(Stand: Dezember 2001)
Guten Abend,
mein Name ist Hans-Georg Böttcher. Ich bin der Pressesprecher der Roma-Union
Frankfurt. Und sollte heute normalerweise in dem Konzentrationslager Auschwitz ,
Nebenlager Birkenau sein, da vor 57 Jahren ein Akt von unvergleichbarer
Grausamkeit das "Zigeunerlager" Auschwitz liquidierte.
Alleine in einer Nacht sind über 2.700 Roma- und Sinti-Angehörige ermordet
worden. Die wenigen, die diese Hölle überstanden haben, mussten sich auf einen
Todesmarsch in andere Lager begeben. Viele weitere kamen ums Leben.
Leider war es der Roma-Union nicht möglich, mich dorthin zu schicken, da für
diese Tätigkeiten uns dafür keine finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt
werden.
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Heute kommen wir hier zum 57. Jahrestag der Liquidation des
"Zigeunerlagers" Auschwitz zusammen und müssen uns doch die Frage
stellen, was hat sich geändert ?
Sicherlich kann man sich sagen, warum soll sich was ändern, denn es geht doch
hier nur um Zigeuner. Wie Sie, die Sie hier anwesend sind, aber doch alle
wissen, waren wir politisch und rassistisch Verfolgte und wir können
sagen, dass dieses heute noch so ist.
Wir wissen zum Beispiel, dass es im Jahre 2001 immer noch bei den
Roma-Angehörigen in Tschechien zu Zwangssterilisationen kommt und in der
Slowakei die Roma-Angehörige verfolgt und gefoltert werden. Dort haben unsere
Brüder noch nicht einmal die Möglichkeit zu überleben, geschweige denn sich
gegen derartige schweren Übergriffe zu wehren.
Zwei weitere Beispiele sind noch zu erwähnen, die in jüngster Zeit und am
31.07.2001 passiert sind.
In Mazedonien sind viele Roma-Angehörige qualvoll gefoltert und getötet
worden.
In der Nacht zum 31.07.2001 wurden auf einen Wohnwagenplatz in Brandenburg, der
mit ca. 50 Wohnwagen von Roma-Angehörigen besetzt war, ein größerer
Brandanschlag verübt.
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Ich frage: Wann wird diese Verfolgung endlich einmal aufhören und wann werden
Roma und Sinti in und außerhalb Europas allen anderen Bürgern gleichgestellt.
Denn nur so könnte man bei einer Integration versuchen unser Gedenken, was uns
im Dritten Reich geschehen ist, nicht vergessen, sondern damit umzugehen, um mit
anderen Menschen leben zu können.
Hier sind doch auch die internationalen Politiker gefragt, um zu verhindern,
dass solche drastischen Eingriffe und Übergriffe gegen Roma- und
Sinti-Angehörige weiterhin stattfinden. Es ist uns durch die Medien
bekannt, dass stellenweise von behördlichen Stellen nichts unternommen
wird, sondern man alle Augen verschließt oder einige Verfälle versucht zu
verschweigen.
Ich bedanke mich für Ihr Zuhören.
02.August 2001
Frankfurt am Main
Braubachstrasse
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