskommission stellte später fest, „Juden und Zigeuner wurden vollständig und überall vernichtet“ (S. 59). Holler nennt zahlreiche Beispiele systematisch organisierter Mordaktionen gegen die Bewohner von dörflichen und städtischen Roma-Quartieren. Die Vernichtung sei mitunter nicht nur ebenso zielgerichtet wie bei Juden, sondern „in einem einheitlichen Schritt geplant und vorbereitet“ (S. 60) und schließlich umgesetzt worden. Die „Parallelität der Roma- und Judenvernichtung“ habe miteinschließen können, dass die deutschen Mordplaner wie bei der jüdischen Bevölkerung „Umsiedlungen“ vorgetäuscht hätten, um möglichst ausnahmslos vernichten zu können. Die Publikation enthält die Abbildung eines entsprechenden Plakats aus dem Gebiet Černigov vom Juni 1942. Dem Aufruf zu einer Meldung zur Umsiedlung folgte dort ein dreitägiges Massaker, dem mindestens 2.000 Roma zum Opfer fielen. Anschließend wurde systematisch nach den bis dahin verschont Gebliebenen in den ländlichen Regionen gefahndet. Ein großer Teil der assimilierten Roma arbeitete in ethnisch-gemischten Kolchosen, wo man versuchte, sie mit Hilfe von Kollaborateuren aufzuspüren. Ausführlich wendet sich Holler der Krim und dem Nordkaukasus zu, dem Befehlsbereich von Otto Ohlendorf, dem Leiter der Einsatzgruppe D. Es ist in diesem Fall in der Literatur unumstritten, dass die Zigeunerverfolgung ebenso umfassend angelegt war wie die der Juden.[5] Sie setzte früh – schon 1941 – ein und verlief synchron mit der Vernichtungsaktivität gegen Juden und Krimtschaken.[6] Die Roma-Bevölkerung war ganz überwiegend lange sesshaft und „sehr stark tatarisch assimiliert“ (S. 83). Ohlendorfs Nürnberger Prozessaussagen legten dazu das rassistisch-antiziganistische Motiv frei, eine Deutung, die in diesem Punkt auch Lewy vertritt. Auch auf der Krim versuchten die Besatzer mit Vortäuschungen („Umsiedlung“, „Ausgabe von Brotrationen“) die völlige Vernichtung der Roma zu erreichen. Was nur bei etwa zwei Dritteln gelang, weil der hohe Grad an Assimilation und die Verflechtung mit der tatarischen Mehrheitsbevölkerung und deren solidarische Hilfe viele dieser moslemischen Roma vor der Entdeckung als „Zigeuner“ schützte. Zwei Drittel bedeutet andererseits, dass die Opferzahlen erheblich über den bislang angenommenen liegen.[7] Zum Operationsgebiet der Einsatzgruppe D gehörte der 1942 für nur etwa ein halbes Jahr besetzte Nordkaukasus, ein Gebiet mit größerer und weitgehend sesshafter Roma-Bevölkerung. Auch wenn Holler der Zugang zu einem Teil der Archivbestände dort verwehrt wurde, sei dennoch festzustellen gewesen, dass die kurze Zeit der Besetzung trotz des bald einsetzenden Drucks durch die Rote Armee von den Deutschen für das Aufspüren und Sammeln mittels „Zigeunerlisten“ und durch das Vorspiegeln einer „Aussiedlung“ genutzt wurde. Die frühe Befreiung rettete einen großen Teil der Bedrohten. Holler zitiert immer wieder aus Berichten von Tatzeugen. Es fällt die exzessive, ungewöhnlich brutale Mordpraxis von SS-, Polizei-, Wehrmachts- und Hilfsverbandsangehörigen gegenüber unterschiedslos allen als „Zigeuner“ Gewerteten auf, wie sie sich in gleicher Weise gegen die jüdische Minderheit vorfindet. Hollers Fazit lautet, dass für den von ihm untersuchten Raum „das bislang vorherrschende Forschungsbild [...] grundlegend zu revidieren“ sei (S. 108). Der Vernichtungsfeldzug gegen die sowjetischen „Zigeuner“ in den militärisch verwalteten Gebieten habe einen „systematischen und intentionalen Charakter“ gehabt. Er sei grundlegend rasseideologisch motiviert, gegen Roma als Gesamtheit gerichtet gewesen und auch methodisch vergleichbar der Vernichtung der jüdischen Minderheit ins Werk gesetzt worden. Bereits Hollers bei aller Ausführlichkeit doch stichprobenhafte Recherche kann die Dichotomie zwischen grundsätzlich von Vernichtung bedrohten „Wanderzigeunern“ und geschützter ortsfester Wohnbevölkerung auflösen, die eine starke Stütze des Konstrukts von der Unvergleichlichkeit des Genozids an der jüdischen Minderheit ist. Es deutet sich an, dass die Gegenthese bei weiterer Erschließung der Bestände der postsowjetischen Archive sich empirisch verifizieren lässt. Holler hat eine Türe geöffnet. Weitere Recherchen in den Archiven vom Baltikum bis zur Krim müssen folgen. Anmerkungen: [1] Yehuda Bauer, Zigeuner, in: Yisrael Gutman (Hrsg.), Enzyklopädie des Holocaust. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden, Bd. III, Berlin 1993, S. 1630-1634, hier S. 1634; Guenter Lewy, „Rückkehr nicht erwünscht“. Die Verfolgung der Zigeuner im Dritten Reich, München 2001, S. 216f.; Michael Zimmermann, Rassenutopie und Genozid. Die nationalsozialistische „Lösung der Zigeunerfrage“, Hamburg 1996; Michael Zimmermann, „Rückkehr nicht erwünscht“. Guenter Lewys Gesamtdarstellung der Zigeunerverfolgung im Dritten Reich, in: Newsletter – Informationen des Fritz Bauer Instituts, Herbst 2001, Nr. 21, S. 50-53, online verfügbar unter <www.fritz-bauer-institut.de/rezensionen/nl21/zimmermann.htm> (02.12.2009); Wolfgang Wippermann, „Auserwählte Opfer“? Shoah und Porrajmos im Vergleich. Eine Kontroverse, Berlin 2005. [2] Lewy, „Rückkehr nicht erwünscht“, S. 216f. [3] Christan Gerlach konsultierte Beutequellen in russischen und weißrussischen Archiven. Zu neuen Ergebnissen kam er in seinem kurzen Abschnitt über die Verfolgung der Roma nicht: ders., Kalkulierte Morde. Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspolitik in Weißrußland 1941 bis 1944, Hamburg 1999, S. 1063-1067. [4] Siehe z.B. Lewys Vorstellung kollektiv gegebener Eigenschaften, darunter „ihre nomadische Lebensweise.“ Darin seien „die Wurzeln der Ablehnung“ aufzufinden: Lewy, „Rückkehr nicht erwünscht“, S. 27ff. [5] Siehe z.B. Lewy, „Rückkehr nicht erwünscht“, S. 206. [6] Tatarisch assimilierte Juden sephardischer Herkunft. [7] Vgl. Zimmermann, Rassenutopie, S. 263. **************************************************************** |
Roland Flade, Dieselben Augen, dieselbe Seele.
Theresia Winterstein und die Verfolgung einer Würzburger Sinti-Familie im
»Dritten Reich«. Verlag Ferdinand Schöningh, Würzburg 2008
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Die vergessenen
Europäer. Kunst der Roma. Roma in der Kunst |
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"Django's
Spirit - A Tribute To Django Reinhardt"
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Krausnick, Michail, Auf Wiedersehen im Himmel, Die Geschichte der Angela Reinhardt, München 2001 Elefanten Press6, 176 S. Hardcover 13,00 EUR Angela Reinhardt: Eine Ohrfeige rettete ihr Leben Die Kinder der in Konzentrationslager verschleppten Sinti und Roma wurden von den Nationalsozialisten zu Waisen erklärt und in die Fürsorge katholischer Kinderheime gegeben. Auch Angela ist eines dieser Kinder. In der Heiligen St. Josefspflege in Mulfingen trifft die Siebenjährige auf etwa 40 Kinder zwischen sechs und sechzehn, die als 'Vollzigeuner', 'Zigeunermischlinge' und 'Jenische' klassifiziert werden. Sie bleiben von Himmlers Auschwitz-Erlass, der 'Endlösung der Zigeunerfrage', so lange ausgespart, bis die 'Rassenforscherin' Eva Justin ihre Doktorarbeit über 'das Artfremde' der 'Zigeunerkinder' abgeschlossen hat. Dann jedoch kommt der Befehl aus dem Reichssicherheitshauptamt: Die Kinder werden aus dem Heim direkt in das Vernichtungslager deportiert. Angela überlebt, weil sie eine deutsche Mutter und damit noch einen zweiten Namen hat: Schwarz. Das führt bei den Behörden zu einer Verwechslung, die von den Schwestern ausgenutzt wird. Als die Nazis von den Kindern Fingerabdrücke nehmen, verbieten ihr die Schwestern, sich daran zu beteiligen: "Du gehörst nicht dazu." Und als der große Bus kommt, um die Kinder zu dem versprochenen 'schönen Ausflug' abzuholen, heißt es wieder: "Du gehörst nicht dazu!" Angela versucht sich in den Bus zu schmuggeln und bekommt dafür von der Schwester eine saftige Ohrfeige. Die hat ihr das Leben gerettet. LESEPROBE: Am 9. Mai 1944 mussten die Kinder in der Morgenröte alle sehr früh aufstehen. Es war ein herrlicher Frühlingstag. Frischer Tau lag auf den Wiesen und an den Hängen blühten die Obstbäume. Eigentlich hätte es an diesem Tag im Heim ein großes Fest geben sollen. Denn es war ein besonderes Datum: der Namenstag der Schwester Oberin. Fräulein Hägele hatte ihre Schülerinnen und Schüler extra Gedichte und Lieder auswendig lernen lassen. Auch Angela hatte eins gelernt. Jetzt aber hatte das alles keine Bedeutung mehr. Missmutig half Angela den kleineren Mädchen beim Zöpfeflechten, beim Kämmen und beim Anziehen. Es war eine merkwürdige Stimmung. Alle waren so aufgeregt und nervös. Zum Frühstück gab es diesmal etwas Besonderes. Keine eklige Brotsuppe, sondern knuspriges, frisches Brot, Margarine und Erdbeermarmelade. Und heißen, köstlich duftenden Lindes-Kaffee. Schwester Roswitha ging herum mit einer großen Flasche "Mulfinger Goldwasser", wie der Lebertran genannt wurde, den sie immer zur Stärkung nehmen mussten. Er schmeckte ekelhaft tranig und es war eine Qual, ihn herunterzuwürgen. Alle mussten einen Esslöffel voll nehmen. Manchen wurde so übel von dem Fischgeruch, dass sie rausrannten. Als Schwester Roswitha zu ihr kam, sagte sie trotzig: "Nein danke, ich gehöre nicht dazu!" Und wollte den Löffel wegschieben. Doch die Schwester sagte: "Gerade du brauchst eine Stärkung, mein Kind!" Und schob ihr den Löffel in den Mund. Eine andere Schwester zog mit einer Liste von Tisch zu Tisch und zahlte jedem Kind das von ihm Ersparte aus: ein paar Markstücke, Groschen und Pfennige von der Sparkasse Künzelsau. Von den Eltern geschenkt, von den Kindern erarbeitet. Und manchmal auch eine von der Rassenforscherin ausgesetzte Siegprämie. "Wozu?", fragte Andreas. "Wozu brauche ich fünf Mark zweiunddreißig? Ist das für die Fahrkarte ?"- "Damit ihr euch unterwegs eine Suppe oder etwas Brot kaufen könnt! Ein jedes unterschreibt hier, dass es sein Geld bekommen hat!" - "Warum?" - "Damit es seine Ordnung hat!" Danach ging es runter in die große Eingangshalle. Dort mussten sich alle zu zweit aufstellen. Die Schwestern kontrollierten noch einmal das Aussehen der Kinder und zogen den Buben die Scheitel nach. "Ihr sollt doch nicht aussehen wie die Zigeuner!" Noch immer hoffte Angela auf das Wunder, doch noch mit auf den Ausflug zu dürfen, und wagte einen letzten Versuch. Sie stellte sich einfach neben ihrer Freundin Maria auf. Aber Schwester Agneta entdeckte sie auch dieses Mal und zog sie aus der Reihe heraus. "Fort! Fort! Du gehörst nicht dazu!" - "Doch. Ich will aber!" Trotzig schüttelte sie den Kopf. Und erhielt dafür eine schallende Ohrfeige. Ausgerechnet von der Schwester, die ihr immer die allerliebste gewesen war. An deren Rock sie sich gekrallt hatte, wenn sie Angst hatte. Und die ihr die Tränen getrocknet hatte, als sie beim Schlittenfahren gegen die Mauer gestürzt war. "Marsch, rauf in den Schlafsaal, unter die Decke und Augen zu!" Schwester Agneta hatte plötzlich dunkelrote Flecken im Gesicht. Langsam, sehr langsam ging Angela die Treppe hinauf. Sie war richtig wütend. Wütend und traurig. Die Ohrfeige brannte, und obwohl sie durch ihre Tränen nichts sehen konnte, spürte sie, wie alle ihr nachsahen, ihr, die nicht dazu gehörte. "Wir machen einen Ausflug, und du man nicht!", rief eine der ganz Kleinen hinter ihr her. Erst sehr viel später sollte sie erfahren, wie nah sie damals am Rande des Todes gestanden hatte. Quelle: http://www.menschenrechte-in-der-schule.de Eva Justin und die Kinder von Mulfingen "Die „völkerkundliche Feldforschung“ (Thurnwald) fand im Frühherbst 1942 für sechs Wochen im katholischen Kinderheim St. Josefspflege in Mulfingen statt. Dort waren unter den ca. 70 Heimkindern 40 Sinti zwischen sieben und 16 Jahren, die aufgrund verschiedener behördlicher Zwangsmaßnahmen zusammengezogen worden waren. Die „deutschblütigen“ Kinder des Heimes wurden von Justin nicht beachtet. Grundlage für die Zusammenführung in diesem Heim war der württembergische Heimerlass für „Zigeunerkinder“ vom 7. November 1938. Ein Teil der Eltern war aufgrund von Himmlers „Asozialenerlass“ vom 14. Dezember 1937 ins KZ eingewiesen, weitere Eltern waren durch andere Maßnahmen ohne Kinder deportiert worden oder Kinder waren aufgrund der Denunziation einer NSV-Fürsorgerin ihren Eltern entzogen und der Heimerziehung zugeführt worden. Auf die Sinti-Kinder von Mulfingen wurde zunächst Himmlers Auschwitz-Erlass vom 16. Dezember 1942, der die Deportation aller Sinti und Roma verfügte, nicht angewendet. Die Rohabzüge der Dissertation wurde am 5. November 1943 verschickt, die endgültige Druckfassung am 9. März 1944 ausgeliefert. Damit war Justins Promotionsverfahren abgeschlossen. Wenige Tage später, „jetzt konnte Justin sicher sein, dass sie ihr ‚Untersuchungsgut‘ nicht mehr benötigte“ (Gilsenbach), gab die Polizei dem Kinderheim bekannt, dass ein Abtransport der Kinder in ein „Zigeunerlager“ geplant sei. Die 39 Sinti-Kinder wurden am 9. Mai 1944 deportiert, sie trafen am 12. Mai 1944 im KZ Auschwitz ein. Im August 1944 wurden diese Kinder bis auf vier in Auschwitz in der Gaskammer umgebracht. In ihrer Dissertation kam Justin zu dem Ergebnis, dass „Zigeuner“ durch ihre „mangelhaften Anpassungsfähigkeiten in der Regel doch mehr oder weniger asozial“ würden. „Fast alle Zigeuner und Zigeunermischlinge sind durch eine mehr oder weniger große Haltschwäche […] gefährdet“. Es würde immer neues „minderwertiges Erbgut“ in den deutschen Volkskörper einsickern. „Das deutsche Volk braucht aber zuverlässige und strebsame Menschen und nicht den zahlreichen Nachwuchs dieser unmündigen Primitiven.“ Aus diesen Gründen trat sie vehement für die Zwangssterilisation von Sinti- und Romafrauen ein." Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Eva_Justin siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Sinti-Kinder_von_Mulfingen http://www.sintiundroma.de/content/index.php?aID=300 http://www.foerdervereinroma.de/romaffm/mahntaf/mahntaf.htm (Mahntafel am Frankfurter Stadtgesundheitsamt, in dem Eva Justin bis 1962 beschäftigt war) **************************************************************** |
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Wanderausstellung
»Bedrängte Existenz« - Überlebende Roma des NS-Terrors in der Ukraine Die Ausstellung „Bedrängte Existenz. Überlebende Roma des NS-Terrors in der Ukraine“ wurde in ukrainischer Sprachfassung am 18. Dezember 2013 im Heimatmuseum Odessa eröffnet. Sechzehn Roma, die die deutsche Gewaltherrschaft in der Ukraine während des Zweiten Weltkrieges überlebten, berichteten von ihrem wechselvollen Lebensweg im Krieg, der Nachkriegszeit und über ihren Alltag heute. Die Fotografin Birgit Meixner porträtierte im Mai 2012 Roma in der Ukraine, die an Projekten der Stiftung EVZ teilhaben. Meixners Porträts sind Momentaufnahmen aus dem Leben einer auch heute noch bedrängten ethnischen Minderheit. Die Ausstellung wird 2014 in Kiew und weiteren ukrainischen Städten gezeigt. Nähere Informationen über die Ausstellungsorte und den Verleih der Ausstellung in der Ukraine erhalten Sie bei der Projektleiterin Olena Fjudr **************************************************************** |