Grundverständnis zur Konzeption der Bildungsprojekte

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Berufsbildungsprojekt für Roma-Jugendliche und junge Erwachsene


Beschreibung

Der Förderverein Roma leistet seit 1992 pädagogische Arbeit mit meist ausländischen Roma-Kindern und -Jugendlichen. Es ist festzustellen, dass die Mehrheit der Jugendlichen keine abgeschlossene Schul- oder Berufsausbildung haben und somit auf dem Arbeitsmarkt völlig chancenlos bleiben. Eine Integration in herkömmliche betrieblich oder überbetriebliche Ausbildungs- oder Qualifizierungsgänge ist in der Regel erfolglos, da die Angebote die speziellen Fähigkeiten und Lebenssituationen der Jugendlichen vernachlässigen, die Eingangsvoraussetzungen seitens der Betroffenen nicht erfüllt werden oder schlicht kein Zugang bzw. keine Kommunikation und Vermittlung existiert.  Es müssen also Angebote im Bereich Qualifizierung und Beschäftigung entwickelt und verwirklicht werden.

Seit dem 01.09.2005 wird vom Förderverein Roma e.V. in Frankfurt am Main das Projekt „Berufliche Bildung, schulische Qualifikation und Erwerbstätigkeit für Roma-Jugendliche und junge Erwachsene“  durchgeführt. Dieses Projekt ist die direkte Fortführung des von Juni 2003 bis Juni 2005 erfolgreich durchgeführten Equal-Projekts „Orientierung, Qualifizierung und Beschäftigung“. Finanziert wird das Berufsbildungsprojekt durch Gelder des Europäischen Sozialfonds, durch das Jugend- und Sozialamt der Stadt Frankfurt am Main sowie durch das Jobcenter der Stadt Frankfurt am Main; zudem wird es auch von der Stiftung ProRegion der Fraport AG finanziell unterstützt.

Das Projekt beabsichtigt, den Teufelskreis von mangelnder Qualifikation, Arbeitslosigkeit und Straffälligkeit zu durchbrechen und eine adäquate Alternative in den Bereichen schulische und berufliche Bildung zu schaffen. Es wendet sich so an eine Personengruppe, die in die Lage versetzt würde, für ihre eigene Existenz und die der angeschlossenen Familienmitglieder zu sorgen.
Dabei stellt es eine sinnvolle Ergänzung zur Tätigkeit innerhalb der Kindertagesstätte „Schaworalle“ und dem ihr angeschlossenen Schulprojekt dar. So besteht die Möglichkeit, speziell mit den Jungen und Mädchen, die ab dem 15. Lebensjahr keine Betreuung mehr erfahren, allerdings „Schaworalle“ oder die Beratungsstelle des Vereins nach wie vor als ihren einzigen Anlaufpunkt sehen, eine gezielte und speziell abgestimmte berufliche Perspektive unter Berücksichtigung der persönlichen Leistungsfähigkeit zu entwickeln.
Ein weiterer Effekt des Projekts ist darüber hinaus die Vernetzung, der Austausch und die Erarbeitung von exemplarischen Erfahrungen, die nach Reflexion und notwendiger Korrektur auch auf regionaler, bundesweiter und internationaler Ebene dokumentiert werden könnten.

Durchführung

Der Förderverein Roma stellt insbesondere die Kenntnisse im sozialpädagogischen Bereich, seine Vermittlungsfunktion, den Einsatz von muttersprachlichen pädagogischen MitarbeiterInnen und sein Erfahrungspotential aufgrund der langjährigen Arbeit zur Verfügung. Die Bemühungen im Sektor Berufsorientierung für Roma-Jugendliche kann nur dann erfolgreich sein, wenn die Inhalte die Betroffenen überzeugen, wozu vor allem die Kommunikation und Zusammenarbeit mit und die Begleitung von Jugendlichen und Eltern als auch die enge Kooperation mit externen Partnern Voraussetzung bildet.

Das Projekt wendet sich an 18 Jugendliche und junge Erwachsene von 14 bis 27 Jahren.
Der Tätigkeitsrahmen umfasst Schulunterricht, Kurssystem und Praktika.

Wochenplan          
von bis Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag
09:00 09:45 SCHULE SCHULE SCHULE    
09:45 10:30          
10:30 10:45   Pause 15 Min.      
10:45 11:30 SCHULE SCHULE SCHULE    
11:30 12:15       PRAKTIKUM 6 Stunden
12:15 12:45   Pause 30 Min.      
12:45 13:30 SCHULE SCHULE SCHULE    
13:35 14:20   Pause 5 Min.      
14:20 15:05 Berufs-
Orientierung (BO)
Computer (BO) Computer (BO)


Der Wochenplan kann jederzeit in Absprache mit den Projektbeteiligten angepasst und geringfügig modifiziert werden.

Unterricht:
Der Förderverein Roma e.V. beschäftigt erfahrenes Fachpersonal zur Durchführung des Schulunterrichts, der inhaltlich differenziert in einem Kurs zur Erlangung des Hauptschulabschlusses und einem Förder-/Alphabetisierungsunterricht stattfindet.
Kurssystem:
Das Angebot wird ergänzt durch einen Kurs im Sektor EDV. Darüber hinaus wird eine z. T. muttersprachliche Hausaufgaben- bzw. Nachhilfe und ein Handelslehrekurs angeboten.




Der Stundenplan wurde im Sommer 2008 so modifiziert, dass die Unterrichtsfächer parallel liegen, damit eine höhere Durchlässigkeit zwischen Hasa- und Förderkurs möglich ist. TeilnehmerInnen sind so weniger einer unterrichtspezifischen Über- oder Unterforderung ausgesetzt und können näher an ihrem tatsächlichen Wissensstand beschult werden, auch wenn dieser in den verschiedenen Fächern unterschiedlich ist. Da schon länger ein steigender Lernbedarf für besonders schwache SchülerInnen besteht, existiert seit 2015 ein Alphabetisierungs-/DaF-Kurs, in dem neue TeilnehmerInnen durch verstärkte Deutschförderung rasch die Sprache oder das Lesen und Schreiben erlernen, um so schnell wie möglich am Grundkurs teilnehmen zu können.


Praktika:
Dieser Sektor gibt den Jugendlichen durch die Wahrnehmung von Praktika in verschiedenen Bereichen eine Orientierung im Sinne der inhaltlichen und formalen Organisation von Erwerbsarbeit. Die Orientierungsphase dient darüber hinaus zur Konkretisierung von Berufs- bzw. Ausbildungswünschen. Passende Praktikumsstellen werden über trägereigene Vermittlung gesucht. Die Ausrichtung an den Fähigkeiten und Fertigkeiten der jungen Roma sowie an deren individueller Interessenslage als auch den traditionellen Hintergründen bilden dabei unabdingbare Voraussetzungen. Die vorgeschlagenen Bereiche umfassen Einzelhandel, Kinderbetreuung, Handwerk, Dienstleistung und Verwaltung.

Individuelle Module für ausgeschiedene TeilnehmerInnen/Nachbetreuung:
TeilnehmerInnen, die im Rahmen des Projekts ihren Hauptschulabschluss erworben haben, werden in Qualifizierungsmaßnahmen oder reguläre Ausbildungen vermittelt. Sie werden im Projekt für drei Monate weiterhin begleitet, beraten sowie pädagogisch und muttersprachlich betreut. Auch ausgeschlossene TeilnehmerInnen werden begleitet, um eine möglichst passende Alternative bzw. eine Anschlussqualifizierung bereitzustellen.

Kurze Zusammenfassung

Die langjährigen Erfahrungen des Förderverein Roma in den Bereichen Beratung, Schule und Ausbildung und das ihm entgegengebrachte Vertrauen seitens der Roma bilden die Grundlage des Projektes. Die Kooperation mit Fachleuten und lokalen Beschäftigungsträgern garantiert darüber hinaus neben dem eigenen know how die fachgerechte und professionelle Umsetzung der einzelnen Projektteile. Schließlich liegt die Zielsetzung des Projektes im Engagement gegen Rassismus, Ausgrenzung und Chancenlosigkeit, mit der speziell Roma-Jugendliche im Bereich Schule, Ausbildung und Beruf konfrontiert werden. Es legt gleichzeitig darauf Wert, Vorbehalte, Informationsdefizite und Zugangschwierigkeiten bei den Jugendlichen und deren Familien abzubauen,  Akzeptanz zu erfahren und Bildung als unmittelbaren Baustein zu Verbesserung der eigenen Situation zu begreifen.

 

                                                                                                                                                                                                                    ProRegion                   Jugendamt