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Am Sonntag, den 04.02.06, gegen 09.00 Uhr, hat die Staatsmacht durch das
ausführende Organ, nämlich der Polizei, gegenüber einer Roma Familie
wieder einmal so genannte "Gestapo -Methoden" mittels eines gewaltsamen
Übergriffes zu Tage gebracht.
Am Freitag den 02.02.2006 hat die Mutter eines seit dem 28.01.2006 in
psychiatrischer Behandlung befindlichen Sohnes von dem Klinikum Offenbach
einen Anruf erhalten. Man teilte ihr mit, dass der Sohn aus der
geschlossenen Abteilung geflohen sei. Mit diesem Anruf war die Bitte
verbunden, falls der Sohn zu Hause erscheine, das Krankenhaus oder die
Polizei zu benachrichtigen, um den Sohn wieder in die Obhut der
Psychiatrie zu stellen.
Der Vater informierte am Sonntagmorgen, nach Erscheinen des Sohnes in der
elterlichen Wohnung, vereinbarungsgemäß die Polizei.
Als zwei Beamte in der Wohnung eintrafen haben sie den Sohn verhaftet und
mit Handschellen auf dem Rücken fixiert. Die Anbringung der Handschellen
war sehr eng und verursachte erhebliche Schmerzen.
Der Sohn bat seinen Vater, den Beamten zu sagen, sie möchten den Druck
etwas verringern. Die Beamten verweigerten dies.
Auf dem Weg zur Strasse und auf der Strasse geriet der psychisch kranke
Sohn in eine Stress-Situation und wollte weglaufen. Die Beamten, denen die
Erkrankung des Sohnes bekannt war, versuchten daraufhin durch sehr rabiate
und der Sache absolut nicht angepasste Maßnahmen den Sohn in das
Dienstfahrzeug zu bringen.
Dabei wurde der Sohn in einen Würgegriff genommen, durch Schläge auf
verschiedene Körperteile traktiert und auf dem Gehsteig mit Körper- und
Knieeinsatz fixiert.
Der Familienvater bat, geschockt durch das brutale Vorgehen, die Beamten
flehentlich den kranken Sohn nicht zu misshandeln, sondern auf einem
vernünftigen Weg in die Klinik zurück zu bringen.
Als Reaktion auf die Vorgänge wurde nicht etwa eingehalten, sondern noch
weitere Einsatzfahrzeuge angefordert
Einer dieser Wagen war ein Polizeibus, in den die Beamten den Sohn nunmehr
hineinwarfen.
Die beiden Beamten, die die Festnahme vornahmen sowie zwei weitere Beamten
gingen ebenfalls in den Bus und fixierten den am Boden liegenden Sohn
erneut mit erheblichem Körper- und Knieeinsatz.
Die Mutter konnte dieser völlig unnötigen und sicherlich
menschenverachtenden Situation nicht mehr zuschauen und bat erneut die
Beamten eindringlich, ihren Sohn nicht weiter zu drangsalieren.
Dabei hat ein den Vorgang verfolgender und als Unterstützung
eingetroffener Beamter einen Polizeihund auf die protestierende Mutter
losgelassen. Die Frau erlitt mehrere Bisswunden und verletzte sich als
Folge des Angriffes bei einem Sturz am Oberschenkel. In dem vorliegenden
ärztlichen Attest lautet die Diagnose : Hundebissverletzung Thorax rechts
und Oberschenkel links sowie Prellung rechter Oberschenkel.
Inzwischen kam ein Krankenwagen als Unterstützung.
Die Beamten holten den fixierten und misshandelten Sohn aus dem Polizeibus
und legten ihn auf die Krankenwagenliege, wo er zudem mit Bändern
gefesselt und in die Klinik zurück gebracht wurde.
Die Beamten stellten die Personalien der Eltern fest und empfahlen der
Mutter, die erlittenen Verletzungen durch den Polizeihund im Krankenhaus
behandeln zu lassen.
Danach verließen sie den Einsatzort.
Die Eltern waren fassungslos über diesen Polizeieinsatz.
Sie wollten doch ursprünglich gemeinsam mit den behandelnden Medizinern
der Klinik und der Polizei den kranken Sohn wieder in die Klinik zurück
bringen und mussten nun die geschilderten Vorgänge miterleben.
Die Roma Union Stellt die Frage, ob die Herkunft des Sohnes, er ist Roma,
bei der Festnahme eine Rolle gespielt hat ?
Im Grundgesetz ist die Rede von der Unverletzlichkeit, der Würde und des
Schutzes jeder einzelnen Person.
Dieses Grundrecht ist gerade aus der Vergangenheit und der Erfahrung der
Vernichtung für uns Roma unumstößlich.
Der beschriebene Vorgang erinnert uns demgegenüber an extremste Willkür
und die eklatante Missachtung verbriefter Rechte.
Der Roma-Union liegen etliche Zeugenaussagen vor. Sie hat mittlerweile
Strafanzeige gegen das zuständige Revier gestellt, fordert eine
rückhaltlose Aufklärung der Vorgänge und rechtliche Konsequenzen bezüglich
der verantwortlichen Beamten.
Ffm., 13.02.2006
L.- P. Böttcher
(Vorstandvorsitzender Roma-Union e.V. - Verband für Hessen)
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