Gedenktafeln
in Frankfurt am Main
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Diese und eine weitere
Mahntafel wurden im Oktober 1992 am Römer und am Gesundheitsamt befestigt.
Damit wurde gegen die brutale Festnahme französischer Juden in
Rostock demonstriert, die eine gleichlautende Mahntafel am dortigen Rathaus
angebracht hatten.
Leider blieben sie nur wenige Stunden hängen, bevor die Stadtverwaltung sie
wieder beseitigen ließ.
(Presseschau Oktober 1992) |
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Braubachstraße
(ehem. Gesundheitsamt) |
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Mehr als zehn Jahre kämpfte die Roma-Union Frankfurt für die
Anbringung dieser Mahntafel am Stadtgesundheitsamt gegen den Widerstand von Frankfurter Behörden und politischen
Institutionen. Diese kollektive Hartnäckigkeit richtete sich gegen eine Gedenktafel im touristischen Zentrum der Stadt, die der Opfer gedenkt, die Täter und Täterinnen der nationalsozialistischen "Zigeuner"-Verfolgung benennt, die Institution und den Ort markiert, in der das sog. nationalsozialistische "Erbarchiv" aufbewahrt wurde und zugleich die Kontinuität nach 1945 aufzeigt:
Die "rasse-biologisch" tätigen Wissenschaftler der NS-Verfolgungsbehörden,
Robert Ritter und Eva Justin, fanden ab 1947 Schutz und Anstellung im Frankfurter Gesundheitsamt; ihre Opfer, die überlebenden Roma und Sinti, blieben ausgegrenzt und der rassistischen Begutachtung weiterhin unterworfen.
In dieser zentralen Bedeutung weist die Mahntafel am Gesundheitsamt auf die anderen Gedenk-Orte der nationalsozialistischen Verfolgung von Roma und Sinti hin, die in den Industriegebieten, in der Abseite der Stadt liegen. |
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An
drei Tagen im Jahr lädt die Roma-Union Frankfurt zu einer
Gedenkveranstaltung an der Tafel in der Braubachstraße ein:
am
27. Januar (1945 Befreiung von Auschwitz durch die Rote Armee)
am
02. August (1944 Liquidation des "Zigeunerlagers" in
Auschwitz-Birkenau) und
am
16. Dezember (1942 Erlass zur Deportation der Roma und Sinti nach
Auschwitz) |
Dieselstraße
30
("Matra-Werke") |
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In der Abseite errichtete die Stadt Frankfurt im Sommer 1937 das Lager Dieselstraße. Die
ersten Sinti und Roma wurden am 18. August 1937 auf Anweisung des Fürsorgeamtes von ihrem Wohnwagen-Standplatz in der Kruppstraße zur
Dieselstraße verschleppt. Bis
zur Auflösung des Lagers im Jahre 1942 waren hier ständig bis zu 150 Menschen eingesperrt, unter unmenschlichen Bedingungen und unter Kontrolle und Bewachung durch die Polizei. Der Lagerleiter Johannes Himmelheber schikanierte und schlug die Menschen, wenn er nicht gerade damit beschäftigt war, Zwangsarbeit zu überwachen oder Denunziationsberichte an höhere Stellen zu schreiben, um Roma und Sinti nach Auschwitz deportieren zu lassen. Besondere Freude fand er daran, mit seiner Reitpeitsche die Kinder zu schlagen.
Nachdem die Firma "Matra", die heute immer noch auf dem Gelände Rüstung produziert, das Grundstück erworben und es für eigene Zwangsarbeiter (aus der Sowjetunion, aus Belgien, Frankreich, Italien und den Niederlanden) brauchte, wurde das "Zigeunerlager" im Oktober 1942 in die Kruppstraße verlegt.
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Kruppstraße
(U-Bahn-Station)
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Das Lager in der
Frankfurter Kruppstraße war am 9. März 1943 der Ausgangspunkt für die
Deportation der verbliebenen mehr als hundert Roma und Sinti in die
Vernichtungslager, vor allem nach Auschwitz-Birkenau. Die meisten wurden
dort ermordet.
Die Verfahren gegen die Frankfurter Haupttäter wurden nach 1945 eingestellt. Johannes Himmelheber setzte seine "polizeiliche Tätigkeit" bis zu seiner Pensionierung fort.
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Die beiden Tafeln in der
Dieselstraße 30-40 am Eingang der "Matra-Werke" und an der U-Bahn-Haltestelle Kruppstraße wurden im Jahre 1994 angebracht. Dies wurde durch eine private Spende ermöglicht. Die Stadt Frankfurt am Main hatte zu diesem Zeitpunkt ihren Gedenktafeln-Etat schon aufgebraucht und die beiden Tafeln zur Erinnerung an die ermordeten Sinti und Roma wurden kurzerhand gestrichen. |
Hauptfriedhof
(Gewann
VII, "Hiob")
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Der
Gedenkstein im Hauptfriedhof, der an die ermordeten 500 000 Sinti und Roma
im Nationalsozialismus
erinnert, wurde am 3.3.1993 enthüllt und befindet sich am
Zugang zur Gedenkstätte "Opfer der Gewalt 1933-1945", rechts vor der
Figur "Hiob". Es ist ein Sandstein aus der Sinti-Werkstatt Landau.
Daneben
liegt der "Gedenkstein für Frankfurter NS-Opfer" und gegenüber der
"Gedenkstein für die im Namen der Wissenschaft mißbrauchten Opfer des
Nationalsozialismus".
Auf dem
gleichen Feld sind Gräber von Zwangsarbeitern aus verschiedenen europäischen
Ländern, insbesondere der Sowjetunion und Polen.
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